Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

Weshalb Journaling als Tagebuch eine stoische Praktik ist und wie uns das Schreiben beim Sortieren unserer Gedanken weiterhilft.

Hier schreibt jemand fleißig beim Journaling in sein Tagebuch.
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Was heißt denn hier «für Erwachsene»?

Zu Beginn der große Disclaimer: Wenn OX & RE hier etwas vom «Tagebuch für Erwachsene» schreiben, soll das nicht abwertend klingen. Also, gegenüber den anderen Erwachsenen, die ohnehin täglich ihre Gedanken in einem Tagebuch oder ähnlichen Journal festhalten. OX & RE denken dennoch, die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff «Tagebuch» eher Teenager als Erwachsene und eher Mädels als Jungs. All dies wird dieser Beitrag radikal ändern – oder wahrscheinlich auch nicht.

OX & RE schreiben über eine Methode, die Ihr als angehende Stoiker Tag für Tag nutzen könnt. Und wie Ihr durch den Bereich «Wer ist OX & RE?» bereits erfahren habt, ist die Praxis des Journaling ein Grund, weshalb diese Webseite mit Ihren immer neuen Artikeln existiert. Also: Warum der ganze Spaß und lässt sich die Zeit nicht besser nutzen, als Gedanken und Ziele zu Papier oder auf dem Computerbildschirm zu bringen?

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Wenn alte Männer schreiben …

Viele Praktiken und Lehren aus der stoischen Philosophie sind ziemlich schwierig zu fassen. Ja, auch Ihr könnt ein Konzept wie die Dichotomie der Kontrolle verstehen und habt trotzdem wenig konkrete Anhaltspunkte, wie sich dies in den eigenen Alltag integrieren lässt. Dies ist mit dem Schreiben eines Journals als Tagebuch anders. Die Anweisung ist nicht nur sehr konkret, sie wurde sogar von den «großen Stoikern» ausnahmslos praktiziert.

Auch wenn jeweils anders motiviert und ausgeführt, gibt es ausreichend Belege dafür, dass Seneca, Epiktet und Marc Aurel Journaling betrieben haben – zu letzterem kommen wir später noch genauer. Aber selbst Webseiten ohne Bezug zum Stoizismus greifen die Methode von Seneca auf und legen diese ihren Lesern nahe. Neben seinen vielen anderen Berufungen hat er auch Theaterstücke verfasst, hier war die Liebe zum Schreiben somit extrem ausgeprägt.

Seneca war mehr der Typ «Ich schreibe abends meine Erlebnisse des Tages auf, dann muss ich sie nicht mit ins Bett nehmen». Marc Aurel machte das Journaling eher zur Morgenroutine, um sich auf den Tag und die anstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Wann auch immer Ihr Gedanken und Gefühle zu Papier bringt, regelmäßig gemacht werden sollte es so oder so.

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Wie geht Journaling denn jetzt genau?

Ein Journal oder Tagebuch zu schreiben, ist einfach und kann von Euch gerne sehr individuell gestaltet werden. Ihr seht selbst durch die OX & RE Webseite, dass hier kein klassisches Journal entsteht. Trotzdem ist es gut und wichtig, Dinge zu Papier zu bringen. Ob Ihr diese Dinge mit anderen teilen möchtet oder nicht, ist Eure Entscheidung.

Dinge, die Ihr in Euer Journal schreiben könntet, sind:

  • Fragen, die Euch aktuell in Eurem Leben beschäftigen – mit und ohne Antwort
  • Dinge, die Ihr heute erlebt habt oder Pläne, was Ihr heute umsetzen wollt
  • Gedanken und Gefühle aller Art, die Euch gerade befassen
  • Ziele, die Ihr Euch kurzfristig und langfristig setzt
  • jede Art von Gedanken, den Ihr heute einfach gerne zu Papier bringen wollt

Noch einmal: Ihr müsst hierfür kein echtes Journal kaufen und Eure Fragen, Ziele & Co. auf echtem Papier niederschreiben. Eine einfache Word-Datei genügt – sie ist vielleicht nicht so charmant wie ein schön verziertes Journal, aber für den Stoiker geht es ja eher um den Zweck und die Zielsetzung dahinter.

