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  • … die interessanten.

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    … die interessanten

    Weshalb in der Meditation Gedanken erlaubt sind und was es mit dem Mythos des «leeren Kopfes» beim Meditieren auf sich hat.

    Meditation oder Gedanken im Kopf des kleinen Mädchens
    OX & RE – das Logo zu Meditation und Gedanken

    Der Mythos vom leeren Kopf

    Mit diesem Text kehren OX & RE ein wenig zu den Basics dieser Webseite zurück. Und schauen auf ein Thema, das so vielen Einsteigern in Meditation, Yoga & Co. schwerfällt: Meditation und Gedanken! Was passiert überhaupt im Geist beim Meditieren? Gibt es Gedanken und wenn ja, warum und ist das gut oder schlecht? Und weshalb macht man den ganzen Spaß eigentlich?

    Gleich zu Anfang weg mit dem Mythos: Das Ziel der Meditation ist nicht der komplett leere Geist. Oder sagen wir: Es wäre das ideale Ziel beim Meditieren, es klappt nur nicht. Das bestätigen selbst die erfahrensten Köpfe der Szene – vor Tausenden von Jahren wie heute. Unser Kopf ist einfach nicht so gestaltet, dass wir über 30 Minuten hinweg vollkommene Stille im Schädel haben könnten – geschweige denn für 30 Sekunden!

    Trotzdem hält sich diese Sichtweise über Gedanken bei der Meditation bei Einsteigern hartnäckig. Gerne mit Erklärungen wie: «Ich habe versucht zu meditieren. Aber nach ein paar Sekunden kommen immer wieder Gedanken in den Kopf und lenken mich ab. Was mache ich falsch? Ich kann das einfach nicht!». OX & RE schaffen ein wenig Klarheit

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    Eine Bremse für das Karussell

    Wenn wir das Bild vom «Gedankenkarussell» nutzen, hat Meditation (sehr vereinfacht und je nach Strömung) zwei primär Ziele: 1) Das Karussell soll sich langsamer drehen. 2) Wir entfernen ein paar Tiere und Autos aus dem Karussell. Und das alles während voller Fahrt und ohne handwerkliche Übung.

    Selbst erfahrene Gurus wie Shinzen Young sprechen darüber, wie schwierig die «Leere des Geistes» zu erreichen ist. Jeder Meditierende mit 30 Jahren Erfahrung wird zugeben, dass trotz allen Trainings immer wieder Gedanken in den Geist kommen. Dies ist die menschliche Natur und nichts, worüber sich der Meditierende wundern sollte.

    Problematisch wird das Ganze auch durch die verschiedenen Strömungen der Meditation. Wer eine klassische Atemmeditation macht, wird sich auf die Atmung und nicht auf seine Gedanken konzentrieren wollen. Stehen bei der Meditation Gedanken als Objekt der Meditation im Vordergrund, ist es genau andersrum.

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    Soll ich denn jetzt denken? Oder nicht?

    Wie auch immer Ihr bei einer Meditation Gedanken handhaben sollt – kommen werden Sie in jedem Fall. Viele Menschen glauben, sie meditieren deshalb falsch. Doch die Anwesenheit der Gedanken ist nicht das Problem, sondern die Grundlage für die weitere Meditation.

    Sagen wir, Euer Ziel ist, Euch bei einer Atemmeditation alleine auf das Ein- und Ausatmen zu konzentrieren. Natürlich sind Gedanken hier ein «Störfaktor». Es ist aber kein Fehler, dass sie auftauchen. Stattdessen ist Euer Ziel zu merken: «Hey, da ist ein Gedanke. Ich hab’s gemerkt. Sehr gut. Jetzt ganz entspannt wieder zur Konzentration auf die Atmung zurückkehren und alle haben gewonnen.»

    Vielleicht möchtet Ihr auch bei der Meditation die Gedanken bewusst kennen lernen. Ihr setzt Euch in Ruhe hin und Ihr seid gespannt, welche Gedanken Euch in den Geist kommen. Vielleicht wollt Ihr sie in Ruhe wahrnehmen, ohne Bewertung, und sehen, wohin Euch Euer Kopf führt. Auch dies kann Sinn und Zweck der Meditation sein.

    Fragt Euch also nie, ob Gedanken bei der Meditation gut oder schlecht sind. Geißelt Euch nicht, wenn sie in den Kopf kommen. Sie erfüllen bei jeder Meditation einen Zweck. Entweder als Hilfsmittel, oder Stolperstein, oder Katalysator für das, was Ihr beim Meditieren erreichen wollt.

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    Woher denn dann der Mythos mit dem leeren Geist?

    Wenn all dies stimmt, was OX & RE hier gerade zu Mediation, Achtsamkeit & Co. schreibt – woher kommt denn dann die Sichtweise, dass wir bei der Meditation nicht denken sollen? Dass wir lernen sollen, unseren Geist zur Ruhe kommen zu lassen und die Welt mit all Ihren Störungen auszuschließen?

    Der Punkt ist: Ihr müsst unterscheiden zwischen «Gedanken» und «irgendwelchen Gedanken». Vergleicht dies mit einem Training, das Ihr in der Außenwelt durchführen könnt. Vielleicht nehmt Ihr Euch mal als Konzentrationsübung vor, Eure Augen auf ein bestimmtes Objekt in der Welt zu richten und dies für eine bestimmte Zeit (1, 2, 5 Minuten) anzuschauen.

    Wenn Eure Augen abweichen und etwas anderes anschauen wollen, merkt Ihr: «Moment, hier ist was falsch. Ich wollte mich doch auf Objekt xyz konzentrieren.». Und Ihr führt Euren Blick zurück. Ihr lasst Euren Blick aber nicht einfach wild durch die Gegend schweifen, genauso wenig, wie Ihr Euren Gedanken freien Lauf beim Meditieren lassen sollt. Ihr lenkt den Geist stattdessen auf ein festes Objekt – das kann Euer Atem sein oder Eure Gedanken selbst. Was Ihr nicht macht im obigen Beispiel: Ihr schließt nicht die Augen, damit Ihr überhaupt nichts mehr von der Welt seht.

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    Von allen Gedanken …

    Meditieren heißt denken lernen. Besser gesagt: Zu realisieren, dass «wir selbst» nicht unsere Gedanken sind. Und hierdurch eine innere Freiheit und ein besonderes Wissen über uns zu gewinnen. Ähnlich wie mit Gefühlen sollten wir in keiner Situation der Spielball unserer Gedanken sein. Genau hierauf zielt eine gute Meditation ab. Und befreit uns davon, dass wir unsere Gedanken, unser Wissen, unsere Gefühle oder unser Ego sind.

    Denken ist also erlaubt. Und im Idealfall wird uns erst in der Ruhe der Meditation bewusst, was uns der Kopf so anliefert. Und gibt uns neue Möglichkeiten, mit diesem Wissen über uns selbst und die Welt umzugehen. Frei nach dem Motto eines der bekanntesten Lieder der Hamburger-Schule-Band Die Sterne:

    Von allen Gedanken/ schätze ich doch am meisten/ die interessanten.

    Die Sterne, «die interessanten» (1997)

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  • Philosophie für den Morgen danach

    Philosophie für den Morgen danach

    Philosophie für den Morgen danach

    Was Stoizismus und Epikureismus unterscheidet und weshalb für viele Menschen Freude vor Vergnügen steht.

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    There’s a party …

    Wir von OX & RE machen uns ja für eine Philosophie stark, die Euch durchs Leben bringen soll. Als innerer Leitfaden, moralische Instanz, whatever. Grundsätzlich spielt es für uns keine Rolle, welche Philosophie Ihr wählt. Wenn OX & RE mit Menschen über das Leben nach der Stoa, Marc Aurel & Co. sprechen und das Gegenüber hat sich ernsthaft mit einer eigenen Lebensphilosophie auseinandergesetzt, fällt schnell ein Name: Epikur!

    Es sei direkt gesagt: Wer eine Philosophie sucht, die «sexy» ist, ist beim Epikureismus bestens aufgehoben. Hier geht’s um Lust und Vergnügen, nicht um so knorrige Dinge wie dieses tugendhafte Leben, das ewige Memento Mori und so weiter. Und doch sind die Unterschiede zwischen Stoizismus und Epikureismus gar nicht soooo riesig.

    In diesem Artikel zeigen wir den wesentlichen Unterschied auf und geben Euch eine Wahl. Vielleicht gibt es irgendwo in den Tiefen des Internets einen Konkurrenten zu OX & RE, der eine Webseite mit «Extremsport, Epikureismus & Palaver» betreibt. Bitte melden, wir verlinken sofort!

    Disclaimer: Ähnlich wie Ihr Stoiker es von dieser Webseite kennt, werden auch Konzepte aus dem Epikureismus deutlich vereinfacht dargestellt. Für Vertiefungen ins Thema laden wir gerne zur weiterführenden Recherche ein.

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    Epikureismus – verdammt reizvoll und „reizvoll“

    Stoizismus und Epikureismus waren schon in der Antike zeitgleiche «Kontrahenten», wie andere philosophische Strömungen auch. Der Name Epikur ist allen Menschen bekannt, die einen groben Einblick ins Thema Philosophie gewonnen haben. Und hier fällt direkt auf: «Epikur» ist nicht «Stoa». Die Strömung ist also nach einer Person, nicht wie die Stoa nach einem Gebäude benannt. Hier mögen Kritiker sagen: Typisch Personenkult, typisch Epikureismus eben!

    Stoizismus und Epikureismus sind Geschwister im Geiste, aber auf keinen Fall im Körper. Verantwortung fürs eigene Handeln zu übernehmen und die Natur als Leitprinzip waren beiden gemeinsam. Doch Natur ist ein weit dehnbarer Begriff, wie die größten Unterschiede zwischen beiden Strömungen zeigen. In einem kompakten Absatz:

    Die Stoa erzählt vom tugendhaften Handeln. Stoiker streben danach, ihre Tugenden zu entwickeln und hieraus ihre Lebensqualität zu ziehen. Genüsse gibt es nicht im Übermaß, Selbstkontrolle und Vernunft sind wichtige Maßstäbe hierbei. Für Anhänger von Epikur sind Lust und Genuss wichtige Leitprinzipien. Das Leben ist eh zu kurz, um permanent an den Tod zu denken. Also: Boxen aufdrehen! Her mit dem Wein! Morgen ist es vielleicht schon zu spät!

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    Stoizismus als philosophischer Rollmops

    Als Anhänger der Stoa möchten OX & RE die Philosophie von Epikur nicht unnötig «dissen». Dafür sind die vielen weiteren Aspekte der Ethik und des Handelns beider Strömungen zu ähnlich. Bei Themen wie Lust, Glück und dem Umgang mit der Welt ist der Unterschied zwischen Stoa und Epikur jedoch zu krass, um einfach ignoriert zu werden.

    Wie also reagieren, wenn ein Mensch zurück in die Antike schaut und erkennt, dass der Stoiker im Vergleich zum Epikureer eher ein Sauertopf ist. Dass der Stoiker eine Philosophie für den Morgen danach vertritt, wenn die Vernunft wieder einsetzt und man zur Ausnüchterung zum Rollmops greifen will. Beide Strömungen streben nach Glück. Beide wünschen sich eine gehobene Lebensqualität. Und kein Stoiker kann abstreiten, dass die Welt für die eigene Person in x Jahren endet und man die Zeit bis dahin genießen sollte.

