Kategorie: Stoizismus

Alle Artikel und Informationen zum Thema Stoizismus

  • Philosophie für den Morgen danach

    Philosophie für den Morgen danach

    Philosophie für den Morgen danach

    Was Stoizismus und Epikureismus unterscheidet und weshalb für viele Menschen Freude vor Vergnügen steht.

    OX & RE – das Logo zum Meditieren lernen, Stoizismus und Epikureismus

    There’s a party …

    Wir von OX & RE machen uns ja für eine Philosophie stark, die Euch durchs Leben bringen soll. Als innerer Leitfaden, moralische Instanz, whatever. Grundsätzlich spielt es für uns keine Rolle, welche Philosophie Ihr wählt. Wenn OX & RE mit Menschen über das Leben nach der Stoa, Marc Aurel & Co. sprechen und das Gegenüber hat sich ernsthaft mit einer eigenen Lebensphilosophie auseinandergesetzt, fällt schnell ein Name: Epikur!

    Es sei direkt gesagt: Wer eine Philosophie sucht, die «sexy» ist, ist beim Epikureismus bestens aufgehoben. Hier geht’s um Lust und Vergnügen, nicht um so knorrige Dinge wie dieses tugendhafte Leben, das ewige Memento Mori und so weiter. Und doch sind die Unterschiede zwischen Stoizismus und Epikureismus gar nicht soooo riesig.

    In diesem Artikel zeigen wir den wesentlichen Unterschied auf und geben Euch eine Wahl. Vielleicht gibt es irgendwo in den Tiefen des Internets einen Konkurrenten zu OX & RE, der eine Webseite mit «Extremsport, Epikureismus & Palaver» betreibt. Bitte melden, wir verlinken sofort!

    Disclaimer: Ähnlich wie Ihr Stoiker es von dieser Webseite kennt, werden auch Konzepte aus dem Epikureismus deutlich vereinfacht dargestellt. Für Vertiefungen ins Thema laden wir gerne zur weiterführenden Recherche ein.

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    Epikureismus – verdammt reizvoll und „reizvoll“

    Stoizismus und Epikureismus waren schon in der Antike zeitgleiche «Kontrahenten», wie andere philosophische Strömungen auch. Der Name Epikur ist allen Menschen bekannt, die einen groben Einblick ins Thema Philosophie gewonnen haben. Und hier fällt direkt auf: «Epikur» ist nicht «Stoa». Die Strömung ist also nach einer Person, nicht wie die Stoa nach einem Gebäude benannt. Hier mögen Kritiker sagen: Typisch Personenkult, typisch Epikureismus eben!

    Stoizismus und Epikureismus sind Geschwister im Geiste, aber auf keinen Fall im Körper. Verantwortung fürs eigene Handeln zu übernehmen und die Natur als Leitprinzip waren beiden gemeinsam. Doch Natur ist ein weit dehnbarer Begriff, wie die größten Unterschiede zwischen beiden Strömungen zeigen. In einem kompakten Absatz:

    Die Stoa erzählt vom tugendhaften Handeln. Stoiker streben danach, ihre Tugenden zu entwickeln und hieraus ihre Lebensqualität zu ziehen. Genüsse gibt es nicht im Übermaß, Selbstkontrolle und Vernunft sind wichtige Maßstäbe hierbei. Für Anhänger von Epikur sind Lust und Genuss wichtige Leitprinzipien. Das Leben ist eh zu kurz, um permanent an den Tod zu denken. Also: Boxen aufdrehen! Her mit dem Wein! Morgen ist es vielleicht schon zu spät!

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    Stoizismus als philosophischer Rollmops

    Als Anhänger der Stoa möchten OX & RE die Philosophie von Epikur nicht unnötig «dissen». Dafür sind die vielen weiteren Aspekte der Ethik und des Handelns beider Strömungen zu ähnlich. Bei Themen wie Lust, Glück und dem Umgang mit der Welt ist der Unterschied zwischen Stoa und Epikur jedoch zu krass, um einfach ignoriert zu werden.

    Wie also reagieren, wenn ein Mensch zurück in die Antike schaut und erkennt, dass der Stoiker im Vergleich zum Epikureer eher ein Sauertopf ist. Dass der Stoiker eine Philosophie für den Morgen danach vertritt, wenn die Vernunft wieder einsetzt und man zur Ausnüchterung zum Rollmops greifen will. Beide Strömungen streben nach Glück. Beide wünschen sich eine gehobene Lebensqualität. Und kein Stoiker kann abstreiten, dass die Welt für die eigene Person in x Jahren endet und man die Zeit bis dahin genießen sollte.

    Genuss und Lust als solche gehören auch zur Welt der Stoiker. Selbst Marc Aurel hatte eine zweistellige Anzahl an Kindern. Hier geht’s stärker um die Maßregelung, um einen vernünftigen Umgang mit Lust und einem Glück, das länger hält als das nächste Glas Sekt, das direkt wieder nachgefüllt werden muss.

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    Vergnügen oder Freude?

    Um Stoizismus und die Lehren von Epikur sinnvoll voneinander abzugrenzen, sind zwei Begriffe voneinander abzugrenzen, die im Alltag (gerade heutzutage) schnell verschwimmen: Vergnügen und Freude. Letztlich möchte jeder Mensch, ob in der Stoa oder in der Disko, in der Antike oder im 21. Jahrhundert, Glück im Leben verspüren. Themen wie Tod müssen deshalb nicht verdrängt werden, aber an sich wünscht sich wohl jeder eine positive Philosophie.

    Epikur zieht diese Positivität eher aus dem Vergnügen. Die «Lustmaximierung» als Prinzip würden wohl nur die wenigsten Epikureer abstreiten. Und die diskreten Ereignisse der Lust («suffe, poppe, Kaarde kloppe!») sorgen für das entsprechende Vergnügen.

    Für Stoiker ersetzt Freude das Vergnügen. Als eine Art von Grundzustand, der keinen Auslöser in der Welt benötigt, um aktiv zu werden. Die Freude kann aus Disziplin, aus Verzicht, aus Selbstkontrolle heraus entstehen – stets im Bewusstsein, es geschafft zu haben, die Vorsätze der eigenen Tugend zu erfüllen.

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    Endlich keine Schokolade mehr

    Kritiker mögen hier sagen: Alles schön und gut, aber alles Blödsinn! Ein Stück Schokolade gibt mir einen Dopamin-Kick und ich fühle mich gut. Wie soll ich denn ein Ersatzgefühl erzielen, das gleichwertig ist, nur durch den Verzicht auf Schokolade? Die Antwort ist: Selbst ausprobieren und an die Konsequenzen denken!

    Als Philosophie für den Morgen danach steht Stoizismus für das berühmte «Nie wieder Alkohol». (Oder besser: Ab und zu mal ein Gläschen, aber bewusst und in Maßen, ist schon erlaubt). Doch wie froh kann jemand sein, der abnehmen möchte und abends im Bett merkt: Hey, ich hab’s geschafft, heute hab ich der Versuchung widerstanden, mir das Snickers reinzuziehen?

    Wie gut ist das Gefühl, Wochen oder Monate später auf der Waage zu sehen, wie der Verzicht einen vorangebracht hat? Es ist eine Freude und eine Steigerung des Selbstwertes, die eben nicht mit dem Kick des Schokoriegels vergleichbar ist. Ist dies deshalb das bessere Ziel für die persönliche Glückseligkeit? Wir Stoiker würden sagen: Ja! Vielleicht seht Ihr es anders – umso besser. Denn Stoizismus und Epikureismus möchten Euch beide erstmal nur zum Denken anregen – in der Antike genauso wie heute.

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  • Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Wie stoisches Denken und der Worst Case zusammenhängen und weshalb man deshalb nicht die Welt durch die pechschwarze Brille sehen muss.

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    Wenn Stoizismus richtig unsexy wird

    Wenn Ihr die Artikel von OX & RE rundum die stoische Philosophie verfolgt, werdet Ihr nicht gerade in helle Begeisterung ausgebrochen sein. Was, ich soll mit dem Memento Mori permanent an den Tod denken? Und dann noch dieses Amor Fati mit der Liebe zum verdammten Schicksal? Wenn Ihr diese Dinge schon als schwierig empfindet, kommt jetzt die bittere Kirsche auf das stoische Sahnehäubchen: «Praemeditatio Malorum».

    Wer denkt schon gerne ans Schlimmste? Wer setzt sich schon gerne mit dem auseinander, was im Extremfall passiert? OX & RE geben zu: Wir selbst nicht! Trotzdem ist die PraeMal (ja, wir kürzen das lateinische Wortmonster hier mal inoffiziell ab) für Euer stoisches Denken unverzichtbar. Und OX & RE bieten Euch eine Variante an, die niemand sofort in tiefste Depression stürzen muss. Apropos:

    DISCLAIMER: In diesem Artikel geht es viel um die schlimmsten Dinge, die Menschen im Leben so widerfahren können. Es werden selten konkrete Dinge angesprochen, trotzdem gilt: Wer sich aktuell in einer schwierigen Lebensphase befindet und zum «Katastrophendenken» neigt, sollte diesen Artikel vielleicht meiden – oder testen, wie gut es mit der stoischen Gelassenheit und Haltung mittlerweile klappt.

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    Der Worst Case – Juhu?

    Ob Seneca, Marc Aurel oder die frühen Stoiker, überall findet Ihr einen Bezug auf die PraeMal. Ob psychologische Foren oder Erfolgsbücher rundum die stoische Philosophie – die Praemeditatio Malorum lässt sich überall als eine der wichtigsten Übungen für Euer stoisches Denken finden. Dabei ist sie für Menschen heute noch weniger intuitiv als das Memento Mori.

    Wörtlich übersetzt heißt der lateinische Begriff so viel wie «Meditieren im Vorfeld über das Schlimmste». Das Ganze hat also weniger mit der klassischen Meditation zu tun, die Leser von OX & RE aus anderen Artikeln kennt. Platt gesagt: Ihr nehmt Euch Zeit, Euch mit einer Situation intensiv auseinanderzusetzen und Euch vorzustellen, was das Schlimmste ist, das passieren kann.

    Ganz so extrem wie zu den Zeiten von Seneca und den alten Stoikern sind die Konsequenzen zum Glück nicht mehr:

    «Lass sie vor Deinem inneren Auge erscheinen: Exil, Folter, Krieg, Schiffsbruch. Alle Konditionen unseres menschlichen Schicksals solltest Du vor Augen haben.»

    (Seneca, Übersetzung von OX & RE)

    Trotzdem: Warum sollte man sich Zeit und Ruhe gönnen, ernsthaft darüber nachzudenken, wie man sein gesamtes Vermögen, seine körperliche Gesundheit, seine Familie, seinen Ruf oder direkt alles zusammen verliert? Will die stoische Philosophie Euch in die Depression treiben oder zum Schwarzseher erziehen?

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    Was Angst auslöst und Angst lindert

    Ja, es gibt Menschen, die stehen nach wenigen Sekunden voller negativer Gedanken vor einer Panikattacke. Stress und psychische Überlastung des Lebens sorgen dafür, dass die PraeMal gar nicht vernünftig anwendbar ist. Und in solchen Situationen raten OX & RE natürlich davon ab, diesen Teil der stoischen Philosophie für sich zu entdecken. Tatsächlich kann hier die klassische Meditation (oder, falls nötig, auch ein therapeutischer Ansatz), einen neuen Umfang mit dem Leben und den Menschen ankurbeln.

    In allen anderen Fällen gilt: Ab einem gewissen Punkt schaffen es treue Leser von OX & RE sicherlich, Emotionen und Gedanken von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Genau dies ist eines der Herzstücke meditativer Übungen: Nicht dem Geschnatter zu glauben, das der Kopf permanent fabriziert, sondern mit Ruhe und Gelassenheit die Emotionen im Zaum zu halten.