Journaling muss nicht Tag für Tag erfolgen, wie es der Begriff «Tagebuch» nahelegt. Es sollte aber sehr regelmäßig stattfinden. An manchen Tagen hat man schlichtweg keine Gedanken zu äußern, oder manchmal schlichtweg keine Zeit. Doch ähnlich wie bei der Meditation gilt auch hier: Wenn Ihr absolut keine Zeit findet, dies zu tun, ist es umso wichtiger, Zeit genau für diese Tätigkeit zu schaffen. Davon profitiert Ihr in Eurem Leben, heute und morgen.

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Niemand schreibt hier Bestseller – außer Marc Aurel

Mit dem Journaling als Tagebuch solltet Ihr keine falschen Ambitionen entwickeln. Es geht nicht darum, den perfekten Roman zu schreiben. Manchmal können es auch Wortfetzen und Halbsätze sein, die Ihr im Journal festhaltet und die Eure Fragen und Ziele besser einfangen. Wer einmal die «Meditationen» von Marc Aurel gelesen hat, kennt diesen Stil von ihm bestens.

Dieses Buch ist der allerbeste Beleg dafür, dass (und wie) einer der «alten» Stoiker Journaling betrieben hat. Zum Glück ist dieses Buch über zwei Jahrtausende hinweg erhalten geblieben und eine der wichtigsten Grundlagen des stoischen Denkens damals wie heute. Verwechselt Euer Tagebuch beim Journaling aber nicht mit einer Autobiographie. Auch Marc Aurel hatte nie geplant, dass sein Journal und all seine Fragen, Gefühle, Unsicherheiten und Weisheiten der Nachwelt überliefert werden. Zum Glück ist es anders gekommen und die größte Buchempfehlung, die OX & RE für angehende Stoiker geben kann.

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Junge XY hat mir zugelächelt …

Ganz am Anfang haben OX & RE über die Teenager-Mädels geschrieben, die am ehesten mit dem «Tagebuch schreiben» verbunden werden. Doch warum eigentlich? Na ja, Pubertät und Erwachsen werden und viele Fragen und Unsicherheiten auf dem Weg in die Erwachsenenwelt. Sehr einfach gesagt: Gedanken ordnen, um mit dem eigenen Leben zurechtkommen und sich seiner Gefühle und Persönlichkeitsentwicklung bewusst zu werden.

Wenn das Journaling zum Sortieren der Gedanken als Teenager nicht hilfreich wäre, die Methode hätte sich niemals über Generationen hinweg bei Millionen oder Milliarden Teenagern weltweit etabliert. Das Sonderbare: Kaum ist man erwachsen, wird das Leben nicht wirklich einfacher. Man könnte sagen: im Gegenteil! Die Teenager-Gedanken wirken plötzlich so nichtig, wenn man Jahre später noch einmal ins Buch schaut. Hieraus könnte man herleiten, dass es weiterhin sinnvoll ist, Journaling zu betreiben und das Sortieren der Gefühle und Gedankenwelt weiterhin ernstzunehmen.

Übrigens: Nach Monaten oder Jahren noch einmal auf die Inhalte im Journal schauen, muss niemand. Es hilft eher konkret im Moment des Schreibens. Der Rückblick aufs Journaling bringt manchmal ein paar Aha-Momente oder etwas Nostalgie. Für die (stoische) Wirkung der Methode ist dies aber keine Grundvoraussetzung.

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Bewusst leben ohne Stift und Zettel

Ja, es kann sein, dass Ihr nicht einmal ein paar Minuten pro Tag oder Woche opfern könnt, um Journaling zu betreiben. Es wäre gut, aber die Lebensumstände können dagegen sprechen. Dabei ist es so einfach, ein Stück Papier oder ein Notepad auf Eurem Bildschirm sind binnen Sekunden verfügbar.

Falls Euch das Schreiben nicht liegt und Journaling als Tagebuch nicht «Euer Ding» ist, geht’s natürlich auch anders. Beispielsweise mit einer sehr bewussten Auseinandersetzung der aufkommenden Gedanken und Gefühle im Kopf über einige Minuten hinweg, ohne Ablenkung von außen. Ohne Bewertung des Ganzen, alleine mit innerer Vertiefung. Man könnte hierzu sagen: eine «Meditation» – welche Überraschung.

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