    Genuss und Lust als solche gehören auch zur Welt der Stoiker. Selbst Marc Aurel hatte eine zweistellige Anzahl an Kindern. Hier geht’s stärker um die Maßregelung, um einen vernünftigen Umgang mit Lust und einem Glück, das länger hält als das nächste Glas Sekt, das direkt wieder nachgefüllt werden muss.

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    Vergnügen oder Freude?

    Um Stoizismus und die Lehren von Epikur sinnvoll voneinander abzugrenzen, sind zwei Begriffe voneinander abzugrenzen, die im Alltag (gerade heutzutage) schnell verschwimmen: Vergnügen und Freude. Letztlich möchte jeder Mensch, ob in der Stoa oder in der Disko, in der Antike oder im 21. Jahrhundert, Glück im Leben verspüren. Themen wie Tod müssen deshalb nicht verdrängt werden, aber an sich wünscht sich wohl jeder eine positive Philosophie.

    Epikur zieht diese Positivität eher aus dem Vergnügen. Die «Lustmaximierung» als Prinzip würden wohl nur die wenigsten Epikureer abstreiten. Und die diskreten Ereignisse der Lust («suffe, poppe, Kaarde kloppe!») sorgen für das entsprechende Vergnügen.

    Für Stoiker ersetzt Freude das Vergnügen. Als eine Art von Grundzustand, der keinen Auslöser in der Welt benötigt, um aktiv zu werden. Die Freude kann aus Disziplin, aus Verzicht, aus Selbstkontrolle heraus entstehen – stets im Bewusstsein, es geschafft zu haben, die Vorsätze der eigenen Tugend zu erfüllen.

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    Endlich keine Schokolade mehr

    Kritiker mögen hier sagen: Alles schön und gut, aber alles Blödsinn! Ein Stück Schokolade gibt mir einen Dopamin-Kick und ich fühle mich gut. Wie soll ich denn ein Ersatzgefühl erzielen, das gleichwertig ist, nur durch den Verzicht auf Schokolade? Die Antwort ist: Selbst ausprobieren und an die Konsequenzen denken!

    Als Philosophie für den Morgen danach steht Stoizismus für das berühmte «Nie wieder Alkohol». (Oder besser: Ab und zu mal ein Gläschen, aber bewusst und in Maßen, ist schon erlaubt). Doch wie froh kann jemand sein, der abnehmen möchte und abends im Bett merkt: Hey, ich hab’s geschafft, heute hab ich der Versuchung widerstanden, mir das Snickers reinzuziehen?

    Wie gut ist das Gefühl, Wochen oder Monate später auf der Waage zu sehen, wie der Verzicht einen vorangebracht hat? Es ist eine Freude und eine Steigerung des Selbstwertes, die eben nicht mit dem Kick des Schokoriegels vergleichbar ist. Ist dies deshalb das bessere Ziel für die persönliche Glückseligkeit? Wir Stoiker würden sagen: Ja! Vielleicht seht Ihr es anders – umso besser. Denn Stoizismus und Epikureismus möchten Euch beide erstmal nur zum Denken anregen – in der Antike genauso wie heute.

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  • Im Auto mit Maggie Simpson

    Im Auto mit Maggie Simpson

    Im Auto mit Maggie Simpson

    Was Ego und Selbst unterscheiden und wer wirklich am Steuer sitzt, wenn Ihr durch Euer Leben geht.

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    Alles unter Kontrolle

    Eigentlich erscheint die Geschichte mit dem Bewusstsein ganz einfach. Ihr habt einen Kopf. In dem Kopf ist ein Gehirn. Das übernimmt eine ganze Menge, z. B. Euer Denken. Und führt Euch mit einer Fülle von Gedanken mal sehr erfolgreich, mal sehr panisch oder ängstlich durchs Leben. Und mit der Zeit, über Jahre und Jahrzehnte hinweg, entsteht eine Identität und ein Selbstbild – schließlich denkt ja kein anderer Mensch genauso, wie man selbst.

    Durch Meditation, Yoga oder andere Übungen entstehen erste Zweifel. Das Selbstbild schwankt ein wenig, wenn Ihr merkt, dass Eure Gedanken nicht Euer Selbst sind. Oder dass andere Menschen eine völlig andere Vorstellungen vom eigenen Selbst haben «als man selbst». Eins scheint jedoch offensichtlich: Ich, also dieser Denkapparat in meinem Kopf, ist mein Selbst und macht aus, was ich bin.

    In diesem Artikel zeigen Euch OX & RE gerne auf, dass die Wirklichkeit endlos weit hiervon entfernt ist. Und dass ein Begriff wie Ego oder Selbst nicht beliebig austauschbar ist. Was dies mit Eurem Bewusstsein, Eurem Körper und Eurem Denken zu tun hat, kommt jetzt. Musik, bitte!

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    Jetzt bitte das Simpsons-Intro abspielen

    Die meisten Leser von OX & RE kennen «Die Simpsons» und das traditionelle Intro der Serie. In diesem Artikel geht’s um das Baby der Familie, Maggie Simpson. Im Intro der Serie entsteht für ein paar Sekunden (humoresk) der Eindruck, das Baby steuert das Familienfahrzeug. Das Bild zoomt heraus und zeigt dann die Wirklichkeit: Maggie hat nur ein Spielzeug-Lenkrad in der Hand und imitiert die Bewegung der Mutter, die das Auto steuert. Ein visueller Gag eben.

    Für diesen Artikel von OX & RE wandeln wir die Situation ein wenig ab. Stellt Euch vor, das Auto fährt autonom (!) und benötigt niemanden, der es steuert. Außerdem solltet Ihr in den Kopf von Baby Maggie eintauchen. Geht das Baby davon aus, das Auto wirklich zu steuern? Oder weiß es, dass es dies nur simuliert und «eigentlich» die Mutter fährt? Für diesen Artikel nehmen wir an: Das Baby glaubt ernsthaft, es steuert das Fahrzeug. Genauso wie wir Menschen glauben, wir steuern unseren Körper und Geist.

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    Bis zur nächsten Bremsung …

    Wenn wir Menschen durch die Welt gehen, haben wir ein ähnliches Gefühl der Steuerung und Kontrolle. Unsere Gedanken sagen: «Hey, da drüben steht der Eiswagen.», und wir setzen uns in Bewegung. Unsere Gedanken sagen: «Was würde ich dem Chef jetzt gerne die Meinung sagen.», und trotzdem halten wir unseren Impuls ein. Ein klares Konzept von Kontrolle. Wir denken, wir analysieren, und setzen anschließend das in der Welt um, worauf wir uns verständigt haben.

    Genau dies macht Maggie auch am Steuer. Eine Rechtskurve kommt und sie lenkt rechts. Eine Linkskurve kommt und sie lenkt links. Sie sieht und analysiert die Situation, trifft eine Entscheidung und das Auto bewegt sich entsprechend. Um im Bewusstsein von Maggie dürfte ankommen: Hey, ICH mache das!

    Maggie hat kein Gaspedal, keine Bremse, keinen Zugriff auf Beleuchtung oder eine Verständnis für die Tankanzeige. Was so lange egal ist, wie der Tank voll ist oder nicht gebremst werden muss. Es ist einfach, einen Eindruck von Kontrolle von bekommen, wenn es nicht wirklich etwas zu kontrollieren gibt. Denn EIGENTLICH fährt das Auto ja autonom, die eigene Steuerung ist ein Fehleindruck.

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    Auf allen Ebenen autonom unterwegs

    Im Alltag merken wir meist nicht, wenn das Gehirn im Autopilot rattert und Gedanken generiert werden, die wir zu schnell als Selbstbild oder Identität annehmen. Es sind gerade die Momente der fehlenden Kontrolle, wo unser Ego, das uns sonst so häufig gut (und schlecht) berät, nichts mehr tun kann. Wir verlieren hierdurch nicht unser Selbst, wir sind ja schließlich noch wer, aber das Ego als solches stößt in unserem Leben wieder und wieder an seine Grenzen.

    Beispiele gefällig? Hier kommen sie!

    Körper: Habt Ihr schonmal probiert, alleine durch Kraft Eurer Gedanken eine Grippe zu beenden? Euer Fieber zu senken oder Durchfälle zu stoppen? Wann immer es zu einer Fehlfunktion oder Krankheit in Eurem Körper kommt, sitzt Ihr nicht mehr am Steuer. Euer Ego rattert dann meist weiterhin und erzeugt Panik, wie sich das Ganze mit der Zeit entwickelt oder wie schlecht es einem geht. Nur dies spontan ändern, alleine durch die Kraft des Denkens, könnt Ihr nicht.

    Geist: Habt Ihr schonmal versucht, (negative) Gedanken aus Eurem Kopf zu entfernen, die wieder und wieder aufkommen. Ja, durch Meditation, Yoga oder Achtsamkeit könnt Ihr eine Distanzierung hiervon lernen. Aber als Person zu sagen: Von der nächsten Sekunde an denke ich xyz nicht mehr, und dies wird immer so bleiben – funktioniert halt nicht.

    Emotionen: Das Gleiche gilt auf emotionaler Ebene. Ihr könnt an Eurer emotionalen Regulation arbeiten und Euch durch Achtsamkeit bewusst machen, was innerlich in Euch wühlt. Aber all dies sorgt spätestens in Extremsituationen nicht für eine Auflösung der Emotion. Wut bei einer starken Ungerechtigkeit, Trauer beim Verlust eines geliebten Menschen. Bis vor Kurzem hatte Euer Ego das Steuer in der Hand, plötzlich «seid Ihr nicht mehr Ihr selbst».

    Bewusstsein: Eine Reihe von Euch werden die Situation kennen, in Ohnmacht zu fallen. Ihr seid gerade noch bei Bewusstsein und plötzlich ist es weg. Als Schutzmechanismus, als Antwort auf eine Phobie oder aus völlig unerklärlichen Gründen. Ihr könnt es nicht verhindern, so sehr es Euer Ego auch möchte. Das Ding, was gegensteuern möchte, wird einfach ausgeschaltet.

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    Was heißt das jetzt für Ego und Selbst?

    Alle genannten Beispiele (und viele mehr) sollen Euch eine Sache verdeutlichen, die im alltäglichen Denken schnell untergeht:

    Euer Ego, diese innere Stimme mit all Ihren Wünschen und Bedürfnissen und Trash Talk über die eigene Person, ist nicht Euer Selbst. Sie erweckt aber durchweg den Eindruck, dass sie es ist. Unsere Identifikation mit der inneren Stimme fühlt sich manchmal so selbstverständlich an, dass man sie nicht mehr hinterfragt.

    Doch Euer Selbst ist deutlich. Euer Selbst liegt jenseits des Bewusstseins und ist eine verdammt intelligente Einheit. Ja, Ihr mögt Euch darüber ärgern, Grippe zu bekommen oder in Ohnmacht zu fallen oder schon wieder in Tränen auszubrechen. All dies hat jedoch Sinn. «Etwas in Euch» entscheidet, dass es Zeit ist, die Temperatur zu erhöhen, Schleim im Hals zu bilden und diesen Virus auszutreiben, bevor das gesamte System ernsthaft erkrankt. Egal, was das Ego sagt. Zum Glück!

    Solange alles gut läuft, reicht die Illusion, das Steuer in der Hand zu halten. Die wirklich großen Entscheidungen rundum Euer Selbst werden jedoch auf einer Ebene getroffen, die Euer Ego nicht beeinflussen kann. Erneut: Zum Glück!