    Trotzdem gilt: Plötzlich auf ein leeres Konto zu schauen oder sich vorstellen zu müssen, wie man alleine ohne Partner oder Familie leben muss, löst Sorgen und Ängste aus. Völlig zurecht, völlig natürlich. Und sorgt schnell dafür, dass eine komplette Überforderung und größeres Leiden eintritt, als es vielleicht sein müsste. Die PraeMal wirkt deshalb zunächst einmal als Puffer. Was in Ruhe gedanklich durchgespielt wurde (eventuell mit Schlachtplan für eine gute Reaktion), lässt sich dann anwenden, wenn Stress, Panik und Lebensschicksal die Entwicklung kluger Schlachtpläne einfach nicht möglich machen.

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    Das Mindset des abstoßenden Magneten

    Die Philosophen der Stoa haben mit der PraeMal noch ein anderes Ziel vor Augen. Hierbei ist immer zu bedenken, was stoisches Denken mit Euch machen möchte. Ihr sollt ein tugendhaftes Leben führen. Durchdacht handeln und bewusst mit den Menschen und der Welt umgehen. Eine Haltung voller Mut und Handlungsfähigkeit annehmen, bei denen Ihr eben nicht unter Euren Ängsten und Sorgen zerbrecht.

    In diesem Sinne möchte Euch die PraeMal vor Augen führen, was Ihr nicht wollt. Die Angst hiervor, die Sorge hierum, soll als Motivator dienen. Wie beim Minuspol eines Magneten, der sich nicht vom positiven Pol anziehen, sondern dem negativen Pol eines anderen abstoßen lässt.

    Diese Haltung ist im Leben heute ernsthaft ein Problem und ist in unserer Zeit schwierig umsetzbar. Hierzu ein simples Beispiel: Ihr möchtet auf Chips und Schokolade verzichten, damit Ihr nicht weiter zunehmt. Was ist der bessere Motivator hierfür:

    1. Die Vorstellung einer schlanken Figur, die man noch in 20 Jahren aufgrund dieses Verzichts hat.
    2. Die Vorstellung, in 20 Jahren als Fettklops mit 60 zusätzlichen Kilos auf der Couch zu vegetieren.

    Natürlich wünschen wir uns alle Punkt 1. Deutlich härter, direkter (und letztlich auch realistischer) ist jedoch Punkt 2. Und genau hier setzt der Mut an, den Stoiker von Euch erwarten. Zu akzeptieren, dass Punkt 2 realistisch droht. Und etwas ist, vor dem Ihr Angst habt oder um das Ihr Euch Sorgen macht. Ja, es ist schöner, zu etwas Positivem hin-, statt von etwas Negativem wegzulaufen. Wer (aus eigener Erfahrung weiß), wie tief und nachhaltig der Eindruck negativer Gedanken auf die menschliche Psyche (im Vergleich zu positiven) ist, wird die Haltung von Punkt 2 vielleicht eher annehmen können.

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    Der OX & RE Rettungsanker: Alleine der harte Boden

    Keine Sorge: Viele angehende Stoiker tun sich mit der PraeMal schwer. Es ist nicht einfach, die stoische Gelassenheit und stoisches Denken aufrechtzuerhalten, wenn ernsthafte Veränderungen der Welt auf einen einströmen. Und Ihr alle wisst, wie schwer sich Verlust, Sorgen und Ängste anfühlen – keine Philosophie, kein stoisches Denken kann vor solchen Emotionen schützen.

    Wie dennoch die PraeMal sinnvoll anwenden? OX & RE haben für sich eine Variante gefunden, diese Facette der stoischen Philosophie sinnvoll in Alltag und Leben einzubinden. Und so oft hier im Umfeld der Stoa hört, dass das Hindernis oder der Weg das Ziel ist, fokussieren wir ausnahmslos wirklich auf das Ziel. Also: Die Endsituation.

    Jedes Elend, jedes Leid, jede Veränderung hat zwei Phasen. Die erste Phase ist der Weg dorthin, bis der finale Zustand eintritt. Die zweite Phase ist dieser finale Zustand – das ungewollte «Elend», das vorherrscht. Bei der PraeMal geht es für OX & RE nicht um die erste Phase. Ihr sollt nicht Tausende Tode sterben, auf dem Weg zu Eurem finanziellen Ruin oder den langen Monaten, die Ihr einen sterbenden Verwandten begleitet.

    Die PraeMal setzt in der zweiten Phase an. Dann, wenn ein neuer Zustand eingetreten ist, der (vorerst) bleibt. Wie lebt es sich in diesem Zustand, wenn das ganze vorherige Drama vorbei ist?

    Seneca war für die damalige Zeit ein reicher Mann. Trotzdem schlief er überliefert immer wieder auf dem harten Fußboden. Um sich vor Augen zu führen, wie es wäre, wenn er all seine Reichtümer inklusive des weichen Bettes nicht mehr besäße. Er sinnierte nicht über Tausende von Wegen, wie er seinen Luxus verlieren könnte. Er begab sich alleine in den Zustand der zweiten Phase. Als echtes Erleben, mit allen Emotionen. Und genau diesen harten Boden dürft Ihr für Euer stoisches Denken gerne zwischendurch mal spüren – ohne das ganze vorherige Drama, Baby!

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  • Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

    Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

    Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

    Weshalb Journaling als Tagebuch eine stoische Praktik ist und wie uns das Schreiben beim Sortieren unserer Gedanken weiterhilft.

    Hier schreibt jemand fleißig beim Journaling in sein Tagebuch.
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    Was heißt denn hier «für Erwachsene»?

    Zu Beginn der große Disclaimer: Wenn OX & RE hier etwas vom «Tagebuch für Erwachsene» schreiben, soll das nicht abwertend klingen. Also, gegenüber den anderen Erwachsenen, die ohnehin täglich ihre Gedanken in einem Tagebuch oder ähnlichen Journal festhalten. OX & RE denken dennoch, die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff «Tagebuch» eher Teenager als Erwachsene und eher Mädels als Jungs. All dies wird dieser Beitrag radikal ändern – oder wahrscheinlich auch nicht.

    OX & RE schreiben über eine Methode, die Ihr als angehende Stoiker Tag für Tag nutzen könnt. Und wie Ihr durch den Bereich «Wer ist OX & RE?» bereits erfahren habt, ist die Praxis des Journaling ein Grund, weshalb diese Webseite mit Ihren immer neuen Artikeln existiert. Also: Warum der ganze Spaß und lässt sich die Zeit nicht besser nutzen, als Gedanken und Ziele zu Papier oder auf dem Computerbildschirm zu bringen?

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    Wenn alte Männer schreiben …

    Viele Praktiken und Lehren aus der stoischen Philosophie sind ziemlich schwierig zu fassen. Ja, auch Ihr könnt ein Konzept wie die Dichotomie der Kontrolle verstehen und habt trotzdem wenig konkrete Anhaltspunkte, wie sich dies in den eigenen Alltag integrieren lässt. Dies ist mit dem Schreiben eines Journals als Tagebuch anders. Die Anweisung ist nicht nur sehr konkret, sie wurde sogar von den «großen Stoikern» ausnahmslos praktiziert.

    Auch wenn jeweils anders motiviert und ausgeführt, gibt es ausreichend Belege dafür, dass Seneca, Epiktet und Marc Aurel Journaling betrieben haben – zu letzterem kommen wir später noch genauer. Aber selbst Webseiten ohne Bezug zum Stoizismus greifen die Methode von Seneca auf und legen diese ihren Lesern nahe. Neben seinen vielen anderen Berufungen hat er auch Theaterstücke verfasst, hier war die Liebe zum Schreiben somit extrem ausgeprägt.

    Seneca war mehr der Typ «Ich schreibe abends meine Erlebnisse des Tages auf, dann muss ich sie nicht mit ins Bett nehmen». Marc Aurel machte das Journaling eher zur Morgenroutine, um sich auf den Tag und die anstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Wann auch immer Ihr Gedanken und Gefühle zu Papier bringt, regelmäßig gemacht werden sollte es so oder so.

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    Wie geht Journaling denn jetzt genau?

    Ein Journal oder Tagebuch zu schreiben, ist einfach und kann von Euch gerne sehr individuell gestaltet werden. Ihr seht selbst durch die OX & RE Webseite, dass hier kein klassisches Journal entsteht. Trotzdem ist es gut und wichtig, Dinge zu Papier zu bringen. Ob Ihr diese Dinge mit anderen teilen möchtet oder nicht, ist Eure Entscheidung.

    Dinge, die Ihr in Euer Journal schreiben könntet, sind:

    • Fragen, die Euch aktuell in Eurem Leben beschäftigen – mit und ohne Antwort
    • Dinge, die Ihr heute erlebt habt oder Pläne, was Ihr heute umsetzen wollt
    • Gedanken und Gefühle aller Art, die Euch gerade befassen
    • Ziele, die Ihr Euch kurzfristig und langfristig setzt
    • jede Art von Gedanken, den Ihr heute einfach gerne zu Papier bringen wollt

    Noch einmal: Ihr müsst hierfür kein echtes Journal kaufen und Eure Fragen, Ziele & Co. auf echtem Papier niederschreiben. Eine einfache Word-Datei genügt – sie ist vielleicht nicht so charmant wie ein schön verziertes Journal, aber für den Stoiker geht es ja eher um den Zweck und die Zielsetzung dahinter.

    Journaling muss nicht Tag für Tag erfolgen, wie es der Begriff «Tagebuch» nahelegt. Es sollte aber sehr regelmäßig stattfinden. An manchen Tagen hat man schlichtweg keine Gedanken zu äußern, oder manchmal schlichtweg keine Zeit. Doch ähnlich wie bei der Meditation gilt auch hier: Wenn Ihr absolut keine Zeit findet, dies zu tun, ist es umso wichtiger, Zeit genau für diese Tätigkeit zu schaffen. Davon profitiert Ihr in Eurem Leben, heute und morgen.

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    Niemand schreibt hier Bestseller – außer Marc Aurel

    Mit dem Journaling als Tagebuch solltet Ihr keine falschen Ambitionen entwickeln. Es geht nicht darum, den perfekten Roman zu schreiben. Manchmal können es auch Wortfetzen und Halbsätze sein, die Ihr im Journal festhaltet und die Eure Fragen und Ziele besser einfangen. Wer einmal die «Meditationen» von Marc Aurel gelesen hat, kennt diesen Stil von ihm bestens.

    Dieses Buch ist der allerbeste Beleg dafür, dass (und wie) einer der «alten» Stoiker Journaling betrieben hat. Zum Glück ist dieses Buch über zwei Jahrtausende hinweg erhalten geblieben und eine der wichtigsten Grundlagen des stoischen Denkens damals wie heute. Verwechselt Euer Tagebuch beim Journaling aber nicht mit einer Autobiographie. Auch Marc Aurel hatte nie geplant, dass sein Journal und all seine Fragen, Gefühle, Unsicherheiten und Weisheiten der Nachwelt überliefert werden. Zum Glück ist es anders gekommen und die größte Buchempfehlung, die OX & RE für angehende Stoiker geben kann.

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    Junge XY hat mir zugelächelt …

    Ganz am Anfang haben OX & RE über die Teenager-Mädels geschrieben, die am ehesten mit dem «Tagebuch schreiben» verbunden werden. Doch warum eigentlich? Na ja, Pubertät und Erwachsen werden und viele Fragen und Unsicherheiten auf dem Weg in die Erwachsenenwelt. Sehr einfach gesagt: Gedanken ordnen, um mit dem eigenen Leben zurechtkommen und sich seiner Gefühle und Persönlichkeitsentwicklung bewusst zu werden.