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    Blick unter die Haube

    Ja, wenn Maggie Simpson größer wird, wird sie vielleicht verstehen, wer wirklich das Auto gesteuert hat. Dass ihr Ego als Baby Dinge vielleicht falsch wahrgenommen hat und es die erwachsene Person neben ihr war, die das Steuer in der Hand hatte. Oder sie schaut unter die Haube und sieht, dass das Auto tatsächlich autonom fährt.

    Ein solcher Blick unter die Haube ist bei Eurem Bewusstsein schwieriger. Und auch nicht zwingend nötig, wenn Ihr akzeptiert, dass diese Stimme in Eurem Kopf nicht die Steuereinheit oder das Selbst ist, was es so oft behauptet zu sein. Um trotzdem ein wenig mehr über das Selbstbild zu erfahren und weniger häufig vom Ruckeln unter der Haube überrascht zu werden, gibt es Möglichkeiten. Meditation und Achtsamkeit sind hier für Euer Leben der ideale Einstieg.

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  • Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Wie stoisches Denken und der Worst Case zusammenhängen und weshalb man deshalb nicht die Welt durch die pechschwarze Brille sehen muss.

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    Wenn Stoizismus richtig unsexy wird

    Wenn Ihr die Artikel von OX & RE rundum die stoische Philosophie verfolgt, werdet Ihr nicht gerade in helle Begeisterung ausgebrochen sein. Was, ich soll mit dem Memento Mori permanent an den Tod denken? Und dann noch dieses Amor Fati mit der Liebe zum verdammten Schicksal? Wenn Ihr diese Dinge schon als schwierig empfindet, kommt jetzt die bittere Kirsche auf das stoische Sahnehäubchen: «Praemeditatio Malorum».

    Wer denkt schon gerne ans Schlimmste? Wer setzt sich schon gerne mit dem auseinander, was im Extremfall passiert? OX & RE geben zu: Wir selbst nicht! Trotzdem ist die PraeMal (ja, wir kürzen das lateinische Wortmonster hier mal inoffiziell ab) für Euer stoisches Denken unverzichtbar. Und OX & RE bieten Euch eine Variante an, die niemand sofort in tiefste Depression stürzen muss. Apropos:

    DISCLAIMER: In diesem Artikel geht es viel um die schlimmsten Dinge, die Menschen im Leben so widerfahren können. Es werden selten konkrete Dinge angesprochen, trotzdem gilt: Wer sich aktuell in einer schwierigen Lebensphase befindet und zum «Katastrophendenken» neigt, sollte diesen Artikel vielleicht meiden – oder testen, wie gut es mit der stoischen Gelassenheit und Haltung mittlerweile klappt.

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    Der Worst Case – Juhu?

    Ob Seneca, Marc Aurel oder die frühen Stoiker, überall findet Ihr einen Bezug auf die PraeMal. Ob psychologische Foren oder Erfolgsbücher rundum die stoische Philosophie – die Praemeditatio Malorum lässt sich überall als eine der wichtigsten Übungen für Euer stoisches Denken finden. Dabei ist sie für Menschen heute noch weniger intuitiv als das Memento Mori.

    Wörtlich übersetzt heißt der lateinische Begriff so viel wie «Meditieren im Vorfeld über das Schlimmste». Das Ganze hat also weniger mit der klassischen Meditation zu tun, die Leser von OX & RE aus anderen Artikeln kennt. Platt gesagt: Ihr nehmt Euch Zeit, Euch mit einer Situation intensiv auseinanderzusetzen und Euch vorzustellen, was das Schlimmste ist, das passieren kann.

    Ganz so extrem wie zu den Zeiten von Seneca und den alten Stoikern sind die Konsequenzen zum Glück nicht mehr:

    «Lass sie vor Deinem inneren Auge erscheinen: Exil, Folter, Krieg, Schiffsbruch. Alle Konditionen unseres menschlichen Schicksals solltest Du vor Augen haben.»

    (Seneca, Übersetzung von OX & RE)

    Trotzdem: Warum sollte man sich Zeit und Ruhe gönnen, ernsthaft darüber nachzudenken, wie man sein gesamtes Vermögen, seine körperliche Gesundheit, seine Familie, seinen Ruf oder direkt alles zusammen verliert? Will die stoische Philosophie Euch in die Depression treiben oder zum Schwarzseher erziehen?

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    Was Angst auslöst und Angst lindert

    Ja, es gibt Menschen, die stehen nach wenigen Sekunden voller negativer Gedanken vor einer Panikattacke. Stress und psychische Überlastung des Lebens sorgen dafür, dass die PraeMal gar nicht vernünftig anwendbar ist. Und in solchen Situationen raten OX & RE natürlich davon ab, diesen Teil der stoischen Philosophie für sich zu entdecken. Tatsächlich kann hier die klassische Meditation (oder, falls nötig, auch ein therapeutischer Ansatz), einen neuen Umfang mit dem Leben und den Menschen ankurbeln.

    In allen anderen Fällen gilt: Ab einem gewissen Punkt schaffen es treue Leser von OX & RE sicherlich, Emotionen und Gedanken von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Genau dies ist eines der Herzstücke meditativer Übungen: Nicht dem Geschnatter zu glauben, das der Kopf permanent fabriziert, sondern mit Ruhe und Gelassenheit die Emotionen im Zaum zu halten.

    Trotzdem gilt: Plötzlich auf ein leeres Konto zu schauen oder sich vorstellen zu müssen, wie man alleine ohne Partner oder Familie leben muss, löst Sorgen und Ängste aus. Völlig zurecht, völlig natürlich. Und sorgt schnell dafür, dass eine komplette Überforderung und größeres Leiden eintritt, als es vielleicht sein müsste. Die PraeMal wirkt deshalb zunächst einmal als Puffer. Was in Ruhe gedanklich durchgespielt wurde (eventuell mit Schlachtplan für eine gute Reaktion), lässt sich dann anwenden, wenn Stress, Panik und Lebensschicksal die Entwicklung kluger Schlachtpläne einfach nicht möglich machen.

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    Das Mindset des abstoßenden Magneten

    Die Philosophen der Stoa haben mit der PraeMal noch ein anderes Ziel vor Augen. Hierbei ist immer zu bedenken, was stoisches Denken mit Euch machen möchte. Ihr sollt ein tugendhaftes Leben führen. Durchdacht handeln und bewusst mit den Menschen und der Welt umgehen. Eine Haltung voller Mut und Handlungsfähigkeit annehmen, bei denen Ihr eben nicht unter Euren Ängsten und Sorgen zerbrecht.

    In diesem Sinne möchte Euch die PraeMal vor Augen führen, was Ihr nicht wollt. Die Angst hiervor, die Sorge hierum, soll als Motivator dienen. Wie beim Minuspol eines Magneten, der sich nicht vom positiven Pol anziehen, sondern dem negativen Pol eines anderen abstoßen lässt.

    Diese Haltung ist im Leben heute ernsthaft ein Problem und ist in unserer Zeit schwierig umsetzbar. Hierzu ein simples Beispiel: Ihr möchtet auf Chips und Schokolade verzichten, damit Ihr nicht weiter zunehmt. Was ist der bessere Motivator hierfür:

    1. Die Vorstellung einer schlanken Figur, die man noch in 20 Jahren aufgrund dieses Verzichts hat.
    2. Die Vorstellung, in 20 Jahren als Fettklops mit 60 zusätzlichen Kilos auf der Couch zu vegetieren.

    Natürlich wünschen wir uns alle Punkt 1. Deutlich härter, direkter (und letztlich auch realistischer) ist jedoch Punkt 2. Und genau hier setzt der Mut an, den Stoiker von Euch erwarten. Zu akzeptieren, dass Punkt 2 realistisch droht. Und etwas ist, vor dem Ihr Angst habt oder um das Ihr Euch Sorgen macht. Ja, es ist schöner, zu etwas Positivem hin-, statt von etwas Negativem wegzulaufen. Wer (aus eigener Erfahrung weiß), wie tief und nachhaltig der Eindruck negativer Gedanken auf die menschliche Psyche (im Vergleich zu positiven) ist, wird die Haltung von Punkt 2 vielleicht eher annehmen können.

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    Der OX & RE Rettungsanker: Alleine der harte Boden

    Keine Sorge: Viele angehende Stoiker tun sich mit der PraeMal schwer. Es ist nicht einfach, die stoische Gelassenheit und stoisches Denken aufrechtzuerhalten, wenn ernsthafte Veränderungen der Welt auf einen einströmen. Und Ihr alle wisst, wie schwer sich Verlust, Sorgen und Ängste anfühlen – keine Philosophie, kein stoisches Denken kann vor solchen Emotionen schützen.

    Wie dennoch die PraeMal sinnvoll anwenden? OX & RE haben für sich eine Variante gefunden, diese Facette der stoischen Philosophie sinnvoll in Alltag und Leben einzubinden. Und so oft hier im Umfeld der Stoa hört, dass das Hindernis oder der Weg das Ziel ist, fokussieren wir ausnahmslos wirklich auf das Ziel. Also: Die Endsituation.

    Jedes Elend, jedes Leid, jede Veränderung hat zwei Phasen. Die erste Phase ist der Weg dorthin, bis der finale Zustand eintritt. Die zweite Phase ist dieser finale Zustand – das ungewollte «Elend», das vorherrscht. Bei der PraeMal geht es für OX & RE nicht um die erste Phase. Ihr sollt nicht Tausende Tode sterben, auf dem Weg zu Eurem finanziellen Ruin oder den langen Monaten, die Ihr einen sterbenden Verwandten begleitet.

    Die PraeMal setzt in der zweiten Phase an. Dann, wenn ein neuer Zustand eingetreten ist, der (vorerst) bleibt. Wie lebt es sich in diesem Zustand, wenn das ganze vorherige Drama vorbei ist?

    Seneca war für die damalige Zeit ein reicher Mann. Trotzdem schlief er überliefert immer wieder auf dem harten Fußboden. Um sich vor Augen zu führen, wie es wäre, wenn er all seine Reichtümer inklusive des weichen Bettes nicht mehr besäße. Er sinnierte nicht über Tausende von Wegen, wie er seinen Luxus verlieren könnte. Er begab sich alleine in den Zustand der zweiten Phase. Als echtes Erleben, mit allen Emotionen. Und genau diesen harten Boden dürft Ihr für Euer stoisches Denken gerne zwischendurch mal spüren – ohne das ganze vorherige Drama, Baby!

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  • «Das Ding» zum Meditieren

    «Das Ding» zum Meditieren

    «Das Ding» zum Meditieren

    Weshalb Eure Atmung manchmal das völlig falsche Meditationsobjekt ist und Ihr trotzdem eine meditative Atmung benötigt.

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    In einem Atemzug

    Kaum, dass Ihr Euch mit Themen wie Meditation oder Yoga befasst, wird in einem Atemzug das Thema Atmung genannt. Und ja, Eure Atmung spielt gerade als Einsteiger eine wichtige Rolle. Hier geht’s nicht nur um die klassische Atemmeditation, die beispielsweise auch OX & RE bei der einfachsten Meditationsübung der Welt ansprechen.

    Richtiges Ein- und Ausatmen hilft nicht nur bei der Meditation, sondern sorgt für Ruhe und Wohlbefinden. Trotzdem kann die klassische Meditation mit einem Fokus auf Euer Atmen und Eure Gedanken genau das Falsche für Euch sein – je nach Situation und Tagesform. In diesem Artikel geht’s deshalb mal nicht um meditative Atemübungen oder Breathwork – sondern um andere «Dinge», denen Ihr Konzentration und Achtsamkeit schenken könnt. Und manchmal sogar müsst.

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    Der Atem – das lebensverlängernde Einsteiger-Tool

    Wenn Ihr zum ersten Mal mit Meditation in Berührung kommt, beispielsweise um Stress abzubauen oder mehr Ruhe im Alltag zu finden, werden Ihr früh mit zwei etwas widersprüchlichen Aussagen konfrontiert:

    1. Man kann «über alles meditieren» – über Gedanken, über Objekte, über Körper und Geist, über Eure Atmung.
    2. Gestartet wird mit einer Atemmeditation, denn die Atmung ist das ideale Objekt zur Übung als blutiger Anfänger.

    Manche von Euch wundern sich vielleicht. Wenn man doch jedes Objekt nehmen könnte, warum ausgerechnet aufs Atmen achten? Die Atmung ist vergleichsweise langweilig und wird bereits nach kurzer Zeit dafür sorgen, dass die Gedanken abschweifen. Einfach ist es tatsächlich nicht, beispielsweise im Vergleich zur Konzentration auf ein äußeres Objekt.

    Die Gründe für den Fokus auf Euren Atem sind aber offensichtlich. Anders als Gedanken oder Emotionen ist der Atem ein permanent vorhandenes Meditationsobjekt. Vieles andere ist zu flüchtig. Außerdem läuft die Atmung automatisch ab, Ihr müsst hier keine zusätzliche Energie investieren. Zudem – und das kennt Ihr vielleicht aus dem Yoga – bietet die ruhige Atmung den idealen Einstieg, um das Nervensystem zur Ruhe kommen zu lassen. Richtiges Ein- und Ausatmen sorgt dafür, dass der parasympathische Teil des Nervensystems angesprochen wird. Sprich: Körper und Geist schalten vom Stress-Modus eher herunter in einen Modus von Ruhe und Wohlbefinden.

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    Meditative Atmung und Meditationsobjekt – ein Unterschied

    Wenn Ihr Meditation lernen möchtet und klassischerweise mit einer Atemmeditation startet, vermischen sich zwei Dinge. Schnell entsteht der Eindruck, die meditative Atmung und die Konzentration auf den Atem als Meditationsobjekt sind unzertrennlich miteinander verbunden. Es ist jedoch etwas anders: Weil über Jahrtausende erprobt, ist Eure Atmung als Anfänger Meditationsobjekt und Meditationsbasis zugleich. Dies ändert sich mit der Zeit.

    Mit größeren Fortschritten in der Meditation wendet Ihr Euch anderen Objekten zu, z. B. Eurem Körper, äußeren Objekten – und irgendwann dem Bewusstsein selbst. All dies hat nichts damit zu tun, dass Euer Atem weiterhin die Basis Eurer Meditation ist und bleibt. Dies seht Ihr in Videos online oder bei Retreats. Selbst bei Sitzungen, in denen Inhalte wie eine Metta Meditation im Vordergrund stehen, geht’s erstmal mit bewusstem, meditativem Atmen los. Wohin die Reise dann geht, entscheidet die jeweilige Stunde oder das Kursthema.

    Atmen ist also (fast) immer der Einstieg und hilft Eurem Nervensystem, etwas Stress aus dem Alltag hinter Euch zu lassen. Was Ihr mit dieser Ruhe dann anfangt, ob Ihr einfach mit einer Atemmeditation weitermacht oder das Objekt der Meditation wechselt – das entscheidet Ihr selbst (oder ein kluger Yogi/Kursleiter).

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    Jetzt bricht die Panik aus

    Oben haben OX & RE «fast» immer geschrieben, wenn es ums Atmen als Einstieg in die Meditation geht. Es gibt sinnvolle Ausnahmen, mit denen Ihr Eurer Gesundheit und Psyche etwas Gutes tut. Anders als bei unserem Artikel über den meditativen Tiger und einen zu starken Fokus auf Achtsamkeit oder Konzentration gibt es einen weiteren Stolperstein, den Einsteiger übersehen.

    Stellt Euch vor, Ihr möchtet eine Atemmeditation oder vergleichbare Übung nutzen, um im Alltag schnell auf Stress zu reagieren. Meditation ist also gerade nichts, was Ihr in Ruhe in einem geschlossenen Raum ohne Störung durchführen könnt. Euer Geist ist ordentlich aktiv, Eure Gedanken springen hin und her, Ihr regt Euch innerlich über etwas auf. Vielleicht herrschen Angst und Panik vor.

    Mit Atemübungen ist es sicherlich möglich, Euer Nervensystem ein wenig zu beruhigen. Puls und Atem reguliert Ihr so etwas, aber Eure Gedankenwelt kann und wird weiterhin rasen. Natürlich wird sich auch dies mit der Zeit regeln, aber manchmal hat man nicht diese Zeit. Es ist ähnlich wie die Situation, sich zum Einschlafen zwingen zu wollen: Wenn man sich mit Druck zur Ruhe und Entspannung bringen will, klappt es eben nicht.

    Hier kann es kontraproduktiv sein, Euch intensiv aufs Atmen zu konzentrieren. Warum? Weil der Atem noch zu sehr «innerlich» stattfindet. Mit dem Atem fokussiert Ihr indirekt auf Abläufe in Eurem Körper. Ihr bleibt bei Euch, bei Eurem Geist und findet so nicht den Abstand, der vielleicht gerade bei einer stressigen oder überforderten Gedankenwelt so wichtig wäre.

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    Out of the dark …

    Eine gute und sinnvolle Alternative liegt auf der Hand. Hier macht es sich bezahlt, eine Meditation für äußere Objekte gelernt zu haben. So führt Ihr den Geist aus der wilden Innenwelt hinaus und macht stattdessen Objekte der Außenwelt zum Fokus Eurer Aufmerksamkeit.

    Dies kann im Rahmen von Achtsamkeit oder Konzentration erfolgen. Bei einer Konzentration wäre es eher ein einziges Objekt, mit dem Ihr Euch von Eurem Innenleben «ablenkt». Dies ist einen Tick schwieriger als Mindfulness, bei der Ihr eine allgemeine Achtsamkeit für alles anwendet, was Euch umgibt. Solange es Euch aus Eurem Kopf herausführt, werdet Ihr gewinnen.

    All dies spricht nicht gegen eine meditative Atmung. Dies setzt allerdings etwas Übung voraus. Die Übung hieße, Eure Aufmerksamkeit konstant auf äußere Dinge zu lenken, aber zwischendurch ein «Feedback» über Euren Atem einzuholen. Eure Atmung und Euer Geist mit seiner wilden Gedankenwelt sind nicht dasselbe. Dies in ruhigen Momenten voneinander zu unterscheiden, wird in solch stressigen Momenten hohen Nutzen haben.

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    Der Moment entscheidet

    Damit Euch die Meditation nicht in noch tieferen Stress hineinführt, solltet Ihr deshalb ein Gespür für die verschiedenen Arten Eurer Druck- oder Stresssituation entwickeln. Herrscht das Chaos außen vor (in vollen Menschenmengen & Co.), ist ein Rückzug ins Innere ein kluger Schritt zur Beruhigung. Hier kann meditatives Atmen genauso nützlich sein wie vollwertige Atemübungen oder eine längere Atemmeditation.

    Liegt Euer Stressor eher im Inneren, kann der Fokus aufs Atmen Euch zu sehr an Euer Innenleben binden. Hier wird’s ähnlich wie beim Zwingen zum Einschlafen schwierig, den chaotischen und gestressten Kopf «durch sich selbst» zu beruhigen. Der Fokus nach außen, auf den Körper oder noch besser äußere Objekte, wird Eurem Wohlbefinden hier stärker dienen. Und genau dies lässt sich üben, wenn die Meditation bei fortgeschrittenen von der Atmung zu anderen «Dingen» geführt wird.

    Es entscheidet also der Moment – und Eure richtige Einschätzung, ob Eurer Stress gerade eher von innen und von außen kommt. Wenn Ihr durch Meditation auf diese Situationen vorbereitet sein möchtet, ist das regelmäßige Üben in ruhigen Momenten natürlich die beste Grundlage. Erst durch meditative Atmung, dann mit allem, was Euch sonst noch so umgibt – drinnen wie draußen.

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  • Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

    Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

    Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

    Weshalb Journaling als Tagebuch eine stoische Praktik ist und wie uns das Schreiben beim Sortieren unserer Gedanken weiterhilft.

    Hier schreibt jemand fleißig beim Journaling in sein Tagebuch.
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    Was heißt denn hier «für Erwachsene»?

    Zu Beginn der große Disclaimer: Wenn OX & RE hier etwas vom «Tagebuch für Erwachsene» schreiben, soll das nicht abwertend klingen. Also, gegenüber den anderen Erwachsenen, die ohnehin täglich ihre Gedanken in einem Tagebuch oder ähnlichen Journal festhalten. OX & RE denken dennoch, die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff «Tagebuch» eher Teenager als Erwachsene und eher Mädels als Jungs. All dies wird dieser Beitrag radikal ändern – oder wahrscheinlich auch nicht.

    OX & RE schreiben über eine Methode, die Ihr als angehende Stoiker Tag für Tag nutzen könnt. Und wie Ihr durch den Bereich «Wer ist OX & RE?» bereits erfahren habt, ist die Praxis des Journaling ein Grund, weshalb diese Webseite mit Ihren immer neuen Artikeln existiert. Also: Warum der ganze Spaß und lässt sich die Zeit nicht besser nutzen, als Gedanken und Ziele zu Papier oder auf dem Computerbildschirm zu bringen?

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    Wenn alte Männer schreiben …

    Viele Praktiken und Lehren aus der stoischen Philosophie sind ziemlich schwierig zu fassen. Ja, auch Ihr könnt ein Konzept wie die Dichotomie der Kontrolle verstehen und habt trotzdem wenig konkrete Anhaltspunkte, wie sich dies in den eigenen Alltag integrieren lässt. Dies ist mit dem Schreiben eines Journals als Tagebuch anders. Die Anweisung ist nicht nur sehr konkret, sie wurde sogar von den «großen Stoikern» ausnahmslos praktiziert.

    Auch wenn jeweils anders motiviert und ausgeführt, gibt es ausreichend Belege dafür, dass Seneca, Epiktet und Marc Aurel Journaling betrieben haben – zu letzterem kommen wir später noch genauer. Aber selbst Webseiten ohne Bezug zum Stoizismus greifen die Methode von Seneca auf und legen diese ihren Lesern nahe. Neben seinen vielen anderen Berufungen hat er auch Theaterstücke verfasst, hier war die Liebe zum Schreiben somit extrem ausgeprägt.

    Seneca war mehr der Typ «Ich schreibe abends meine Erlebnisse des Tages auf, dann muss ich sie nicht mit ins Bett nehmen». Marc Aurel machte das Journaling eher zur Morgenroutine, um sich auf den Tag und die anstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Wann auch immer Ihr Gedanken und Gefühle zu Papier bringt, regelmäßig gemacht werden sollte es so oder so.

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    Wie geht Journaling denn jetzt genau?

    Ein Journal oder Tagebuch zu schreiben, ist einfach und kann von Euch gerne sehr individuell gestaltet werden. Ihr seht selbst durch die OX & RE Webseite, dass hier kein klassisches Journal entsteht. Trotzdem ist es gut und wichtig, Dinge zu Papier zu bringen. Ob Ihr diese Dinge mit anderen teilen möchtet oder nicht, ist Eure Entscheidung.