    Wenn das Journaling zum Sortieren der Gedanken als Teenager nicht hilfreich wäre, die Methode hätte sich niemals über Generationen hinweg bei Millionen oder Milliarden Teenagern weltweit etabliert. Das Sonderbare: Kaum ist man erwachsen, wird das Leben nicht wirklich einfacher. Man könnte sagen: im Gegenteil! Die Teenager-Gedanken wirken plötzlich so nichtig, wenn man Jahre später noch einmal ins Buch schaut. Hieraus könnte man herleiten, dass es weiterhin sinnvoll ist, Journaling zu betreiben und das Sortieren der Gefühle und Gedankenwelt weiterhin ernstzunehmen.

    Übrigens: Nach Monaten oder Jahren noch einmal auf die Inhalte im Journal schauen, muss niemand. Es hilft eher konkret im Moment des Schreibens. Der Rückblick aufs Journaling bringt manchmal ein paar Aha-Momente oder etwas Nostalgie. Für die (stoische) Wirkung der Methode ist dies aber keine Grundvoraussetzung.

    OX & RE - das Logo für Meditation, Stoizismus und ereignisloses Leben

    Bewusst leben ohne Stift und Zettel

    Ja, es kann sein, dass Ihr nicht einmal ein paar Minuten pro Tag oder Woche opfern könnt, um Journaling zu betreiben. Es wäre gut, aber die Lebensumstände können dagegen sprechen. Dabei ist es so einfach, ein Stück Papier oder ein Notepad auf Eurem Bildschirm sind binnen Sekunden verfügbar.

    Falls Euch das Schreiben nicht liegt und Journaling als Tagebuch nicht «Euer Ding» ist, geht’s natürlich auch anders. Beispielsweise mit einer sehr bewussten Auseinandersetzung der aufkommenden Gedanken und Gefühle im Kopf über einige Minuten hinweg, ohne Ablenkung von außen. Ohne Bewertung des Ganzen, alleine mit innerer Vertiefung. Man könnte hierzu sagen: eine «Meditation» – welche Überraschung.

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  • Eine Mischbatterie voller Gefühle

    Eine Mischbatterie voller Gefühle

    Eine Mischbatterie voller Gefühle

    Was emotionale Regulation wirklich bedeutet und weshalb sich diese nicht nur für den Stoiker in allen Lebenslagen lohnt.

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    Noch mal mit ohne Gefühl

    Aus dem OX & RE Artikel zum Thema Gleichmütigkeit wisst Ihr bereits: Der Stoiker trägt seine Emotionen nicht gerade auf der Zunge. Im Gegenteil, zur Entwicklung eines guten Stoikers gehören eine Regulation der Emotionen dazu. Gefühle werden nicht einfach so nach außen getragen, stattdessen lernen Stoiker einen neuen, inneren Umgang mit emotional spannenden Situationen.

    All dies verleiht dem Stoiker den Ruf des gefühlskalten Menschen. Doch nichts ist ferner von der Wahrheit entfernt. Auch der Stoiker hat Emotionen und teilt diese nach außen mit. Oft wird der Begriff «emotionale Regulation» falsch verstanden, da sie unauthentisch wirkt. Wer möchte schon mit jemandem zu tun haben, der emotional nicht authentisch ist und vermeintlich «etwas vorspielt»? Hier geben Euch OX & RE ein paar Einblicke ins Thema, um zu zeigen, dass auch für Nicht-Stoiker Strategien zur Emotionsregulation sinnvoll sein können.

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    Alles fließt (hoffentlich)

    Die allerwichtigste Erkenntnis zuerst: Die Regulation bzw. Kontrolle von Emotionen heißt nicht, alle Emotionen vollständig abzustellen. Dies ist klar, logisch und von jedem von Euch allmorgendlich in der heimischen Dusche zu erleben:

    Die Regulation oder Kontrolle der Wassertemperatur an der Mischbatterie heißt nicht, die Mischbatterie vollständig abzustellen. Das Wasser soll ja fließen. Ihr möchtet schließlich duschen. Aber eben bei einer für Euch angenehmen Temperatur. Mit der emotionalen Regulation kümmert sich der Stoiker also um diese innere Mischbatterie. Ziel ist hierbei, jede einzelne Emotion zu erkennen und sich nicht (zu sehr) von ihr kontrollieren zu lassen.

    Im Vergleich mit der Situation unter der Dusche heißt dies: Ihr kümmert Euch aktiv darum, dass Ihr Euch nicht am zu heißen (emotionalen) Wasser verbrüht. Wie wichtig und sinnvoll dies ist, erleben alle Menschen im Laufe Ihres Lebens häufig genug. Doch dazu später mehr.

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    Der Mythos der authentischen Emotionen

    Der Stoiker spielt zur Emotionsregulation also in vielen Situationen an seiner inneren Mischbatterie herum und die Menschen in seinem Umfeld bekommen es nicht direkt mit. Wie soll man nach einer Äußerung oder Regung von außen erkennen, ob der Stoiker vorher ordentlich am Regulieren war oder die entsprechenden Gefühle hinter der Äußerung von Anfang an da waren?

    Das große Problem ist die Authentizität. Die emotionale Regulation wirkt unecht, wie eine Manipulation des Stoikers an sich selbst und letztlich auch an anderen. Hier gibt’s allerdings ein Problem, für das Ihr etwas tiefer in die Psychologie der Emotionen eintauchen solltet. Die meisten von Euch würden folgender Aussage sicherlich zustimmen: «Ich wünsche mir, dass die Menschen, mit denen ich zu tun habe, emotional authentisch sind.»

    Wir alle haben ein Gefühl, was damit gemeint ist, und der Satz fühlt sich richtig an. In der Sache ist er allerdings falsch. Hierzu zwei einfache Beispiele, die Ihr vielleicht (leider) aus Eurem eigenen Leben kennt:

    1. Ihr habt einen absoluten Choleriker in der Familie, dessen Zündschnur wegen jeder Kleinigkeit reißt.
    2. Ihr habt einen pathologisch von Angst zerfressenen Menschen in Eurem Freundeskreis, der sich kaum aus dem Haus traut und hinter allem eine Gefahr sieht.

    Beide Personen sind emotional absolut authentisch. Zugegeben: In einer Art und Weise, die eine psychologische Behandlung nahelegt oder zumindest nicht zur Belastung der Menschen im direkten Umfeld werden sollte. Aber eines kann man vor lauter Angst und Wutanfälle nicht behaupten: Dass die beiden Personen nicht ehrlich und direkt mit ihren Emotionen wären. Hier würde man sich als Außenstehender sogar eine Kontrolle oder Veränderung wünschen.

    Der Wunsch, dass jemand «emotional authentisch», heißt korrekt formuliert: «Ich wünsche mir, dass die Menschen in meinem Umfeld emotional stabil, verlässlich und mit sich und der Welt im Reinen sind». Dies setzt eine gewisse Resilienz voraus, ein paar Einblicke in die Psychologie und viel Ehrlichkeit zu sich selbst. Vor allem aber eines: Die Bereitschaft zur Emotionsregulation.

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    Mord (und nicht ganz so schlimmes) im Affekt

    Man muss keinen Choleriker oder Angstpatienten in der Familie haben, um sich mit Emotionsregulation zu befassen. Ein Blick aufs eigene Leben über Jahre und Jahrzehnte hinweg reicht aus. Ihr alle – ausnahmslos – kennt Situationen, in denen Ihr im Nachhinein klüger wart als vorher. In denen Ihr aus dem Affekt heraus Entscheidungen getroffen oder Bewertungen abgegeben habt, die sich sofort «in einer ruhigen Minute» als falsch herausstellten.

    Affekthandlungen sind in der Psychologie genauso Thema wie vor den Gerichten in Deutschland und der Welt. Es muss aber nicht zu Mord und Totschlag im Affekt kommen. Bereits im kleinen Rahmen haben unkontrollierte Emotionen weitreichende Folgen, aus denen Ihr (hoffentlich) lernen konntet. Ein falsches Wort, und Freundschaften enden. Eine falsche Bewegung, und Dinge gehen zu Bruch. Ein emotionales Hinreißen lassen, und neun Monate später liegt ein Baby im Kreißsaal.

    Hier liegt der Ansatz, weshalb nicht nur Stoiker über ein Regulieren von Emotionen nachdenken sollten. Falsche Entscheidungen im Leben zu treffen, ist die eine Sache. Diese aus einer Emotion, aus dem Affekt heraus zu treffen und sich schon wenige Sekunden über die Konsequenzen zu ärgern, die im Extremfall lebenslang sein können, eine andere.

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    Emotionale Regulation – an der Mischbatterie drehen

    Wie unter der richtigen Dusche braucht es auch bei der emotionalen Mischbatterie etwas, bis Ihr «die richtige Temperatur» gefunden habt. Und manchmal verbrennt Ihr Euch trotzdem an Euren Emotionen, da eine Entwicklung oder Situation Eures Lebens Euch völlig überrascht. Ziel ist für den Stoiker dennoch immer, nicht erst aus Fehlern lernen zu müssen, sondern sich selbst schon im Vorfeld helfen zu können.

    Doch wie lässt sich emotionale Regulation lernen? Emotionen und Gefühle kommen schließlich plötzlich auf, völlig ungeplant, und scheinen uns in ihrer Angst, Wut oder Trauer einfach mitzunehmen. Lustigerweise aus OX & RE Sicht setzt gerade hier der andere große Teil dieser Webseite, die Meditation, an.

    Emotionsregulation heißt, bei zu heißen Emotionen einen Schritt zurückzutreten und es zu schaffen, einen Abstand zwischen sich und die Gefühle zu bekommen. Zu verstehen, dass «man selbst» nicht identisch ist mit der Emotion, die gerade aufkommt. Sich nicht von der inneren Stimme und ihren Bewertungen hinreißen zu lassen.

    All dies ist schwierig und in mancher Situation einfacher umzusetzen als in anderen. Der wichtigste Punkt ist jedoch: Emotionale Regulation lässt sich lernen. Und Emotionsregulation ist etwas Sinnvolles, um nicht wieder und wieder Opfer der eigenen Gefühle zu werden. Das Regulieren hat nichts mit fehlender Authentizität zu tun. Im Gegenteil. Wenn Ihr es schafft, eine innere Resilienz aufzubauen und Euch nicht mehr zu schnell durch Gefühle (und ihre Auslöser) mitreißen zu lassen, wird gerade dieser neue und gereifte Charakter zu Eurer authentischen Persönlichkeit.

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    Veränderung & Resilienz – immer im emotionalen Wandel

    Am Ende noch zwei wichtige Feststellungen rund um Euren Weg der Emotionsregulation. Zum einen: Ihr seid immer in der Entwicklung. Jeden Tag verändert Ihr Euch schleichend, über Jahre und Jahrzehnte hinweg erkennt Ihr es bewusster. Gedanken, Gefühle und Sichtweisen verändern sich, aber oft so schleichend, dass wir es nicht in einer bestimmten Situation merken. Diese Entwicklung heißt: Ihr werdet so oder so schleichend ein wenig unauthentisch zu dem Bild, das Ihr selbst von Euch habt. Hierzu könnt Ihr stehen und diese Entwicklung aktiv in die Hand nehmen. Beispielsweise, indem Ihr genauer auf Eure Gefühle schaut und einen bewussten Weg der Regulation einschlagt.

    Zum anderen: Der Aufbau von Resilienz für gesunde Emotionen ist wichtig. Hierzu werden OX & RE noch einen eigenen Artikel liefern. Aber Resilienz ist nicht alles, wenn Ihr über eine Emotionsregulation nachdenkt. Resilienz hilft Euch beim Lernen, besser mit stressigen Situationen umzugehen und auf vieles nicht mehr mit unnötig «heißen Emotionen» reagieren zu müssen. Dies heißt nicht, dass Euch eine bestimmte Situation oder Emotion nicht doch vollkommen überraschen wird.