    Dinge, die Ihr in Euer Journal schreiben könntet, sind:

    • Fragen, die Euch aktuell in Eurem Leben beschäftigen – mit und ohne Antwort
    • Dinge, die Ihr heute erlebt habt oder Pläne, was Ihr heute umsetzen wollt
    • Gedanken und Gefühle aller Art, die Euch gerade befassen
    • Ziele, die Ihr Euch kurzfristig und langfristig setzt
    • jede Art von Gedanken, den Ihr heute einfach gerne zu Papier bringen wollt

    Noch einmal: Ihr müsst hierfür kein echtes Journal kaufen und Eure Fragen, Ziele & Co. auf echtem Papier niederschreiben. Eine einfache Word-Datei genügt – sie ist vielleicht nicht so charmant wie ein schön verziertes Journal, aber für den Stoiker geht es ja eher um den Zweck und die Zielsetzung dahinter.

    Journaling muss nicht Tag für Tag erfolgen, wie es der Begriff «Tagebuch» nahelegt. Es sollte aber sehr regelmäßig stattfinden. An manchen Tagen hat man schlichtweg keine Gedanken zu äußern, oder manchmal schlichtweg keine Zeit. Doch ähnlich wie bei der Meditation gilt auch hier: Wenn Ihr absolut keine Zeit findet, dies zu tun, ist es umso wichtiger, Zeit genau für diese Tätigkeit zu schaffen. Davon profitiert Ihr in Eurem Leben, heute und morgen.

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    Niemand schreibt hier Bestseller – außer Marc Aurel

    Mit dem Journaling als Tagebuch solltet Ihr keine falschen Ambitionen entwickeln. Es geht nicht darum, den perfekten Roman zu schreiben. Manchmal können es auch Wortfetzen und Halbsätze sein, die Ihr im Journal festhaltet und die Eure Fragen und Ziele besser einfangen. Wer einmal die «Meditationen» von Marc Aurel gelesen hat, kennt diesen Stil von ihm bestens.

    Dieses Buch ist der allerbeste Beleg dafür, dass (und wie) einer der «alten» Stoiker Journaling betrieben hat. Zum Glück ist dieses Buch über zwei Jahrtausende hinweg erhalten geblieben und eine der wichtigsten Grundlagen des stoischen Denkens damals wie heute. Verwechselt Euer Tagebuch beim Journaling aber nicht mit einer Autobiographie. Auch Marc Aurel hatte nie geplant, dass sein Journal und all seine Fragen, Gefühle, Unsicherheiten und Weisheiten der Nachwelt überliefert werden. Zum Glück ist es anders gekommen und die größte Buchempfehlung, die OX & RE für angehende Stoiker geben kann.

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    Junge XY hat mir zugelächelt …

    Ganz am Anfang haben OX & RE über die Teenager-Mädels geschrieben, die am ehesten mit dem «Tagebuch schreiben» verbunden werden. Doch warum eigentlich? Na ja, Pubertät und Erwachsen werden und viele Fragen und Unsicherheiten auf dem Weg in die Erwachsenenwelt. Sehr einfach gesagt: Gedanken ordnen, um mit dem eigenen Leben zurechtkommen und sich seiner Gefühle und Persönlichkeitsentwicklung bewusst zu werden.

    Wenn das Journaling zum Sortieren der Gedanken als Teenager nicht hilfreich wäre, die Methode hätte sich niemals über Generationen hinweg bei Millionen oder Milliarden Teenagern weltweit etabliert. Das Sonderbare: Kaum ist man erwachsen, wird das Leben nicht wirklich einfacher. Man könnte sagen: im Gegenteil! Die Teenager-Gedanken wirken plötzlich so nichtig, wenn man Jahre später noch einmal ins Buch schaut. Hieraus könnte man herleiten, dass es weiterhin sinnvoll ist, Journaling zu betreiben und das Sortieren der Gefühle und Gedankenwelt weiterhin ernstzunehmen.

    Übrigens: Nach Monaten oder Jahren noch einmal auf die Inhalte im Journal schauen, muss niemand. Es hilft eher konkret im Moment des Schreibens. Der Rückblick aufs Journaling bringt manchmal ein paar Aha-Momente oder etwas Nostalgie. Für die (stoische) Wirkung der Methode ist dies aber keine Grundvoraussetzung.

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    Bewusst leben ohne Stift und Zettel

    Ja, es kann sein, dass Ihr nicht einmal ein paar Minuten pro Tag oder Woche opfern könnt, um Journaling zu betreiben. Es wäre gut, aber die Lebensumstände können dagegen sprechen. Dabei ist es so einfach, ein Stück Papier oder ein Notepad auf Eurem Bildschirm sind binnen Sekunden verfügbar.

    Falls Euch das Schreiben nicht liegt und Journaling als Tagebuch nicht «Euer Ding» ist, geht’s natürlich auch anders. Beispielsweise mit einer sehr bewussten Auseinandersetzung der aufkommenden Gedanken und Gefühle im Kopf über einige Minuten hinweg, ohne Ablenkung von außen. Ohne Bewertung des Ganzen, alleine mit innerer Vertiefung. Man könnte hierzu sagen: eine «Meditation» – welche Überraschung.

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  • Meditativer Tod durch Tiger?

    Meditativer Tod durch Tiger?

    Meditativer Tod durch Tiger

    Wie Achtsamkeit und Konzentration beim Meditieren zusammenhängen und weshalb es überlebenswichtig ist, beides zu kultivieren.

    Dieser Tiger verbindet mit Sicherheit auch Konzentration und Achtsamkeit.
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    Achtung, (keine) Lebensgefahr!

    Kann man durch falsches Meditieren eigentlich sterben? Ist dieses ganze Ding mit Achtsamkeit und Konzentration nicht vielleicht total gefährlich und plötzlich endet das Leben in einem Moment falscher Aufmerksamkeit? Und was hat das Ganze mit Tigern zu tun?

    Zunächst möchten OX & RE beruhigen: Die meisten von Euch werden bei Euren Achtsamkeitsübungen wahrscheinlich keiner Lebensgefahr ausgesetzt sein. Vielleicht krampft der Muskel, wenn Ihr eine Übung im Yoga falsch macht, mehr müsst Ihr eigentlich nicht fürchten. Aber … und das ist ein sehr kleines «aber»… im Extremfall und mit sehr viel Erfolg in der Meditation … kann das Ganze ziemlich tödlich enden.

    Doch immer mit der Ruhe. Das Gegenmittel gegen den meditativen Tod durch Tiger (und andere Gefahren) ist für Euch Yogis im Laufe der Zeit einfach zu beherrschen. Achtsamkeit und Konzentration müssen einfach nur gleichmäßig und zusammen kultiviert werden. Was das überhaupt heißt und wann endlich der Tiger aus dem Busch springt, erfahrt Ihr jetzt.

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    Achtsamkeit und Konzentration – die beiden Extreme

    Wie im Artikel zum Thema Metta Meditation schon angesprochen, präsentieren OX & RE hier sehr wenig zum Thema «Was ist eigentlich Achtsamkeit/Mindfulness?» und «Was ist eigentlich Konzentration?». Zu beiden Themen gibt es zahllose Artikel im Internet, vieles mit wissenschaftlichem Hintergrund. Der Begriff «Konzentration» ist ansonsten auch aus dem Alltag ziemlich geläufig.

    Einfach gesagt: Achtsamkeit ist ziemlich beliebt, Konzentration ist ziemlich unbeliebt. Stellt Euch vor, OX & RE zwingen Euch, Euch eine Stunde vor eine Uhr zu setzen und sich die gesamte Zeit über auf den Sekundenzeiger zu konzentrieren. Ein Horror! Bei manchen von Euch scheitert das gesamte Projekt nach ein paar Sekunden. Und das ist nur allzu menschlich.

    Für OX & RE sind Achtsamkeit und Konzentration zwei Extreme, zwei Endpunkte auf einer Skala Eurer Wahrnehmung. Den perfekten Yogi gibt es nirgendwo in der Welt, aber richtig praktiziert wäre Achtsamkeit der simpelste Zustand Eures Gehirns und Konzentration der schwierigste.

    Konzentration ist messerscharfer Fokus ohne Ablenkung. Und das mag kein Kopf. Gedanken kommen, Gedanken gehen. Immer neue Gedanken möchten Euch ablenken. Immer wieder bewusst die Konzentration zu halten, ist sauschwer. Achtsamkeit ist das Gegenteil. Offen bleiben, nicht auf etwas fokussieren. Die Gedanken «wie Wolken ziehen lassen», bis im Kopf nur der blaue Himmel bleibt. Nichts tun. «Nichts denken».

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    Jetzt kommt der Tiger (und der Bus)

    Wenn Ihr Euch etwas intensiver mit Meditation befasst, merkt Ihr schnell: Es gibt eine Reihe von Achtsamkeitsübungen, und eine Reihe von Konzentrationsübungen (und natürlich manches mehr). Warum nicht nur einen dieser Bereiche trainieren? Zum Beispiel die deutlich einfachere Achtsamkeit. Mindfulness wird durch zahllose geführte Meditationen abgedeckt, die Ihr z. B. bei YouTube oder in Podcasts findet. Achtsam zu sein und bewusst durchs Leben zu gehen, ist ein «Trend». Oder man fordert sein Gehirn richtig und wagt sich an Konzentrationsübungen. Hart, aber mit der Zeit wird der geistige Fokus langsam aber sicher besser.

    Zu wenig Aufmerksamkeit in Fachartikeln, beim Yoga oder im Internet erhält nach Meinung von OX & RE die Tatsache, dass nur die Übung beider Disziplinen parallel Euch wirklich voranbringt. Und dies erkennt Ihr in diesem Gedankenexperiment, bei dem wir Eure Erfolge in der ein oder anderen Disziplin ins Extrem drehen:

    1. Stellt Euch vor, Ihr seid absolute Konzentrationsprofis. Ihr fokussiert auf ein Objekt, und das über Stunden hinweg, nichts kann Euch ablenken. In diesem Zustand merkt Ihr nicht mehr, wie sich der Tiger anschleicht oder der Bus auf Euch zufährt und hupt. Euer Tunnelblick ist so eng gefasst, dass Ihr blind geworden seid für das breite Spektrum der Welt um Euch herum.
    2. Stellt Euch vor, Ihr seid absolute Achtsamkeitsprofis. Ihr nehmt das große, ganze Gesamtbild war, ohne negative Gefühle, ohne Urteil über das, was Euch umgibt, Ihr seid einfach Teil des Ganzen. Ja, da ist ein Tiger. Ja, da ist ein Bus. Aber: Wir nehmen nur wahr, wir bewerten nicht. Da hupt etwas, Bremsen quietschen, Zähne werden gefletscht. Egal, keine Bewertung, nur Wahrnehmung. Rumms.

    Alles absurd – oder?

    Beides ist offensichtlich extrem (und tödlich), aber lustigerweise nicht absurd. OX & RE erinnern sich an ein Interview, in dem zumindest der zweite Fall als ernsthaftes Problem eines erfahrenen, westlichen Yogis (die Erinnerung verblasst hier etwas, es war wohl Shinzen Young) beschrieben wurde. Der sich gelegentlich in einem tief meditativen Umgang in der Welt dran erinnern muss: Vorsicht, wenn ich auf die Straße gehe, könnten Dinge im Feld meiner Wahrnehmung zur Gefahr werden. Heißt: Meditativer Tod durch Tiger und Bus sind denkbar, aber für alle Leser der OX & RE Artikel höchst unwahrscheinlich.