    Vielleicht hat Eurer Vermieter an der Vorlauftemperatur im Heizraum gedreht und das Wasser kommt völlig unerwartet deutlich heißer aus der Leitung. Hier sind Strategien nötig, die im Umgang mit dieser überraschend heißen Emotion helfen. Und diese Emotion kann immer und jederzeit kommen. Euer Wille zur emotionalen Regulation und die stetige, bewusste Auseinandersetzung hiermit gehört zu den besten Strategien, um Eure Hand an der Mischbatterie zu halten. Vielleicht ist es dank Eurer aufgebauten Resilienz unnötig. Doch falls es nötig ist, wird Euch dieser Ansatz der Stoiker mit Sicherheit helfen.

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  • Meditation vs. Stoizismus – Mind-Battle #1

    Meditation vs. Stoizismus – Mind-Battle #1

    Meditation vs. Stoizismus – Mind-Battle #1

    Die neue Serie voller Widersprüche. Heute: Stoizismus und Meditation für jede monotone Tätigkeit, die Ihr nicht mögt.

    Hier battlen die beiden großen Elefanten Meditation und Stoizismus miteinander.
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    OX & RE – Euer Partner für alle Widersprüche

    Meditation und Stoizismus passen hervorragend zusammen, wie Ihr durch die OX & RE Website bestens kennt. Beide Welten sind jedoch nicht identisch. Im Gegenteil: Es gibt krasse Widersprüche, wie sich Situationen aus unser aller Leben meditativ oder stoisch angehen lassen. Was

    Dieser Artikel ist der erste aus einer losen Serie, die OX & RE als «Mind-Battle» bezeichnen. In dieser Serie geht es um Erlebnisse aus Arbeit, Freizeit und Leben, die Ihr alle kennt und die ein Yogi anders angeht als ein Stoiker. Bei jedem Mind-Battle soll gezeigt werden, wie die typischen Positionen beider Seiten sind und mit welchem Ansatz OX & RE diesen Konflikt für sich auflöst.

    Der erste Teil der Serie konzentriert sich auf monotone Tätigkeiten – am Arbeitsplatz, zu Hause oder wo auch immer Ihr nervige Monotonie erlebt.

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    Die Situation

    Ihr alle kennt Tätigkeiten von Eurer Arbeit oder aus dem Haushalt, die diese Eigenschaften erfüllen:

    • Die Tätigkeit ist monoton und stellt keine Herausforderung für Euch dar.
    • Sie muss unumgänglich regelmäßig erledigt werden.
    • Sie ist eher negativ besetzt, weil es „bessere Dinge zu tun gäbe“

    Eine typisches Beispiel dieser Art aus Eurem Privatleben ist das Abspülen von Geschirr bzw. das Füllen und Leeren der Spülmaschine. Ja, es muss gemacht werden. Nein, wenn Ihr es vernachlässigt, stapelt sich irgendwann das schmutzige Geschirr. Und ja, in diesen Minuten wäre es viel spannender, mit einer Freundin zu telefonieren oder eine spannende Serie anzuschauen oder etwas Yoga zu machen – eigentlich alles, Hauptsache es ist eine Abwechslung von dieser Monotonie.

    Auf der Arbeit ist eine solche Monotonie ein ernstes Problem. Wenn Ihr die meiste Zeit über Tätigkeiten am Arbeitsplatz nachgeht, die monoton und keine Herausforderungen sind, steigt das Risiko des Burnout erheblich. Hier ist die OX & RE Website nicht der beste Ansprechpartner. Bei uns wird der Begriff «monotone Tätigkeit» eher für die kleinen Ärgernisse des Alltags verwendet, die mit der Zeit ergänzend zur Arbeit leider trotzdem zum Burnout beitragen könnten.

    Also, wie mit Stoizismus oder Meditation eine monotone Tätigkeit angehen, die sich wieder und wieder negativ, störend und lästig anfühlt?

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    Der stoische Ansatz

    Für den Stoiker steht im Vordergrund, den Geist und die Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Egal, welcher Job gerade erledigt werden muss, der Stoiker soll sich auf die Suche begeben, wie er durch Umdenken die Negativität und Monotonie auflösen kann.

    In unserem Einführungsartikel über Marc Aurel haben OX & RE einige Zitate postet. Eines spiegelt diese Denkweise wider. Das Abspülen ist nicht das Hindernis oder Problem, das einem den Tag vermiest. Unsere Einstellung zum Abspülen ist die Hürde, die sich durch ein Umdenken mit der Zeit überwinden lässt. Oder kompakt von Ryan Holiday in diesem Buchtitel zusammengefasst: «The Obstacle is the Way» – zu 100 % ein Marc-Aurel-Zitat.

    Auch wenn das Abspülen monoton ist, welchen Wert kann diese Arbeit für mich haben? Ist es zu selbstverständlich, täglich auf frische Gläser und Teller zurückgreifen zu können? Wie kann ich diese Aufgabe voller Monotonie attraktiver gestalten – nicht nur im Ablauf, sondern in meinem Geist? Mit einer Mischung aus Abwechslung, Motivation und Wertschätzung für die Zeit, die ich in diesen Job investiere, bin ich als Stoiker angehalten, meine Gedanken und meinen Geist zu formen.

    Denn keine Handlung ist monoton und eintönig an sich. Dies alleine entsteht durch meine Gedanken. (Und Tatsache, auch OX & RE können z. B. über Stunden hinweg ein Spiel online oder auf der Konsole spielen, ohne dass Abwechslung fehlt und Langeweile aufkommt.)

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    Der meditative Ansatz

    Meditation und monotone Tätigkeit passen hervorragend zusammen. Grundsätzlich ist jede Handlung ein Aufhänger für Achtsamkeit und eine Beobachtung der eigenen Gedanken. Wenn es sich auch noch um monotone Pflichten handelt, bei der unser Geist nach Abwechslung schreit, ist dieses Objekt fürs Meditieren umso interessanter.

    Ihr geht während des Spülens ins Meditieren über und befasst Euch mit den Entwicklungen in Eurem Körper und Geist. Was genau fühlt sich eigentlich monoton und langweilig an? Wo genau lässt sich das negative Gefühl spüren? Ist es rein körperlich, beispielsweise als Krämpfe oder Hitzegefühl? Oder schreien alleine die Gedanken nach Abwechslung, um sich von diesem Job zu lösen und etwas anderes, «Interessanteres» zu tun?

    Für einen guten Yogi kann die gesamte Zeit des Spülens hinweg Meditation sein. Wie Ihr wisst, geht Meditieren nicht nur mit geschlossenen Augen auf der Matte. Es gibt um Achtsamkeit, um Konzentration, um Dinge, die Ihr im Moment bewusst wahrnehmt. Und dies kann das heiße Wasser und das Aufblitzen des Tellers im Licht genauso sein wie die Last der Monotonie, die Euren Puls steigen lässt und so für Stress und Langeweile sorgt.

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    Der Widerspruch

    Ihr merkt: Beide Ansätze sind nicht miteinander vereinbar. Meditation und monotone Tätigkeit schließen sich nicht aus und streben nicht danach, die Situation zu ändern oder anders zu interpretieren. Es ist eher eine Beobachtung – eine Wahrnehmung, die im klassischen Sinne von «Mindfulness» ohne Bewertung stattfinden soll. Und wenn der Kopf den Job doch bewertet und als negativ empfindet, gehen wir nicht streng mit uns um, sondern schauen objektiv auf diese Gedanken und Gefühle.

    Der stoische Ansatz ist absolut von Veränderung geprägt. Vom Umdenken und einer neuen Interpretation der Arbeit. Wie lässt sich aktiv die Monotonie beenden und für eine Abwechslung sorgen, die uns Menschen den Stress raubt und Tag für Tag auch bei solchen Tätigkeiten genießen lässt? Das gefühlte Hindernis zum Weg machen, und diesen Weg motiviert trotz mancher Monotonie geht.

    Beides zusammen geht nicht.

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    Der OX & RE Ansatz

    OX & RE lösen das Thema Stoizismus vs. Meditation und monotone Tätigkeit mit zwei Grundgedanken auf: 1) Der stoische Ansatz schließt eine Achtsamkeit im Moment nicht aus. 2) Meditation zielt regelmäßig betrieben auf eine langfristige Änderung von Gedanken und Gefühlen ab.

    Zu 1): Wenn Ihr über alles meditieren könnt, könnt Ihr auch darüber meditieren, wie Ihr die Monotonie des Moments für Euch auflöst. Ihr könnt Einblicke in Eure Gedanken und Gefühle gewinnen, wenn Ihr neu mit der Situation umgeht. Ihr werdet auf dieser Website und überall online lesen, wie Meditation eines Tages von einem reinen Training zu einem «Bewusstseinszustand» wird. Dieser ist vielleicht nicht 24 Stunden am Tag präsent, sollte aber möglichst intensiv kultiviert werden. Ihr könnt somit auch über die Anwendung einer stoischen Praktik im Alltag meditieren.

    Zu 2): Meditation verändert Euer Gehirn zum Positiven hin. Beispielsweise mit einem positiven Einfluss auf Euer Stressgefühl. Regelmäßig (auch jenseits des Spülbeckens) betrieben, werden Euch langfristig viele Dinge nicht mehr als monoton, negativ oder langweilig erscheinen, wie es in einer Zeit vor Eurer Meditation der Fall war. Hier liegt wie so häufig der Trick: Wir alle merken nur bewusst, wenn etwas negativ ist und uns stört. Wir merken NICHT bewusst, wenn etwas jetzt und hier okay ist, was uns aber vor einigen Jahren noch gestört hätte. Meditation und monotone Tätigkeit arbeiten für OX & RE deshalb eher am langen Hebel zusammen, während die stoische Auseinandersetzung akut während der Arbeit gelingt.

    Und vielleicht auch für Euch. Oder Ihr findet andere Ansätze, gegen die Monotonie im Leben vorzugehen und Abwechslung zu finden. Dann Glückwunsch hierzu! Und andere Mind-Battles der Zukunft passen dann vielleicht eher zu Euch.

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  • Gleichmütig sein: Wenn alles (eben nicht) egal ist!

    Gleichmütig sein: Wenn alles (eben nicht) egal ist!

    Gleichmütig sein: Wenn alles (eben nicht) egal ist!

    Warum gleichmütig sein nicht dasselbe wie Gleichgültigkeit ist und dem Stoiker zu mehr Ruhe und Gelassenheit verhilft.

    Gleichmütig sein und die Ruhe finden, diese Steine zu stapeln.
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    Der Stoiker, die olle Kuh

    Beim einleitenden Artikel «Stoizismus – wofür brauche ich das?» haben OX & RE ja die Kuh im Regenschauer als Klischee erwähnt. Und dieses Klischee gehört zu den vielen kleinen Nuancen, weshalb «stoisch» eher negativ behaftet ist und mit «eiskalt» oder «emotionslos» gleichgesetzt wird. Da steht also die Durchschnittskuh ganz gelassen auf der Weide, es regnet in Strömen, und ihr ist es «egal».

    Für OX & RE war es immer ein Rätsel, warum es der Kuh (und somit dem Stoiker) als negativ angekreidet wird, nicht zu reagieren. Entweder, die Kuh ist zu dumm zu merken, dass es regnet. Das dürftet Ihr ausschließen, wenn es bei der Bedeutung dieses Vergleichs um eine jahrtausendealte Philosophie geht. Oder es wird erwartet, dass die Kuh nicht ungerührt dasteht, sondern stattdessen wutentbrannt, genervt, verärgert, gestresst oder ähnlich reagiert. Als wäre dies die Idealvorstellung, wie wir alle durch unser Leben gehen sollten. Glücklich sein sieht anders aus, unabhängig von der Wetterlage.

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    Am Allerwertesten vorbei

    Warum also die negative Kuh? Weil es wie bei «stoisch» und «störrisch» ähnlich klingende Worte auf Deutsch gibt, die keine Synonyme sind und trotzdem gerne als solche genutzt werden. Im Falle von «gleichmütig» gilt dies für das Wort «gleichgültig». Beide haben eine völlig unterschiedliche Bedeutung, diese stellen OX & RE unten anhand von Beispielen noch besser dar.

    Wenn Ihr die beiden Wörter und ihre Bedeutung nicht trennt, könntet Ihr tatsächlich annehmen, dem Stoiker geht alles am Allerwertesten vorbei. Gleichmütigkeit wäre dann ein völliges «egal sein», und dies wäre fast schon stumpfsinnig. Wem alles egal ist, der dürfte weder mitbekommen noch sich dafür interessieren, was mit ihm/ihr und der Welt passiert.

    Ruhig und gelassen zu reagieren, kann aus verschiedenen Gründen passieren. Stellt Euch vor, Ihr seid mit dem Auto unterwegs und ein Geisterfahrer kommt auf Euch zu. In letzter Sekunde schaffen es beide Fahrzeuge, sich auszuweichen. Wer hiernach seinen Puls nicht etwas höher schlagen spürt, ist entweder wirklich gelassen und ungerührt unterwegs, oder hat die ganze Zeit über auf dem Rücksitz geschlafen. Das «fehlende Mitbekommen» ist also nicht mit Gleichmut zu verwechseln. Wer null Reize von außen spürt, der erlebt auch nichts, was die innere Ruhe aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Wesen dieser Art mit keinerlei Reaktion auf Reize von außen bezeichnet man landläufig gerne als «tot».

    Genauso gilt: Wenn einer Person alles egal ist und sie deshalb nicht auf Welt und Leben schaut, wird sie ihre Ruhe nicht aus «Gründen der Tugend» erlangt haben. Genau das liegt aber dem Stoiker am Herzen, wie Ihr mittlerweile wisst.

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    Probiert’s mal mit Gemütlichkeit (statt Geltung)

    Um «gleichmütig sein» und «etwas ist gleichgültig» voneinander abzugrenzen, schauen OX & RE mal auf die Sprache. Woher stammt die Bedeutung der beiden Begriffe auf Deutsch und warum sind es deshalb keine Synonyme?

    Der Begriff «gleichgültig» leitet sich durch Wörter wie «gültig» oder «Geltung» her. Etwas hat für Euch die gleiche Gültigkeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Uhr zeigt zwei oder drei, draußen regnet’s oder schneit’s – es ist Euch egal. Für Eure innere Einstellung macht die Gültigkeit eines dieser beiden Ereignisse keinen Unterschied.

    Der Begriff «gleichmütig» kommt weniger von «Mut», auch wenn manche Stoiker dies sicher gerne hätten. Die Bedeutung liegt näher bei «Gemüt», was auf Deutsch ein sonderbares Wort ist. Gemüt ist irgendwas im Inneren und dabei eher ruhig oder ungerührt als aufgeregt. Ihr kennt schließlich auch den «Gemütsmensch». (Hier sagt der Duden, es wäre ein gutmütiger, aber «etwas langsamer»Mensch – kurios.)

    Und dann gibt’s noch die Gemütlichkeit. Das ist dieses Ding mit der Tasse Tee, Buch und Wolldecke, oder alternativ irgendwas mit tanzenden Bären. Eine gemütliche Stimmung ist tatsächlich eine Stimmung, in der es eher ruhig und gelassen zugeht, in der niemand spontan auf Unerwartetes reagieren muss. Eine innere Ruhe, die authentisch ist und nicht so einfach umgestoßen werden kann. Denkt bei «gleichmütig» und «stoisch» also ab sofort an Tee und Wolldecke, schon hat der Stoizismus an Sympathie gewonnen.

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    Tor für die Bayern (90.+3)

    Wie Gleichmut konkret aussieht und wie ihr gleichmütig sein in Euer Leben integrieren könnt, zeigen Euch OX & RE anhand von einigen Beispielen. Damit es mit dem Gleichmut nicht zu abstrakt bleibt, liefert unsere Seite mal ganz klare und lebhafte Beispiele:

    1. Wenn Borussia Dortmund gegen Bayern München spielt, ist OX & RE das Ergebnis nicht gleichgültig. Da OX & RE im Westen der Republik zu Hause sind, könnt Ihr Euch die Vorlieben denken. Aber: Sollte wie üblich das Tor für die Bayern in der Nachspielzeit fallen, ist Gleichmut gefragt. Die Niederlage des BVB ist kein Grund für Ärger, Aufregung, Wut oder ähnliches. Gleichmütig zu reagieren heißt nicht, eine Vorliebe für einen bestimmten Gewinner zu entwickeln.
    2. OX & RE ist es nicht gleichgültig, ob im Hochsommer 35 °C herrschen und ein Außentermin wahrgenommen werden muss. Lieber darf es gemäßigt bis eiskalt sein, eine absolute Vorliebe. Und dennoch: Gelassen, ruhig und gleichmütig zu bleiben, ist der richtige Vorsatz. Wut und Ärger bringen einen hier schließlich noch zusätzlich ins Schwitzen.
    3. Für OX & RE ist es nicht egal, ob das Finanzamt etwas nachfordert oder es eine Rückzahlung gibt. Es geht schließlich um bares Geld, um damit müssen wir alle unser Leben gestalten. In beiden Fällen gilt es jedoch, gefasst und ruhig zu reagieren. Wenn alles rechnerisch stimmt: Okay, gleichmütig zahlen (oder sich über den Geldeingang freuen). Wenn Fehler passiert sind: Nachbessern und stoisch gefasst das Ganze angehen. Schließlich sind überall auch nur Menschen am Werk, die Fehler machen (oder eben nicht).
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    Noch eine Facette des «Dicho-Dings»

    Kenner der Szene (und dieser Seite) haben es bei den Beispielen vielleicht gemerkt: Vieles beim Thema Gleichmut hat mit der Dichotomie der Kontrolle zu tun. Diese hat Euch OX & RE in einem anderen Artikel ja schon näher gebracht, wobei Gleichmütigkeit tatsächlich eine direkte Folge ist. Hier deshalb in Kurzform:

    Ob Wetter oder Fußballergebnis – was ich in meinem Leben und durch mein Handeln nicht selbst beeinflussen kann, verdient keine negative Emotion. Gleichmütigkeit zu zeigen, die Ruhe zu bewahren, gleichmütig zu sein, ist hier der einzige Weg. Ja, jeder Stoiker hat Vorlieben. Und Gleichmut ist der einzig sinnvolle Weg, um mit der Situation umzugehen, wenn die persönliche Vorliebe nicht eintritt.

    Gleichmütig dürft Ihr natürlich auch für Dinge sein, die Ihr beeinflussen könnt. Hier ist Gleichmütigkeit vielleicht sogar noch schwieriger. Ihr könnt bestimmte Dinge in Eurem Leben beeinflussen, und trotzdem gehen sie nicht so aus, wie von Eurer Seite gewünscht. Gleichmütig sein ist durch die enge persönliche Bindung zu Ereignis oder Person komplizierter. Aber erneut der einzige Weg, um gefasst und glücklich durchs Leben zu gehen und nicht durch fehlenden Gleichmut unbedacht zu reagieren – manchmal mit fatalen Folgen.

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    Immer locker bleiben …

    Ihr alle kennt die Menschen, die wenig gelassen und ruhig durch die Welt gehen. Die mit der extrem kurzen Zündschnur. Und ja, hier mag man sich Gleichmütigkeit wünschen (und für Euch selbst auch etwas Gleichgültigkeit, was die Anfälle solcher Choleriker angeht).

    Doch wie so oft fällt der Blick mühelos auf das Extrem des anderen, wobei die eigene Person das gleiche Defizit in abgemilderter Form aufweist. Deshalb gilt: Gleichmütig sein lässt sich trainieren, egal wie gelassen und souverän Ihr seid. Rund um die Uhr, an jedem Tag Eures Lebens.

    Und wenn andere um Euch herum die Synonyme nicht verstanden haben und Euch vorwerfen, dass Ihr eiskalt, berechnend und emotionslos reagiert? Dann habt Ihr am Ende dieses Artikels vielleicht erkannt, wie Ihr hierauf innerlich reagieren könnt.

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  • Amor Fati – am Pokertisch des Lebens

    Amor Fati – am Pokertisch des Lebens

    Amor Fati – am Pokertisch des Lebens

    Warum die Bedeutung von Amor Fati so gegen die Intuition geht und Ihr dennoch das Schicksal wie jede neue Hand am Pokertisch lieben solltet.

    Liebe zum Schicksal, am leichtesten mit einem Royal Flush möglich.
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    All-in mit Friedrich Nietzsche

    Wie einige Leser von OX & RE längst erkannt haben – der Ausdruck «Amor Fati» geht nur indirekt auf die Stoiker zurück. Am ehesten wird er Friedrich Nietzsche zugeschrieben, wobei seine Philosophie dem Stoizismus in vielen Aspekten nicht fern ist. Die klassischen Stoiker würden sich gegen seinen Nihilismus stellen, aber darum geht’s hier ja nicht. Deshalb: Chips auf den Tisch! Poker!

    «Amor Fati» bedeutet wörtlich «Liebe das Schicksal!». Und wer schon seine Schwierigkeiten mit dem Memento Mori hat, wird hier erst recht stolpern. Wie soll man etwas lieben, das man meist kaum akzeptieren kann? In diesem Artikel von OX & RE geht’s weniger um Wissenschaft und Philosophie, sondern ums Leben als Pokertisch. Denn genau hier könnt Ihr Einblicke gewinnen, was Schicksal eigentlich heißt und Euren Weg als Mensch prägt.

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    Der kuschelweiche Schlag des Schicksals

    Ob zu Nietzsches Zeiten oder heute – dass sich Menschen mit «Amor Fati» schwertun, hat einen Hauptgrund. Und dieser wohnt in einem riesigen Missverständnis! Eine typische Reaktion der Menschen ist: «Ich kann das Schicksal nicht lieben, es ist ja oft kaum zu ertragen. Krankheit, Tod, Unfälle etc., ein Schicksalsschlag verändert mein Leben und stellt eine extreme Belastung dar. Hierfür soll ich Liebe übrig haben?»

    Der Denkfehler (und hier steckt fast noch mehr Nihilismus als bei Nietzsche drin): Alleine negative Dinge werden als «Schicksal(sschlag)» angesehen. Positive Dinge, die Euch als Mensch im Leben widerfahren, werden gerne als «Lohn harter Arbeit» oder «Können» oder «DAS habe ich mir ja wohl verdient!» abgetan.

    Ihr bekommt die neue Stelle und setzt Euch gegen 50 Bewerber durch. Ihr feiert einen Lottogewinn. Oder Ihr findet die große Liebe. Herzlichen Glückwunsch! Bei vielen dieser schönen Dinge habt Ihr genauso wenig einen aktiven Beitrag leisten können wie bei den negativen Dingen, die Euer Leben kreuzen. Ob Zufall, Glück, Können oder andere Begriffe – in all diesem Erlebten steckt auch der (kuschelweiche, positive) Schlag des Schicksals.

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    Jetzt aber: Die Einsätze bitte!

    Habt Ihr schonmal Poker gespielt? Vielleicht online oder in einer der großen Spielbanken in Hamburg oder Berlin? Wenn Ihr Euch an den Spieltisch setzt, habt Ihr Runde für Runde keine Ahnung, ob Ihr ein Ass-Pärchen oder 2/7 zugeteilt bekommt. Das ist Zufall – ein Begriff, der eng mit Schicksal zusammenhängen scheint, dazu kommt dieser Artikel von OX & RE noch.

    Egal, wie Ihr Euch als Pokerspieler vorbereitet (und hier gibt’s genügend Wissenschaft und Psychologie und Statistik etc.) – Ihr habt keine Ahnung, welche Karten Ihr erhaltet. Ihr könntet dreimal hintereinander das Ass-Pärchen erhalten. Oder permanent die grausamsten Karten der Welt.