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    Die perfekte Prävention: richtig meditieren

    Auch ohne die genannten Extreme merkt Ihr schnell, wie vorteilhaft es ist, Achtsamkeit und Konzentration parallel zueinander als Übung zu kultivieren. Genau betrachtet sind sogar die einfachsten Meditationsübungen, beispielsweise unsere Ox-Re-Cise 1, genauso aufgebaut. Ihr betreibt hier eine Mischung aus Mindfulness und Konzentration. Die Übung mit Aufmerksamkeit für das Einatmen und Ausatmen nehmen wir deshalb auch als Beispiel, um den Vorteil des parallelen Übens zu beschreiben:

    Ihr sollt Euch auf Eure Atmung, auf das Einatmen und Ausatmen und das Gefühl in der Nase oder im Bauch «konzentrieren». Dieses Wort sagt schon alles. Und wenn Ihr das perfekt könntet, würde Ihr nicht merken, welche Gedanken sonst noch im Kopf aufkämen. Manche wünschen sich vielleicht diese komplette Gedankenlosigkeit, aber wirklich zu erreichen ist sie nicht.

    Ihr verankert Eure Konzentration auf dem Atem und geht gleichzeitig achtsam und bewusst mit dem um, was zwangsläufig früher oder später kommt. Ideen. Ablenkungen. Das lässt sich nicht verhindern. Ihr nehmt es wahr. Ihr kritisiert Euch nicht dafür.

    Im Gegenzug würdet Ihr sofort Eurer flüchtigen Gedankenwelt folgen, wenn Ihr nicht die Konzentration hättet, wieder zur Atmung zurückzukehren. Oder Ihr würdet bei dieser Offenheit und angestrebten «Gedankenlosigkeit» ziemlich schnell einschlafen oder zumindest wegdämmern. Viele von Euch kennen das sicherlich von Achtsamkeitsübungen, bei denen Ihr schnell einschlaft. Hier fehlt es eben an Konzentration, an Aufmerksamkeit. Mindfulness ist eben etwas sehr «Waches» und keine Entspannungsübung.

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    Das besondere Pendel

    Auch deshalb heißt es so oft bei der Meditation: Ärgert Euch nicht, wenn Eurer Kopf abschweift, führt sie bewusst wieder zurück, ohne Euch zu kritisieren. Genau dies ist das besondere Spiel der Meditation, ein stetiges Pendel zwischen achtsam sein und konzentriert sein. Und echte Fortschritte spürt Ihr in einem Bereich dann, wenn Ihr bewusst auch im anderen nachzieht. Mit der richtigen Aufmerksamkeit für dieses Zusammenspiel wird Euch so schnell kein meditativer Tiger in Eurem Leben auflauern.

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  • Eine Mischbatterie voller Gefühle

    Eine Mischbatterie voller Gefühle

    Eine Mischbatterie voller Gefühle

    Was emotionale Regulation wirklich bedeutet und weshalb sich diese nicht nur für den Stoiker in allen Lebenslagen lohnt.

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    Noch mal mit ohne Gefühl

    Aus dem OX & RE Artikel zum Thema Gleichmütigkeit wisst Ihr bereits: Der Stoiker trägt seine Emotionen nicht gerade auf der Zunge. Im Gegenteil, zur Entwicklung eines guten Stoikers gehören eine Regulation der Emotionen dazu. Gefühle werden nicht einfach so nach außen getragen, stattdessen lernen Stoiker einen neuen, inneren Umgang mit emotional spannenden Situationen.

    All dies verleiht dem Stoiker den Ruf des gefühlskalten Menschen. Doch nichts ist ferner von der Wahrheit entfernt. Auch der Stoiker hat Emotionen und teilt diese nach außen mit. Oft wird der Begriff «emotionale Regulation» falsch verstanden, da sie unauthentisch wirkt. Wer möchte schon mit jemandem zu tun haben, der emotional nicht authentisch ist und vermeintlich «etwas vorspielt»? Hier geben Euch OX & RE ein paar Einblicke ins Thema, um zu zeigen, dass auch für Nicht-Stoiker Strategien zur Emotionsregulation sinnvoll sein können.

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    Alles fließt (hoffentlich)

    Die allerwichtigste Erkenntnis zuerst: Die Regulation bzw. Kontrolle von Emotionen heißt nicht, alle Emotionen vollständig abzustellen. Dies ist klar, logisch und von jedem von Euch allmorgendlich in der heimischen Dusche zu erleben:

    Die Regulation oder Kontrolle der Wassertemperatur an der Mischbatterie heißt nicht, die Mischbatterie vollständig abzustellen. Das Wasser soll ja fließen. Ihr möchtet schließlich duschen. Aber eben bei einer für Euch angenehmen Temperatur. Mit der emotionalen Regulation kümmert sich der Stoiker also um diese innere Mischbatterie. Ziel ist hierbei, jede einzelne Emotion zu erkennen und sich nicht (zu sehr) von ihr kontrollieren zu lassen.

    Im Vergleich mit der Situation unter der Dusche heißt dies: Ihr kümmert Euch aktiv darum, dass Ihr Euch nicht am zu heißen (emotionalen) Wasser verbrüht. Wie wichtig und sinnvoll dies ist, erleben alle Menschen im Laufe Ihres Lebens häufig genug. Doch dazu später mehr.

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    Der Mythos der authentischen Emotionen

    Der Stoiker spielt zur Emotionsregulation also in vielen Situationen an seiner inneren Mischbatterie herum und die Menschen in seinem Umfeld bekommen es nicht direkt mit. Wie soll man nach einer Äußerung oder Regung von außen erkennen, ob der Stoiker vorher ordentlich am Regulieren war oder die entsprechenden Gefühle hinter der Äußerung von Anfang an da waren?

    Das große Problem ist die Authentizität. Die emotionale Regulation wirkt unecht, wie eine Manipulation des Stoikers an sich selbst und letztlich auch an anderen. Hier gibt’s allerdings ein Problem, für das Ihr etwas tiefer in die Psychologie der Emotionen eintauchen solltet. Die meisten von Euch würden folgender Aussage sicherlich zustimmen: «Ich wünsche mir, dass die Menschen, mit denen ich zu tun habe, emotional authentisch sind.»

    Wir alle haben ein Gefühl, was damit gemeint ist, und der Satz fühlt sich richtig an. In der Sache ist er allerdings falsch. Hierzu zwei einfache Beispiele, die Ihr vielleicht (leider) aus Eurem eigenen Leben kennt:

    1. Ihr habt einen absoluten Choleriker in der Familie, dessen Zündschnur wegen jeder Kleinigkeit reißt.
    2. Ihr habt einen pathologisch von Angst zerfressenen Menschen in Eurem Freundeskreis, der sich kaum aus dem Haus traut und hinter allem eine Gefahr sieht.

    Beide Personen sind emotional absolut authentisch. Zugegeben: In einer Art und Weise, die eine psychologische Behandlung nahelegt oder zumindest nicht zur Belastung der Menschen im direkten Umfeld werden sollte. Aber eines kann man vor lauter Angst und Wutanfälle nicht behaupten: Dass die beiden Personen nicht ehrlich und direkt mit ihren Emotionen wären. Hier würde man sich als Außenstehender sogar eine Kontrolle oder Veränderung wünschen.

    Der Wunsch, dass jemand «emotional authentisch», heißt korrekt formuliert: «Ich wünsche mir, dass die Menschen in meinem Umfeld emotional stabil, verlässlich und mit sich und der Welt im Reinen sind». Dies setzt eine gewisse Resilienz voraus, ein paar Einblicke in die Psychologie und viel Ehrlichkeit zu sich selbst. Vor allem aber eines: Die Bereitschaft zur Emotionsregulation.

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    Mord (und nicht ganz so schlimmes) im Affekt

    Man muss keinen Choleriker oder Angstpatienten in der Familie haben, um sich mit Emotionsregulation zu befassen. Ein Blick aufs eigene Leben über Jahre und Jahrzehnte hinweg reicht aus. Ihr alle – ausnahmslos – kennt Situationen, in denen Ihr im Nachhinein klüger wart als vorher. In denen Ihr aus dem Affekt heraus Entscheidungen getroffen oder Bewertungen abgegeben habt, die sich sofort «in einer ruhigen Minute» als falsch herausstellten.

    Affekthandlungen sind in der Psychologie genauso Thema wie vor den Gerichten in Deutschland und der Welt. Es muss aber nicht zu Mord und Totschlag im Affekt kommen. Bereits im kleinen Rahmen haben unkontrollierte Emotionen weitreichende Folgen, aus denen Ihr (hoffentlich) lernen konntet. Ein falsches Wort, und Freundschaften enden. Eine falsche Bewegung, und Dinge gehen zu Bruch. Ein emotionales Hinreißen lassen, und neun Monate später liegt ein Baby im Kreißsaal.

    Hier liegt der Ansatz, weshalb nicht nur Stoiker über ein Regulieren von Emotionen nachdenken sollten. Falsche Entscheidungen im Leben zu treffen, ist die eine Sache. Diese aus einer Emotion, aus dem Affekt heraus zu treffen und sich schon wenige Sekunden über die Konsequenzen zu ärgern, die im Extremfall lebenslang sein können, eine andere.

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    Emotionale Regulation – an der Mischbatterie drehen

    Wie unter der richtigen Dusche braucht es auch bei der emotionalen Mischbatterie etwas, bis Ihr «die richtige Temperatur» gefunden habt. Und manchmal verbrennt Ihr Euch trotzdem an Euren Emotionen, da eine Entwicklung oder Situation Eures Lebens Euch völlig überrascht. Ziel ist für den Stoiker dennoch immer, nicht erst aus Fehlern lernen zu müssen, sondern sich selbst schon im Vorfeld helfen zu können.

    Doch wie lässt sich emotionale Regulation lernen? Emotionen und Gefühle kommen schließlich plötzlich auf, völlig ungeplant, und scheinen uns in ihrer Angst, Wut oder Trauer einfach mitzunehmen. Lustigerweise aus OX & RE Sicht setzt gerade hier der andere große Teil dieser Webseite, die Meditation, an.

    Emotionsregulation heißt, bei zu heißen Emotionen einen Schritt zurückzutreten und es zu schaffen, einen Abstand zwischen sich und die Gefühle zu bekommen. Zu verstehen, dass «man selbst» nicht identisch ist mit der Emotion, die gerade aufkommt. Sich nicht von der inneren Stimme und ihren Bewertungen hinreißen zu lassen.

    All dies ist schwierig und in mancher Situation einfacher umzusetzen als in anderen. Der wichtigste Punkt ist jedoch: Emotionale Regulation lässt sich lernen. Und Emotionsregulation ist etwas Sinnvolles, um nicht wieder und wieder Opfer der eigenen Gefühle zu werden. Das Regulieren hat nichts mit fehlender Authentizität zu tun. Im Gegenteil. Wenn Ihr es schafft, eine innere Resilienz aufzubauen und Euch nicht mehr zu schnell durch Gefühle (und ihre Auslöser) mitreißen zu lassen, wird gerade dieser neue und gereifte Charakter zu Eurer authentischen Persönlichkeit.