    Das Verrückte zudem: Ihr könnt mit Eurem Ass-Pärchen gegen jedes andere Blatt verlieren. Oder mit Eurer 2/7 gegen jedes andere Blatt gewinnen. Und genau hierin liegt der Reiz und der Wahnsinn des Poker: Die nächste Karte auf dem Spieltisch kann alles auf den Kopf stellen. Und genau DAS gehört zum Spiel und ist dessen Faszination.

    «Amor Fati» und seine Bedeutung für Pokerspieler muss deshalb sowas heißen wie: «Liebe das Spiel»! Mit all seinen Wandlungen und unvorhersehbaren Momenten. Man hofft zu gewinnen, man wird regelmäßig verlieren, und am Ende des Tages könnt Ihr immer noch sagen: «Mensch, was ein geiles Spiel».

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    Das gleiche Schicksal? Welch ein Zufall!

    Ob Stoiker, Nietzsche oder andere Philosophen – die Einschätzung, was Schicksal und was Zufall ist, ist nicht immer einfach. Manche Menschen zweifeln den Zufall an, alles ist vorherbestimmt. Andere sehen im Schicksal die Fügung und Vorhersehung, die beispielsweise ein Gott für Euch als Menschen hat. In diesem Artikel von OX & RE soll keine dieser Sichtweisen aufgegriffen werden, schließlich geht’s um Euch und den sanften Einstieg in den modernen Stoizismus.

    Gute Pokerspieler lieben schlechte Pokerspieler am Tisch. Sie treffen falsche Entscheidungen, verraten sich durch Kleinigkeiten und neigen zu einem völlig unüberlegten Verhalten. Wer seine Mitspieler richtig «liest», wird diesen schnell das Geld aus den Taschen ziehen.

    Anders gesagt: Gute Spieler haben ziemlich schnell Wissen über schlechte Spieler. Und schlechte Spieler merken dies nicht, weil Ihnen die Erfahrung fehlt. Sie verlieren selbst mit den besten Karten, da erfahrene Spieler mit ihrer Analyse und ihrem Wissen rechtzeitig ausgestiegen sind.

    Steht der schlechte Spieler pleite vom Tisch auf, wird geflucht. Die Welt hat sich gegen einen verschworen! Oder vielleicht sogar Betrug? Schlechtes Karma! Immer das gleiche, böse Schicksal! Und der gute Spieler lacht sich ins Fäustchen. Aus einem einfachen Grund, den wir alle so gerne übersehen: Was WIR als Schicksal empfinden, kann für andere knallhartes Wissen und Kalkül sein. Nicht zufällig oder schicksalshaft erreichen die besten Verkäufer die besten Verkaufszahlen. Nicht zufällig oder schicksalshaft kann Euer Mentalist Euer Geburtsdatum erraten. Nur für EUCH fühlt es sich übersinnlich an – Euer Gegenüber weiß da mehr.

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    Die Zufallsstatistiken der Raucher und Raser

    Noch ein weiteres Beispiel: Mit Sicherheit habt Ihr in Eurem Leben auch diesen speziellen Menschen, der jedes Mal bei Erdbeerorange noch über die Ampel rast. Oder der seit Jahrzehnten raucht. Plötzlich passiert es: ein schwerer Autounfall! Oder eine schwere Lungenkrankheit! Mit Sicherheit wird sich der Raser tierisch aufregen über die Ungerechtigkeit des Lebens. «So viele Deppen sind auf der Straße unterwegs, warum passiert ausgerechnet mir etwas?». Ein Schicksalsschlag eben.

    Und genau hier braucht Ihr weder eine große Philosophie noch viel Wissenschaft, um Euch zu denken: «Najaaa, völlig zufällig ist das jetzt auch nicht. So wie Du die ganzen Jahre fährst – es hätte locker schon früher passieren können.». Und wieder gilt: Die Welt und die Menschen um einen herum haben eine objektivere Einschätzung als man selbst. Was sich tief im Inneren als Zufall oder Schicksalsschlag anfühlt, kommt für andere nicht überraschend.

    «Amor Fati» und seine Bedeutung sollen deshalb nicht sein: «Liebe, dass Dir etwas Schlimmes passieren kann und Du zu doof bist, dies rechtzeitig zu erkennen.». Amor Fati im Sinne des Stoizismus heißt zu erkennen und zu akzeptieren, dass gute und schlechte Dinge passieren können. Und wir alle Wissen erlangen können, um hinter die Fassade des Schicksals zu schauen und mehr über uns und die Irrungen und Wirrungen in unserem Leben zu erfahren. Und mit diesem Wissen wird langsam klar, was vorher schicksalshaft war. So drückt Amor Fati die Begeisterung fürs Leben aus – nicht obwohl, sondern gerade weil Ihr nicht wissen könnt, ob Euch morgen das Ass-Pärchen oder die 2/7 erwartet.

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    Amor Fati – das Blatt in die Hand nehmen

    Wozu dieser Artikel genauso wie Friedrich Nietzsche und der klassische Stoizismus Euch motivieren möchten: Es gibt Unterschiede zwischen Zufällen und Schicksalen. Und hier geht es nicht um göttliche Fügung und ähnliches. Erneut hilft der Pokertisch weiter:

    Welche Karten Ihr Runde für Runde bekommt, ist Zufall. Genauso wie die Lottozahlen nächsten Samstag. Aber der Ausgang der Runde ist nicht Zufall. Ihr könnt – und was könnte besser zu Karten beim Poker passen – Euer Schicksal in die Hand nehmen. Buch für Buch zum Thema Wahrscheinlichkeiten wälzen. Eure Gegner beobachten und Ihr Verhalten analysieren. Euer Bestes für den Erfolg am Spieltisch geben. Und hierdurch etwas kontrollieren, was für andere gottgegeben oder zufällig wirkt. Und: Am Ende des Tages doch noch mit einem Ass-Pärchen verlieren. Aber hey, Amor Fati!

    Ihr könnt die Liebe zum Leben als ganz eigene Wissenschaft etablieren. Und das, was für andere am Pokertisch des Lebens wie Zufall oder Schicksalsschläge wirkt, zu Eurem fundierten Wissen und Eurer Philosophie machen. Immer mit dem grandiosen Gefühl, selbst immer noch für zahllose Dinge blind zu sein, die zufällig oder schicksalshaft wirken.

    Wenn Ihr Amor Fati die Bedeutung gebt, Freude am Leben trotz oder gerade wegen seiner Unvorhersehbarkeiten zu erfahren und Euch dem mutig zu stellen, geht Ihr einen sinnerfüllten, stoischen Weg. Und Nietzsches Nihilismus steht nach einem fatalen All-in vom Tisch auf. In diesem Sinne: Amor Fati!

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  • Bullseye! Wie Stoiker zu Darts und Tischtennis stehen

    Bullseye! Wie Stoiker zu Darts und Tischtennis stehen

    Bullseye! Wie Stoiker zu Darts und Tischtennis stehen …

    Was die Dichotomie der Kontrolle ist und warum man selbst als Stoiker noch am sportlichen Wettkampf teilnehmen darf.

    Darts ist stoischer als Tischtennis – die Dichotomie der Kontrolle sei Dank.
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    Waaannhandertääändeeeeeeytiiiiii

    Dem Klischee nach geht der Stoiker ja zum Lachen in den Keller. Bei OX & RE ist dies anders, der Kellerbesuch dient eher dem Werfen von Darts. Beim Werfen der Pfeile lassen sich ganz andere Dinge trainieren und kontrollieren, als OX & RE es aus der Meditation kennen.

    Dass stoische Menschen sich ans Dartboard oder an die Tischtennisplatte stellen dürfen, um den Wettkampf mit anderen einzugehen, ist nicht selbstverständlich. Tatsächlich könnte Sport ein ernsthaftes Problem sein, wenn man die Dichotomie der Kontrolle ernst nimmt – eine der wohl wichtigsten Leitlinien im Stoizismus. Warum Ihr trotzdem in Zukunft noch andere Stoiker im Boxring zu Brei hauen dürft, erklären wir Euch in diesem Beitrag.

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    Was ist dieses Dicho-Ding überhaupt?

    «Dichotomie» kommt aus dem Altgriechischen (schnarch!) und heißt soviel wie „zweigeteilt, aber ohne Schnittmenge“. Hä? Ganz einfach: Auf dem Fußballplatz gehört man entweder zum einen oder zum anderen Team, niemals zu beiden. Eine klare Unterteilung in zwei Teile, die nichts miteinander gemeinsam haben.

    Der «echte» Fußballplatz («Se Tschäääämpjeeeens …») verstößt diese Vorgaben leicht. Neben Team A und Team B gibt’s ja noch Schieds- und Linienrichter. Es ist hier also eher eine Dreiteilung («Trichotomie», liebe Altgriechen), aber die Eigenschaft «keine Schnittmenge» bleibt erhalten. Natürlich behaupten die Fans der einen Mannschaft IMMER, der Schiedsrichter verletzt die Trichotomie, da er insgeheim für das andere Team pfeift und doch irgendwie zu diesem gehört.

    Bei Darts, Tischtennis & Co. ist die Dichotomie ziemlich karg – hier ein Mensch, da ein anderer. Und dann: Ring frei!

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    Jetzt aber: Zeit für Philosophie

    Hat bislang alles nichts mit Stoizismus zu tun, ändern sich nun aber schlagartig: Dichotomie der Kontrolle. Und die große Frage: Was im Leben könnt Ihr eigentlich kontrollieren? Worauf habt Ihr Einfluss und was sind Dinge, die Euer Leben zwar betreffen, an denen Ihr aber nichts ändern könnt?

    Für den römischen Stoizismus von Epiktet bis Marc Aurel war dies eine zentrale Frage. Und welche Dinge konkret in unserer Macht und Kontrolle liegen und welche Dinge nicht, ist Inhalt verschiedener Zitate, Briefe und Bücher der Protagonisten. Wie immer auf dieser Website nutzt OX & RE die Vereinfachung und fasst grob zusammen: «Was da draußen in der Welt passiert – keine Kontrolle. Wie wir innerlich damit umgehen – Kontrolle.».

    Hier die simpelsten Beispiele aus Euer aller Leben:

    1. Wie das Wetter morgen wird: Nö!
    2. Ob ich mich über das Wetter von morgen ärgere: Jo!
    3. Dass mein Chef mit heute angeschrien hat: Nein!
    4. Ob ich mir das Anschreien zu Herzen nehme: Yes!
    5. Dass mein liebster Podcast endet oder mein Lieblingsimbiss schließt: Nene!
    6. Wie ich ohne Podcast und Grillwurst jetzt weiterlebe: Zu 100 %!

    Das heißt nicht, dass Ihr der Welt komplett hilflos ausgeliefert seid. Ihr habt neben Euren Gefühlen und Gedanken auch Handlungen, die Ihr direkt beeinflussen könnt. Und sogar müsst, um Kontrolle über Euer Leben zu haben. Aber die Entwicklungen der großen Politik oder die Preise an der Tankstelle gehören nicht hierzu – sie sind ein Ärgernis, oder eben nicht, wenn Ihr Euch gemäß Stoizismus in der Dichotomie der Kontrolle übt.

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    Schwierigkeiten mit der Platzkontrolle

    Die Philosophie hinter der Dichotomie der Kontrolle ist offensichtlich: Unzählige Menschen (und hoffentlich nicht Ihr) investieren täglich Zeit, Mühen und Nerven in Dinge, die sie zu 100 % nicht beeinflussen können. Diese Menschen machen sich das Leben schwer mit Dingen, die weit außerhalb ihres Handlungsspektrums liegen. Wer die Sicherheit hat, gewisse Dinge nicht beeinflussen zu können, sollte sich anderen Gedanken widmen und Ruhe finden sowie Gleichmut zeigen.