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    Veränderung & Resilienz – immer im emotionalen Wandel

    Am Ende noch zwei wichtige Feststellungen rund um Euren Weg der Emotionsregulation. Zum einen: Ihr seid immer in der Entwicklung. Jeden Tag verändert Ihr Euch schleichend, über Jahre und Jahrzehnte hinweg erkennt Ihr es bewusster. Gedanken, Gefühle und Sichtweisen verändern sich, aber oft so schleichend, dass wir es nicht in einer bestimmten Situation merken. Diese Entwicklung heißt: Ihr werdet so oder so schleichend ein wenig unauthentisch zu dem Bild, das Ihr selbst von Euch habt. Hierzu könnt Ihr stehen und diese Entwicklung aktiv in die Hand nehmen. Beispielsweise, indem Ihr genauer auf Eure Gefühle schaut und einen bewussten Weg der Regulation einschlagt.

    Zum anderen: Der Aufbau von Resilienz für gesunde Emotionen ist wichtig. Hierzu werden OX & RE noch einen eigenen Artikel liefern. Aber Resilienz ist nicht alles, wenn Ihr über eine Emotionsregulation nachdenkt. Resilienz hilft Euch beim Lernen, besser mit stressigen Situationen umzugehen und auf vieles nicht mehr mit unnötig «heißen Emotionen» reagieren zu müssen. Dies heißt nicht, dass Euch eine bestimmte Situation oder Emotion nicht doch vollkommen überraschen wird.

    Vielleicht hat Eurer Vermieter an der Vorlauftemperatur im Heizraum gedreht und das Wasser kommt völlig unerwartet deutlich heißer aus der Leitung. Hier sind Strategien nötig, die im Umgang mit dieser überraschend heißen Emotion helfen. Und diese Emotion kann immer und jederzeit kommen. Euer Wille zur emotionalen Regulation und die stetige, bewusste Auseinandersetzung hiermit gehört zu den besten Strategien, um Eure Hand an der Mischbatterie zu halten. Vielleicht ist es dank Eurer aufgebauten Resilienz unnötig. Doch falls es nötig ist, wird Euch dieser Ansatz der Stoiker mit Sicherheit helfen.

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  • Belgien und die innere Stimme

    Belgien und die innere Stimme

    Belgien und die innere Stimme

    Welche Eigenart die innere Stimme hat und was sich hieraus über unseren Gedankenstrom und das Ego herleiten lässt.

    Hier ein bisschen Belgien, wie sicher auch Eure innere Stimme gerade sagt,
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    Hallo, ich bin’s wieder – der Vorleser

    Schön, dass Ihr gerade wieder einen Artikel von OX & RE lest. Doch wer liest den gerade eigentlich genau? Also: Da spricht doch jemand, oder? Ihr könnt Euch selbst in Eurem Kopf hören, ohne diese Worte hier laut vorzulesen. Auch Ihr habt eine innere Stimme, die das hier gerade vorträgt. Es ist dieselbe Stimme, die Euch Eure Gedanken anliefert, wenn Ihr ein Problem löst oder Wissen aus Eurem Gehirn abruft.

    Ein sonderbares Ding, zumal alle Menschen mit inneren Stimmen ausgestattet sind. Und hier gibt’s genügend Psychologie zum Thema. Wie liebevoll sprecht Ihr mit Euch? Motiviert Ihr Euch oder redet Ihr Euch klein? All dies soll aber nicht Thema dieses Artikels sein.

    Vielleicht habt Ihr schon den Artikel zum Thema «Selbstillusion» hier bei OX & RE gelesen. Dieser Artikel greift ihn auf und ist ein kleines Puzzlestück, um Euch den Weg zur Ego-Überwindung und der Flüchtigkeit Eurer Gedanken zu ebnen. Also (leider) wieder ein wenig Next Level, das Thema. Und Eure innere Stimme spielt hierbei (leider) die Hauptrolle.

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    Doch zuerst: Flaggen und Fußball

    OX & RE haben einen Teil ihres Lebens in einer Region der Welt verbracht, in der die Bevölkerung eine Nähe zur belgischen Fußball-Nationalmannschaft hatte. Bei großen Turnieren war es üblich, die schwarz-gelb-roten Flaggen aus dem Fenster zu hängen. Dies ist beim allerersten Mal noch befremdlich. Gestern noch auf eine einfache Hauswand geschaut, heute hängt dort eine Flagge.

    Als OX & RE zum ersten Mal im Leben dieses Ritual und eine Flagge sahen, hörten Sie die innere Stimme sprechen. Und die Stimme sprach: «Belgien»! Alleine das ist schon ein kleines Wunder. Das Gehirn speichert das Wissen, dass drei bestimmte Farben untereinander angeordnet für eine ganze Nation stehen. Die Stimme sagt ja nicht: «Schwarz-gelb-rot gesteift, das ist doch die Nationalflagge von Belgien». Sondern: «Belgien»!

    Auf den zweiten Blick (oder besser: aufs zweite Hinhören) eröffnet uns «Belgien» viel tiefere Einblicke über die innere Stimme, unsere Intuition und die Worte, die wir so regelmäßig mit uns selbst sprechen.

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    Tisch, Stuhl, noch ’n Stuhl …

    Dass die innere Stimme den Namen eines Landes beim Blick auf ein Stück Stoff liefert, ist okay. Die spannendere Frage ist: Was liefert die innere Stimme eigentlich die ganze Zeit nicht an? Wenn es alleine darum geht, dass Euch Eure inneren Stimmen mitteilen, was sie außen (konkret oder symbolisch) wahrnehmen, hätte der Gedankenstrom sein gemusst: «Bürgersteig, Treppen, Hauswand, Fenster, Flagge, Belgien». Genau das passiert nicht, und das kennt Ihr aus Eurem Alltag und Leben. Eure innere Stimme spricht nicht permanent mit Euch und sagt Euch nicht zum tausendsten Mal „Tisch, Stuhl, noch ’n Stuhl“, wenn Ihr in Eure Küche kommt.

    Wir können annehmen: Die innere Stimme liefert uns dann einen konkreten Gedanken, wenn etwas heraussticht, neu ist, wichtig ist. Die Flagge war ja gestern noch nicht da. Aber wirklich wichtig ist sie nicht. Und was ist mit den ganzen kleinen Neuerungen im Alltag, die ich nicht sehe und nicht durch meine innere Stimme erklingen höre?

    Eher könnten und sollten wir annehmen, dass uns das Unterbewusstsein diese Wörter (und noch wichtigere Gedanken) einfach so anliefert. «Belgien» hat in diesem konkreten Moment irgendeinen Sinn oder eine Bedeutung, was «Fenster» oder «Bürgersteig» nicht hatten. Wenn Ihr angetrunken über die sechsspurige Fahrbahn torkelt und nach dem rettenden Ufer sucht, hat «Bürgersteig» mit Sicherheit einen wichtigen Kontext und wird durch Eure innere Stimme «erwähnt».

    Lange Rede, kurzer Sinn: IHR (also, der bewusst denkende Kopf) habt ziemlich wenig Mitspracherecht, welche Gedanken für die innere Stimme wirklich wichtig sind und deshalb hörbar im Kopf auftauchen.

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    Achtung: OX & RE manipulieren Euch!

    Als wäre das Sprechen und Hören der inneren Stimme nicht schon «zufällig» genug, legen OX & RE jetzt noch einen drauf. Stellt Euch folgende Situation vor: Ihr steht nach einer langen Wanderung oben an der Kante eines lange erloschenen Vulkans. Ihr schaut nach unten und habt den Eindruck, dort unten, ganz in der Ferne, scheint heiße Lava zu funkeln.

    In den letzten Sekunden haben Euch OX & RE extrem manipuliert (Disclaimer: Wir hatten Euch gewarnt!). Nichts, aber rein gar nichts in diesem Artikel, und vermutlich in den letzten Minuten Eures Lesens, hatte mit Vulkanen zu tun. Trotzdem ist das Bild in Eurem Kopf entstanden. Und wer weiß, welche Gedanken in den nächsten Minuten und Stunden noch folgen und von Eurer inneren Stimme angeliefert werden – alleine ausgelöst durch diesen kurzen Einwurf über Vulkane. Bilder statt Worten gehen natürlich auch.

    OX & RE sind ja nett und haben aktiv auf die Manipulation Eurer inneren Stimme hingewiesen. Aber überlegt mal, wie viele Dinge des Alltags beiläufig ins Auge fallen. Wie viele Gedanken von Euch spontan entstehen, weil Ihr gerade etwas seht und nicht einmal ein Gefühl oder eine Intuition dafür habt, was dieser Moment unterbewusst in Euch auslöst. Dies macht es noch um Längen zufälliger, was die innere Stimme mit Euch, Eurem Kopf und Eurem Leben anstellt.

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    Vom Zufall zur Identität

    Alles bislang Genannte mag Euch bekannt sein – ob aus Psychologie oder eigener Erfahrung. Der spannende Punkt ist: All dies gerät in den Hintergrund, wenn Ihr nicht aktiv darüber nachdenkt und ganz beiläufig und automatisch Euren inneren Stimmen zuhört. Schlimmer noch: Ihr identifiziert Euch mit der Stimme, Ihr «seid sie».

    Stellt Euch vor, Ihr würdet durch widrige Umstände den kleinen Zeh verlieren. Sicherlich ein bedauernswertes Ereignis, aber Ihr werdet dadurch kaum den Eindruck haben, dass ein Stück Eurer Persönlichkeit, Eurer Identität fehlt. Diese scheint nicht im kleinen Zeh oder einem anderen Körperteil zu stecken. Wo dann? Am ehesten in Eurem Kopf, Eurem Gehirn, in Form dieser Stimme, die mit Euch spricht und die Ihr gefühlt seid.

    Genau hierin liegt die Herausforderung mit der inneren Stimme, die viele Menschen von der Intuition her falsch verstehen. All das, was Euch zufällig und unterbewusst durch die innere Stimme angeliefert wird (und wurde), passiert auch dann, wenn Ihr Euch gerade mit Ihr identifiziert und sie nicht kritisch hinterfragt.

    Bei Blick auf andere Menschen wird dies sofort deutlich. Und auch Ihr kennt (vor allem) ältere Menschen, die ihre innere Stimme nicht mehr komplett unter Kontrolle haben und laut vor sich hin sprechen, was eigentlich nur im Inneren zu hören sein sollte. Von außen ist hier direkt klar: Diese Menschen sind nicht das, was sie sprechen. Ihre Identität und Persönlichkeit sind nicht alleine auf diese (oft verwirrt) wirkenden Worte zu reduzieren, wenn die Menschen ihrer inneren Stimme laut Ausdruck verleihen. Nur wir selbst scheitert regelmäßig daran, die Grenze zwischen der Stimme in uns als solche und der Identifikation mit ihr zu ziehen.

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    Von Meistern und Sklaven

    Auch Ihr kennt mit Sicherheit den Spruch, dass unser Gehirn ein guter Sklave, aber ein schlechter Meister ist. Genau dies passt hervorragend zum Umgang, den Ihr Euch für Eure innere Stimme aneignen solltet. Denn klar ist: Die Stimmen, die mit Euch sprechen, erfüllen einen sinnvollen Zweck. Sie wären sonst evolutionär kaum entstanden. Und manchmal hat die innere Stimme etwas wirklich Nützliches zu sagen. («Hey, geh am besten mal ein Stück zur Seite, sonst überrollt Dich der LKW da drüben»).