    Der Entscheidung geht natürlich Eure Überlegung voraus: Könnt Ihr eine Situation kontrollieren oder nicht? Könnt Ihr das Wetter kontrollieren? Nein, also nicht ärgern! Könnt Ihr kontrollieren, wie Ihr Euch passend zum Wetter einkleidet? Ja, also ran an den Kleiderschrank.

    All dies ist gut und schön, bis der Stoiker anfängt, Sport zu treiben. Hier stößt er auf ein Problem, das vor allem Einsteiger in den Stoizismus intuitiv falsch angehen. Denn tatsächlich ist der Wettkampf am Dartboard oder der Tischtennisplatte keine Dichotomie:

    1. Könnt Ihr zu 100 % den Ausgang des Matches gegen Euren Gegner «auf dem Platz» kontrollieren? Nein! Da hat der Gegner auch noch ein Wörtchen mitzureden!
    2. Liegen Sieg oder Niederlage zu 100 % außerhalb Eurer Kontrolle? Auch nein! Ihr spielt schließlich mit und beeinflusst Inhalt und Ablauf des Matches.

    Sollten Anhänger der stoischen Philosophie denn jetzt den Wettkampf annehmen oder nicht?

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    Das falsche Ziel vor Augen

    Die Antwort auf die Frage ist überraschend einfach. Die stoische Idee der Kontrolle liegt nicht bei der Kontrolle des Ausgangs des Matches, sondern in der Kontrolle des eigenen Verhaltens. Was dieser wüste Satz heißen soll und wie er das Problem löst:

    Es gibt keine Kontrolle über Sieg und Niederlage. Stoische Anhänger müssten also jede Einladung zum Tischtennis und Darts absagen – was sie nicht kontrollieren können, mit dem Ding befassen sie sich schließlich gar nicht erst.

    Der Stoiker sucht den «Sinn» des Wettkampfes nicht in einem möglichen Sieg. Denn er weiß: Ich kann es nicht kontrollieren, ob der Gegner stärker ist oder heute einen besseren Tag hat. Der Stoiker überlegt getreu der Dichotomie der Kontrolle: Was kann ich konkret beeinflussen? Was kann ich ändern, um die Dinge so zu gestalten, dass sie mich weiterbringen, voranbringen, reifen lassen?

    Der Stoiker strebt also an, optimal vorbereitet ans Dartboard oder die Tischtennisplatte zu gehen. Er fragt sich: Habe ich alles getan, um dieses Match siegreich zu beenden? Wenn ja und ich verliere trotzdem – shit happens, das unterlag eben NICHT meiner Kontrolle. Wenn nein und ich verliere – dann verliere ich vielleicht gerade deshalb. Ich habe meine Erfahrung gesammelt und kann das Wissen über mich und die Welt für die Zukunft nutzen.

    Und Sport, Fitness oder Wettkampf sind durchaus Dinge, die Stoiker als «wertvoll» erachtet. So vergleicht Epiktet in Encheiridion 51 das Zerstören oder Bewahren eines (persönlichen) Fortschritts, bei dem es manchmal nur auf einen einzelnen Moment ankommt, mit den Olympischen Spielen – die Ablehnung von Sport sieht anders aus. Der Wettkampf formt den Körper und den Geist und bietet ausreichend Inhalt, sich mit Tugenden zu befassen und als Mensch zu reifen.

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    Dabei sein und/oder gewinnen ist NICHT alles

    Wo genau stoische Messlatten beim Sport liegen, lässt sich als Abschluss in diesem Beitrag anhand von zwei bekannten sportlichen Sprüchen und Klischees auf den Punkt bringen:

    «Gewinnen ist nicht alles.»

    Korrekt, es ist für den Stoiker eher ein positives, zufälliges Beiprodukt der eigenen Bemühungen.

    «Dabei sein ist alles.»

    Absolut nicht! Welchen Nutzen sollte das haben, halbherzig zu trainieren und in der Vorrunde auszuscheiden? Dann muss ich gar nicht erst teilnehmen. Mit meiner optimalen Vorbereitung erreiche ich mein optimales Ergebnis. Und erkenne vielleicht, wenn es nicht Platz 1 ist, was ich in der Zukunft besser machen könnte. Sofern es Wert für mich hat.

    OX & RE werfen im Keller auch nicht als Vorbereitung für die großen Turniere, nicht mal für regionale Wettbewerbe. Aber für Konzentration und innere Ruhe und Fokus und Achtsamkeit. Und genau zu diesen Themen findet Ihr auf unserer Website noch manch anderen Beitrag – das dürft Ihr gerne kontrollieren.

    (Übrigens: Wer gut dartet, zielt sein Spiel einfach durch und muss gar nicht drauf achten, was der Gegner macht – anders als beim Tischtennis. So wird Darts fast zur idealen Sportart, um der Dichotomie der Kontrolle zu genügen.)

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  • Stoisch? Störrisch? Stur? – Was heißt stoisch sein?

    Stoisch? Störrisch? Stur? – Was heißt stoisch sein?

    Stoisch? Störrisch? Stur? – Was heißt es, stoisch zu sein?

    Warum Stoiker mit manchem Vorurteil zu kämpfen haben und weshalb stoisch sein trotzdem eine positive Eigenschaft ist.

    Dieser putzige Esel ist gar nicht so störrisch, wie die meisten Stoiker auch.
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    Stoiker, diese ollen Esel!

    Wenn OX & RE im Alltag andeuten, man befasse sich intensiv mit der stoischen Philosophie, gibt es zwei typische Reaktionen. Die erste: «Was ist denn das?». Die zweite: große Skepsis! Stoische Menschen, sind das nicht diese emotionslosen Sturköpfe, die sich von nichts beeinflussen lassen? Und da «stoisch» ein wenig so klingt wie «störrisch» oder «stur», ist man schnell der olle Esel.

    Was vor über zwei Jahrtausenden in der Stoa gelehrt und in Rom weiterentwickelt wurde, hat wenig mit dem sturen Lastentier zu tun. Die stoische Philosophie und ihre Tugenden braucht allerdings manchmal einen zweiten, genaueren Blick. Eine Philosophie sollte schließlich dem Leben und Handeln in der Welt dienen, nicht einfach nur zum Herumeseln einladen.

    In diesem Artikel zeigen Euch OX & RE ein paar Einstellungen und Werte, die zum stoisch sein dazugehören. Der Fokus liegt auf Eigenschaften, die gerne falsch interpretiert werden und so nicht von Seneca, Marc Aurel oder den frühen Philosophen der Stoa gemeint waren. Viele dieser Werte, die die stoische Philosophie prägen, sind heute wichtiger denn je.

    Wie immer bei OX & RE gilt auch hier: Manches in diesem Artikel wird etwas vereinfacht, um einen grundlegenden Einblick ins stoische Denken zu ermöglichen. Für die detaillierte Seite gibt’s heute und in Zukunft weitere Artikel bei OX & RE – und gute Bücher und Webseiten.

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    1. Stoiker sind diese extremen Sturköpfe!

    Der Mythos: Mit einem Stoiker muss man gar nicht erst diskutieren. Hat er erst einmal seine Meinung, schaltet er auf stur und geht auf keine anderen Gedanken und Dinge mehr ein. Er sieht die Welt durch seine ganz eigene Brille, andere Meinungen und Sichtweisen werden konsequent abgeblockt.

    Die Wahrheit: Ein Stoiker setzt sich viel mit dem Leben auseinander. Und – wie bei jeder Philosophie oder Religion – hat er seine Grundwerte. Tatsächlich setzt die stoische Philosophie eine vernünftige und durchdachte Herangehensweise voraus – was der Stoiker an Klarheit für sich gewonnen hat, wird er nicht ohne Weiteres aufgeben. Im Streben nach Wissen ist er jedoch für jeden Input von außen froh.

    OX & RE sagen: Als Stoiker ist man weniger anfällig für die Meinungsmache in Social-Media oder das Getratsche in der Kaffeepause im Büro. Man bietet den Mitmenschen um sich herum eine Verlässlichkeit in Worten und Taten – und das ist eher eine Stärke.

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    2. Stoiker trainieren sich alle Emotionen ab!

    Der Mythos: Die stoische Philosophie lehrt seinen Anhängern, sich Emotionen aller Art abzutrainieren. Das Ziel ist, zu einem völlig logischen und rationalen Wesen zu werden. Man behält in jeder Situation die Ruhe, steht über den Dingen und nimmt selbst die schönsten Momente des Lebens mit einem unbeteiligten Lächeln wahr.

    Die Wahrheit: Die stoische Philosophie befasst sich mit emotionaler Regulation. Genauso, wie sich ein Wasserhahn mit der Regulation von kaltem und warmem Wasser befasst. Die Aufgabe des Hahns ist nicht, das Wasser dauerhaft abzustellen. Sondern passend zur Situation zu dosieren. Zum Beispiel so, dass man sich nicht verbrennt und Opfer seiner «heißen Emotionen» wird. Für Gefühle heißt dies konkret: Negative so gut es geht herunterfahren, positive so gut es geht intensivieren.

    OX & RE sagen: Das Gegenteil zur stoischen Einstellung ist nicht, gefühlvoll zu sein. Das Gegenteil ist, permanent von der eigenen Gefühlswelt hin- und hergerissen zu werden, wie es viele Menschen sind und sich im Nachhinein selbst hierüber ärgern. Emotionale Kontrolle macht sich gerade in Stress- und Notsituationen bezahlt. Um einen kühlen Kopf zu bewahren und «das Richtige» zu tun, während die Welt um einen durchdreht – und das ist eher eine Stärke.

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    3. Stoikern ist das Elend in der Welt egal!

    Der Mythos: Der Stoiker hat eine extreme Gleichgültigkeit gegenüber der Welt. Ob großer, politischer Konflikt oder Streit vor der eigenen Haustür – stoisch zu sein heißt, sich rauszuhalten. Wenn morgen die Welt untergeht, man behält trotzdem seine Ruhe und würde es einfach geschehen lassen.

    Die Wahrheit: Ob damals in der Stoa oder heute, Stoizismus ist eine praktische Philosophie. Eine Philosophie, die das Leben, die Menschen und die gesamte Welt beeinflussen soll. Dazu gehört auch die Erkenntnis, was sich individuell beeinflussen lässt und was Zeit und Aufwand wert ist. Ist dies nicht der Fall, gibt es mit Sicherheit wertvolle Dinge, mit denen ein Mensch mit stoischer Haltung seinem Umfeld helfen kann.

    OX & RE sagen: Die stoische Lebensweise ist zum Teil von der Auseinandersetzung mit unseren Mitmenschen und dem «großen Ganzen» geprägt. In Zeiten von digitaler Informationsflut und Freizeitstress ist es wichtiger denn je, klar zu filtern, womit man sich befassen sollte und womit nicht. Hier geben Seneca, Marc Aurel & Co. den besten Rat: Befasst Euch mit dem, was Ihr beeinflussen könnt und lasst Euch nicht durch das andere stressen und ausbremsen – und das ist eher eine Stärke.

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    4. Stoiker haben diese sonderbare Todessehnsucht!

    Der Mythos: Als Stoiker befasst man sich die meiste Zeit mit dem Tod und der eigenen Sterblichkeit. Keine Tätigkeit in Leben und Alltag wird erlebt, ohne dabei die Vergänglichkeit vor Augen zu haben oder zu denken, das hier könnte «das letzte Mal» sein.

    Die Wahrheit: Die Auseinandersetzung mit dem Tod prägt die stoischen Gedanken seit Anbeginn der Stoa. Allerdings hatten weder Seneca noch Epiktet oder Marc Aurel Todessehnsucht. Vielmehr geht es darum, die Dinge im Leben aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, ohne ihre Vergänglichkeit außer Acht zu lassen.

    OX & RE sagen: Über Dinge wie den Tod nachzudenken, erfüllt keinen Selbstzweck. Seit den Anfängen der Stoa steht stärker im Fokus, die Zeit des Lebens zu nutzen und das Vergehen allen Lebens als Motivation hierfür zu sehen. Die Endlichkeit der Menschen und Dinge vor Augen, entsteht wie bei einer guten Meditation ein größeres Bewusstsein für den Moment – und das ist eher eine Stärke.

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    5. Stoikern sind ihre Mitmenschen völlig egal!

    Der Mythos: Stoiker machen sich keine Gedanken um Ihre Mitmenschen. Sie ziehen sich lieber in Ruhe mit einem guten Buch zurück, so kann man schließlich das Wissen erweitern und muss sich nicht mit zwischenmenschlichem Geplänkel aufhalten. Emotionale Konflikte und alles, was das menschliche Miteinander ausmacht, werden bewusst aus dem Leben ausgeklammert.

    Die Wahrheit: Stoisch zu leben heißt, sich mit anderen Menschen zu befassen. Und Stoiker sind oft gute Gesprächspartner. Aber im Regelfall lassen sie sich nicht in Smalltalk und Belangloses hineinziehen. Unsere Lebenszeit ist kostbar und verdient es, mit dem verbracht zu werden, was wirklich wichtig ist. Genau dies können auch tolle, wertvolle Menschen sein.

    OX & RE sagen: Anhänger der Stoa sind durchaus bedachte und ruhige Zeitgenossen, seltener Redakteure für die Klatschspalten in der Frauenzeitschrift. Dies macht sie zu etwas weniger «sozialen» Menschen als diejenigen, die mit jedem gut Freund sind und sich vom Austausch eines Gerüchtes ins nächste stürzen. Umgekehrt heißt dies: Wer Zeit mit Stoikern verbringt, was schon vor dem ersten gesprochenen Wort, dass das Gegenüber die gemeinsame Zeit und die eigene Person zu schätzen weiß – und das ist eher eine Stärke.

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    Aus dem Esel einen Elefanten machen

    OX & RE haben lange nachgedacht, ob es ein besseres Tier als den störrischen Esel gibt, um Stoikern gerecht zu werden. Fazit ist: Es gibt keins! Am ehesten vielleicht der Elefant – sensibler Dickhäuter mit klarer Meinung und legendären eigenen Friedhöfen. Versucht mal, einen Elefanten von der Seite umzustoßen oder Euren Willen aufzuzwingen – da macht es Euch der Esel deutlich einfacher.

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  • Marc Aurel – der Superhero des Stoizismus

    Marc Aurel – der Superhero des Stoizismus

    Marc Aurel – der Superhero des Stoizismus

    Wie ein Kaiser zeitgleich der mächtigste Mann der Welt und Philosoph sein kann, der den Stoizismus wie nur wenige Menschen prägte.

    Stoiker Marc Aurel – vor knapp 2.000 Jahren Herrscher von Rom und der Welt
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    Marc Aurel – muss man den kennen?

    Die stoische Philosophie der Antike hat ein paar prägende Köpfe. Ob die griechische Stoa mit Zenon oder römische Vertreter wie Seneca – Stoiker stammten aus zahllosen Lebensbereichen. (Gähn, irgendwelche Namen und Begriffe, OX & RE hofft, Ihr schlaft noch nicht). Für viele moderne Stoiker ist Marc Aurel (auch Mark Aurel oder Marcus Aurelius) die herausragende Gestalt. Dies liegt mit Sicherheit am besonderen Leben Mark Aurels, sowie dem Buch «Selbstbetrachtungen», auch «Meditationen» genannt.

    Es gibt keine «Bibel der Stoiker» – aber wenn doch, wären die «Selbstbetrachtungen» Marc Aurels wohl dieses Buch. Die Inhalte sind zeitlos und lassen sich hervorragend aufs Leben heute anwenden – was bei OX & RE in vielen zukünftigen Artikeln passieren wird. Doch vorher mit diesem Artikel von OX & RE ein bisschen mehr zu Leben und Wirken von Marc Aurel (Schnarch!) – dem Superhero des Stoizismus! (hm?)

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    Wissenswertes zum Leben von Marc Aurel (Oh Gott!)

    Aurel wurde im Jahr 121 geboren. Einer seiner Großväter war Konsul in Rom, zudem bestand eine familiäre Verwandtschaft zum römischen Kaiser Hadrian. Dann kommt der ganze, langweilige Teil, bei dem wir als Schüler schon immer eingeschlafen sind, wenn in Geschichte über Stoizismus gesprochen wurde. Deshalb hier die schnelle Abkürzung:

    Hadrian erkennt das Potenzial von Marc Aurel und adoptiert ihn. Wir reden schließlich vom Alten Rom, wo der Sohn den Vater in seiner Position beerben darf. Aurel soll langsam für das Amt aufgebaut werden – doch Hadrian stirbt und Marcus Aurelius übernimmt das Ruder viel zu früh und ungeplant.

    Marc Aurel ist 19 Jahre lang bis zu seinem Tod 180 Kaiser von Rom. Seine Amtszeit ist geprägt von Kriegen quer durch den Mittelmeerraum mit großer Armut als Folge sowie der Antoninischen Pest – eine Art «Corona der Antike» mit fünf Millionen Toten in wenigstens 15 Jahren. Es gibt ruhigere Zeiten für einen Politiker, damals wie heute.

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    Marc Aurel – der 0 % Donald Trump

    Was heute schnell vergessen wird: Rom war damals der Nabel der Welt. Und Mark Aurel damit für knapp 20 Jahre der mächtigste Mann der Welt. Also eine Art Wladimir Putin. Oder Donald Trump. Oder Cäsar und Nero, um in der damaligen Zeit zu bleiben. Und doch ist Marc Aurel nach allen Überlieferungen das exakte Gegenteil von Trump, Putin & Co.

    Aurel hat die absolute Macht – und ist permanent im Gespräch mit sich, wie er mit dieser Verantwortung umgehen soll. Wie er den Menschen helfen kann, denen er als Kaiser vorgesetzt ist. Wie ein «gutes» und «richtiges» Handeln möglich wird. Schon als junger Mensch befasste sich Mark Aurel mit der Philosophie der Stoiker, die ihm durch seine lange Amtszeit half.

    Als Kaiser traf Aurel viele Entscheidungen, die wir heute als «gut» oder «selbstlos» bezeichnen würden. Für viele gilt er als letzter großer Kaiser Roms. Doch OX & RE möchte Euch keine Geschichtsstunde aufzwingen. Hier gibt es genügend Informationen im Netz, um Details zum historischen Wirken Aurels zu entdecken. In der heutigen (und damaligen) Welt voller Machtpolitiker ist solch eine stoische Natur, die gut und gerecht handelt, kaum vorstellbar.

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    Meditationen – wie Marc Aurel den Stoizismus prägt

    Doch woher wissen wir eigentlich von Mark Aurels Streben nach dem Guten und Gerechten? Von seinen Selbstzweifeln und seinem Anspruch, den Menschen Roms gerecht zu werden? Das Tolle ist: Mark Aurel verrät es uns selbst. Mit einem Buch, das niemals hätte veröffentlicht werden sollen.

    Mark Aurel führt Tagebuch. In seiner stoischen Natur schreibt er abends seine Gedanken, Sorgen und Sichtweisen auf. Und ermutigt sich mit der stoischen Philosophie. Er hat die Verantwortung, er muss vorangehen. Auch hat täglich Krieg und Tod und Armut vor seinen Augen und muss Entscheidungen treffen, für die einzig und alleine er verantwortlich ist.

    Über die Jahre sammeln sich eine Reihe von «Selbstbetrachtungen» an, die nach dem Tod Marc Aurels gerettet werden konnten. Zu Lebzeiten dürfte sie niemand außer ihm gelesen haben. Heute sind die «Selbstbetrachtungen» ein Buch, das regelmäßig zu den wichtigsten Werken der Weltgeschichte gezählt wird. Ein Herzstück der stoischen Philosophie und für manche so etwas wie die «stoische Bibel».

    OX & RE finden, dass das Aufregende an den «Selbstbetrachtungen» Inhalte sind, die uns Menschen aus dem 21. Jahrhundert nur zu vertraut sind. Wenn zu Beginn von Kapitel 5 der «Meditationen» Aurel mit sich ringt, sein Bett und dessen warme Decke zurückzulassen und seinen Aufgaben nachzugehen, wie es die Natur des Menschen und sein Amt von ihm verlangen – man kann sich kaum vorstellen, dass die Zeilen vom mächtigsten Mann der Welt stammen und zwei Jahrtausende alt sind.

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    Zitate und Übersetzungen Aurels mit OX & RE

    Über die Jahrhunderte wurden die «Selbstbetrachtungen» als Buch zahllose Male veröffentlicht und in diverse Sprachen übersetzt. Es lohnt sich, das Buch in verschiedenen Versionen zu lesen, damit Ihr möglichst viel Wissen und Nutzen herausziehen könnt. So mögen OX & RE die aktuelle, englische Übersetzung der «Meditations» von Gregory Hayes.

    Für diese Webseite sind OX & RE so frei, eine eigene Übersetzung der Inhalte in einer modernen, deutschen Sprache anzubieten. Verschiedene Kapitel und Zitate Marc Aurels werden mit Sicherheit zukünftig eigene Artikel erhalten. Hier nur ein winziger Querschnitt von Aurels Natur und Philosophie in vier Zitaten:

    Über die Hürden des Lebens:

    Hürden des Lebens nimmt unser Geist auf und wandelt sie zu seinem eigenen Zweck um. Die Beeinträchtigung unseres Handelns bringt unser Handeln voran. Was uns im Weg steht, wird selbst zum Weg.

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 5.20

    Zum Tod:

    Du könntest jetzt und hier aus dem Leben scheiden. Lass dies bestimmen, was du tust und sagst und denkst.

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 2.11

    Über gutes Handeln:

    Verschwende keine Zeit mit Diskussionen darüber, wie ein guter Mensch sein sollte. Sei einer!

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 10.16

    Zur Gedankenwelt:

    Du hast die Macht über deine Gedanken, nicht über äußere Ereignisse. Erkenne dies, und du wirst wahre Stärke finden.

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 6.3

    Manche dieser Zitate und Inhalte wirken im 21. Jahrhundert eher wie Klischees, nicht wie eine vollwertige Philosophie. Doch genau dies zeigt Natur und Wissen der Stoiker. Manches ist als Wissen so vertraut und überliefert, dass die Lehren der Stoa längst in unserem Leben angekommen sind. Um gut und richtig zu handeln, müsst Ihr vielleicht nicht explizit Stoiker werden – Ihr seid es teilweise schon.

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    Jeder Superhero hat eine dunkle Seite

    Niemand ist der perfekte Übermensch – Marc Aurel ist es auch nicht. Er hat Kriege geführt, wie es von ihm als Kaiser Roms verlangt wurde. Und er dürfte nicht der beste Vater gewesen sein, sondern eher der Workaholic, der eher die Pflichten gegenüber allen Menschen als gegenüber der Familie sah. Sein Sohn Commodus – natürlich auch sein Amtsnachfolger – schlug schnell einen anderen Herrschaftsstil ein und gilt eher wieder als kaiserliches «Monster» à la Nero. Hierfür verweist OX & RE wieder einmal auf die Geschichtsbücher.

    Nobody’s perfect – auch Mark Aurel nicht. Er wird in den stoischen Betrachtungen hier auf OX & RE immer wieder eine Rolle spielen, andere Stoiker kommen auch ausreichend zu Wort. Und ebnen vielleicht auch Euch den Weg zur Philosophie eines Kaisers, dessen Gedanken zu Güte und Vernunft nichts von ihrer Bedeutung verloren haben.

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