    Als Hinweisgeber ist die innere Stimme somit super. Aber nicht als Steuereinheit für Euer Inneres, die permanent suggeriert, dass sie «der Herr/die Frau im Haus» ist. Wer seine Persönlichkeit mit der eigenen inneren Stimme gleichsetzt, vertraut auf ein vom Unterbewusstsein genährtes Zufallsprodukt, das Euch sicherlich nicht das Gefühl gibt, Euer Leben in allen Details zu beherrschen und eigenmächtig zu steuern.

    Was bleibt ist, die innere Stimme systematisch zu analysieren und genau diese Tatsachen für Euch selbst aufzudecken. OX & RE haben hierzu auch eine Ox-Re-Cise. Doch manchmal reicht es schon, kurz im Leben haltzumachen und sich zu fragen: «Öhm, wo kommt dieser Gedanke eigentlich gerade her? Warum denke ich gerade xyz, obwohl ich vor einer Minute noch komplett woanders war?».

    Wer so sein Inneres langsam aber sicher enttarnt, lernt eine neue Seite an sich kennen – eine Seite, bei der auch Eure Stimmen im Inneren nicht mehr alleine «Ihr selbst» sein werden. Und Ihr seid der Ego-Überwindung ein Stück näher. Mehr dazu in einem späteren Artikel.

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  • Metta Meditation – ein Rahmen für jedes Bild

    Metta Meditation – ein Rahmen für jedes Bild

    Metta Meditation – ein Rahmen für jedes Bild

    Warum Metta Meditation keine «Nächstenliebe» ist und genauso wie Achtsamkeit oder Konzentration gelernt werden sollte.

    Ein Rahmen für jedes Bild – Metta Meditation
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    Metta Meditation – die dritte von zwei Säulen

    In der ersten Phase persönlicher Erfahrungen mit Meditation haben OX & RE Freunden und anderen Menschen gerne gesagt, alle meditativen Praktiken lassen sich grob in zwei Sparten einteilen: Achtsamkeit («Mindfulness») und Konzentration. Und beides sind starke Säulen für eine gute, meditative Haltung, die sich gegenseitig sogar bedingen – hierzu mehr in einem späteren Artikel.

    Vor einigen Jahren stießen OX & RE auf das erste Interview mit Sharon Salzberg. Sie beantwortete die erste Frage des Interviewers ungefähr so: «Grob kann man alle meditativen Praktiken in drei Sparten einteilen: Achtsamkeit, Konzentration … und Metta!». Und ja, Metta-Meditation ist anders und ebenso wichtig wie die anderen beiden Säulen und doch ganz anders. Und im deutschen Sprachraum extrem verwässert: Nächstenliebe? Selbstliebe? Liebe und Güte? Was soll das für ein Meditationsobjekt sein – so ein Atem oder der Zeiger auf der Uhr sind viel konkreter?

    Mit etwas Wohlwollen und Geduld lösen OX & RE das Chaos auf – wie immer aus persönlichem Blickwinkel und mit eigener meditativer Erfahrung. Und dem unerlässlichen Hinweis auf den Metta Hour Podcast von Sharon Salzberg.

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    Drehen am meditativen Objektiv

    Auf den ersten Blick ist für Metta gar kein Platz im meditativen Spektrum. Ja, es gibt zahllose Meditationsobjekte und Praktiken. Ihr könnt mit dem Atem arbeiten, mit externen Objekten, Emotionen und mehr. Wenn sich Menschen Zeit nehmen, um Meditation betreiben, ist das Ganze jedoch immer ein Prozess, den OX & RE grob mit einer echten Fotokamera vergleichen. Also kein Smartphone, sondern so ein Ding, bei dem man vorne am Objektiv noch die Blende einstellen kann.

    Mindfulness und Konzentration sind die beiden Extrempunkte des Objektivs. Konzentration ist die Makroaufnahme. Fokus auf einen festen Punkt, keine Ablenkung, nichts drumherum. Mindfulness ist die weite Landschaftsaufnahme. Alles ist ein großes Spektrum, nichts sticht heraus – wie der berühmte blaue Himmel, an dem Ihr die Wolken ziehen lassen sollt.

    Wenn Ihr Eure meditative Blende einstellt, könnt Ihr Euer Objektiv stärker in die ein oder andere Richtung drehen. Doch wo bleibt dort Raum für eine andere Art von Meditation? Metta-Meditation ist ja nicht die goldene Mitte oder sonst irgendwas, das sich einfach auf der Blende zwischen Mindfulness und Konzentration einstellen ließe. Wo ist denn da jetzt noch Platz für Güte und ähnliche Gefühle?

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    Es fängt schon bei der Übersetzung an …

    Metta ist kein deutscher Begriff, sondern vermutlich Pali. Er kann nicht vernünftig übersetzt werden. Deutschsprachige Menschen stürzen sich gerne auf die englische Bezeichnung, die beispielsweise auch von Sharon Salzberg genutzt wird: Loving Kindness. Auch dies hilft nur halb weiter. «Liebende Freundlichkeit»? Das klingt weder gut noch konkret greifbar. Deshalb machen es sich manche Menschen einfach und verbinden Metta mit dem Begriff «Nächstenliebe» (manchmal auch «Selbstliebe», wenn die eigene Person im Vordergrund steht).

    OX & RE meiden die Bezeichnung «Nächstenliebe» aus zwei Gründen:

    1. Der Begriff ist hierzulande ziemlich religiös besetzt. Dies ist absolut in Ordnung so, stellt jedoch wieder eine unnötige Verbindung zwischen Meditation und Religion her – egal welcher Glaubensrichtung. OX & RE halten Meditation bekanntlich frei von Dogma.
    2. Das Konzept «Liebe Deinen Nächsten …» löst im deutschen Unterbewusstsein immer die Worte «… wie Dich selbst» aus. Das ist kontraproduktiv. Zum einen soll Metta-Meditation funktionieren, selbst wenn man sich nicht selbst liebt (und es hierdurch vielleicht eher lernt). Zum anderen ist Liebe in extrem schwieriges Konzept. Seinen Ehepartner liebt man anders als sein Kind, Haustier oder Automobil. Wie dann Liebe gegenüber dem «Nächsten» zeigen, der ja in den meisten Fällen ein Fremder ist?

    Ähnliches gilt für die Selbstliebe. Das Gefühl von Liebe ist von Person zu Person verschieden. Und, das zeigt die Erfahrung, wirkt auf viele Menschen abschreckend. Für viele wirkt «Selbstliebe» befremdlich, zumal man ja genügend Dinge in der eigenen Person und dem eigenen Leben kennt, die nicht wirklich liebenswert wirken.

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    Metta-Meditation und das «Mögen»

    Wie geht denn Metta-Meditation jetzt konkret? Ihr nehmt Euch wie gewohnt Zeit und fangt beispielsweise mit der Atmung als Meditationsobjekt an, wie Ihr es von der Mindfulness kennt. In der nächsten Phase lenkt Ihr Euren Fokus jedoch auf bestimmte Sätze. Ihr nehmt mit diesen Sätzen eine Haltung gegenüber verschiedenen Menschen ein. Hier gibt es verschiedene Strömungen der Metta Meditation, typisch ist jedoch diese Abfolge:

    • die eigene Person
    • eine nahestehende Person
    • eine neutrale Person
    • eine negativ besetzte Person

    All diesen Menschen werden die gleichen Dinge gewünscht, gerne in Form einer «Möge»-Formulierung. Auch für diese Sätze gibt es Varianten, Ihr solltet sie jedoch für alle ausgewählten Personen gleich formulieren. Typische Sätze sind:

    «Mögest Du glücklich, gesund und zufrieden sein.»
    «Mögest Du Liebe und Güte empfinden.»
    «Möge Dein Leben frei von Gefahr sein.»

    (DISCLAIMER: Die Formulierung «Möge die Macht mit Dir sein» ist denkbar, jedoch extrem situativ.)

    Regelmäßige Leser von OX & RE dürften spätestens jetzt stutzen. Ungewöhnliche Sätze für eine Webseite, der auch tief in den Stoizismus eintaucht. Und ja, OX & RE geben Euch recht: NUR SO wirkt Metta Meditation etwas zu «schwurbelig» für diese Webseite. Der Ansatz ist trotzdem wichtig und die Sätze sind gut, aber die Kirsche auf der Sahne fehlt. Diese liefert Euch OX & RE gerne.

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    Mehr erkennen mit Metta

    Ja, Metta Meditation steht für Liebe und Güte – aber nicht nur. Bereits in den ursprünglichen Texten (ja ja, Buddha und so) geht es auch um Freundschaft und das Interesse an anderen Menschen. Und hier liegt ein hervorragender Ansatz für eine gute Metta Meditation, die (erst einmal) die schwierige Hürde nimmt, einer neutralen oder feindlichen Person Liebe und Wohlwollen zu schenken. Ein Schlüssel für OX & RE liegt in dieser Formulierung:

    «Möge ich mehr in Dir erkennen!»

    Der Satz kommt völlig ohne Liebe, Güte oder sonstige Gefühle aus. Es ist eher eine Haltung, ein Ansporn, der die Meditation in den Alltag und das Leben hineinbringt. Und der Metta-Meditation einen konkreten Nutzen verleiht, wenn Ihr das nächste Mal auf Euren Großvater, die Frau an der Kasse im Supermarkt oder Euren Erzfeind aus dem Schützenverein des Nachbardorfs trefft.

    «Möge ich mehr in Dir erkennen» holt uns aus einem Standard unserer Wahrnehmung heraus. Aus den klassischen Schubladen, in die wir die Menschen stecken, die wir regelmäßig sehen. Ach ja, die Frau an der Kasse schon wieder. Für ein paar Sekunden eine Randerscheinung in Eurem Leben. Doch auf der anderen Seite eine Person, genauso komplex wie Ihr selbst. Nicht jemand, der einfach mit wenigen Labels versehen werden kann und fertig.

    «Möge ich mehr in Dir erkennen» ist eine Haltung, die ganz automatisch Güte und Wohlwollen in die Wahrnehmung bringt. Und mit der Zeit andere Gefühle in den Alltag und den Umgang mit anderen Personen bringt – möget Ihr dies selbst nach manch guter Metta Meditation erfahren.

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    Metta Meditation macht die Welt zum Museum

    Ihr alle wart schon einmal im Museum und habt Euch Bilder und Skulpturen angeschaut. Und ja, es ist (vielleicht) keine große Kunst, ein paar Äpfel auf ’ne Leinwand zu bringen und das Ganze groß auszustellen. Im Sinne von Meditation und der Schulung Eurer Wahrnehmung hat das Museum jedoch einen Vorteil: Man schaut neu und anders hin. Was alltäglich ist, wird durch den Rahmen eines Bildes zum Objekt, dem man etwas mehr Zeit und Wohlwollen schenkt.

    Und genau DAS löst unser Problem mit der Metta Meditation und der Blende bei unserem Fotoobjektiv. Metta-Meditation ist weder die Makro-, noch die Landschaftsaufnahme, noch irgendein Mittelding. Metta Meditation ist der Rahmen, mit dem Ihr das fertige Bild an die Wand hängt. Der Euch und andere Personen einlädt, genauer hinzusehen.

    Um mehr zu erkennen. Und dabei zu merken, dass letztlich alle glücklich, gesund und liebevoll durchs Leben gehen möchten. Die Frau an der Kasse. Sogar der Erzfeind aus dem Schützenverein. Mögen wir es ihm gönnen!

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