Schlagwort: Bewusstsein

  • Im Auto mit Maggie Simpson

    Im Auto mit Maggie Simpson

    Im Auto mit Maggie Simpson

    Was Ego und Selbst unterscheiden und wer wirklich am Steuer sitzt, wenn Ihr durch Euer Leben geht.

    OX & RE – das Logo zum Meditieren lernen, Ego und Selbst

    Alles unter Kontrolle

    Eigentlich erscheint die Geschichte mit dem Bewusstsein ganz einfach. Ihr habt einen Kopf. In dem Kopf ist ein Gehirn. Das übernimmt eine ganze Menge, z. B. Euer Denken. Und führt Euch mit einer Fülle von Gedanken mal sehr erfolgreich, mal sehr panisch oder ängstlich durchs Leben. Und mit der Zeit, über Jahre und Jahrzehnte hinweg, entsteht eine Identität und ein Selbstbild – schließlich denkt ja kein anderer Mensch genauso, wie man selbst.

    Durch Meditation, Yoga oder andere Übungen entstehen erste Zweifel. Das Selbstbild schwankt ein wenig, wenn Ihr merkt, dass Eure Gedanken nicht Euer Selbst sind. Oder dass andere Menschen eine völlig andere Vorstellungen vom eigenen Selbst haben «als man selbst». Eins scheint jedoch offensichtlich: Ich, also dieser Denkapparat in meinem Kopf, ist mein Selbst und macht aus, was ich bin.

    In diesem Artikel zeigen Euch OX & RE gerne auf, dass die Wirklichkeit endlos weit hiervon entfernt ist. Und dass ein Begriff wie Ego oder Selbst nicht beliebig austauschbar ist. Was dies mit Eurem Bewusstsein, Eurem Körper und Eurem Denken zu tun hat, kommt jetzt. Musik, bitte!

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    Jetzt bitte das Simpsons-Intro abspielen

    Die meisten Leser von OX & RE kennen «Die Simpsons» und das traditionelle Intro der Serie. In diesem Artikel geht’s um das Baby der Familie, Maggie Simpson. Im Intro der Serie entsteht für ein paar Sekunden (humoresk) der Eindruck, das Baby steuert das Familienfahrzeug. Das Bild zoomt heraus und zeigt dann die Wirklichkeit: Maggie hat nur ein Spielzeug-Lenkrad in der Hand und imitiert die Bewegung der Mutter, die das Auto steuert. Ein visueller Gag eben.

    Für diesen Artikel von OX & RE wandeln wir die Situation ein wenig ab. Stellt Euch vor, das Auto fährt autonom (!) und benötigt niemanden, der es steuert. Außerdem solltet Ihr in den Kopf von Baby Maggie eintauchen. Geht das Baby davon aus, das Auto wirklich zu steuern? Oder weiß es, dass es dies nur simuliert und «eigentlich» die Mutter fährt? Für diesen Artikel nehmen wir an: Das Baby glaubt ernsthaft, es steuert das Fahrzeug. Genauso wie wir Menschen glauben, wir steuern unseren Körper und Geist.

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    Bis zur nächsten Bremsung …

    Wenn wir Menschen durch die Welt gehen, haben wir ein ähnliches Gefühl der Steuerung und Kontrolle. Unsere Gedanken sagen: «Hey, da drüben steht der Eiswagen.», und wir setzen uns in Bewegung. Unsere Gedanken sagen: «Was würde ich dem Chef jetzt gerne die Meinung sagen.», und trotzdem halten wir unseren Impuls ein. Ein klares Konzept von Kontrolle. Wir denken, wir analysieren, und setzen anschließend das in der Welt um, worauf wir uns verständigt haben.

    Genau dies macht Maggie auch am Steuer. Eine Rechtskurve kommt und sie lenkt rechts. Eine Linkskurve kommt und sie lenkt links. Sie sieht und analysiert die Situation, trifft eine Entscheidung und das Auto bewegt sich entsprechend. Um im Bewusstsein von Maggie dürfte ankommen: Hey, ICH mache das!

    Maggie hat kein Gaspedal, keine Bremse, keinen Zugriff auf Beleuchtung oder eine Verständnis für die Tankanzeige. Was so lange egal ist, wie der Tank voll ist oder nicht gebremst werden muss. Es ist einfach, einen Eindruck von Kontrolle von bekommen, wenn es nicht wirklich etwas zu kontrollieren gibt. Denn EIGENTLICH fährt das Auto ja autonom, die eigene Steuerung ist ein Fehleindruck.

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    Auf allen Ebenen autonom unterwegs

    Im Alltag merken wir meist nicht, wenn das Gehirn im Autopilot rattert und Gedanken generiert werden, die wir zu schnell als Selbstbild oder Identität annehmen. Es sind gerade die Momente der fehlenden Kontrolle, wo unser Ego, das uns sonst so häufig gut (und schlecht) berät, nichts mehr tun kann. Wir verlieren hierdurch nicht unser Selbst, wir sind ja schließlich noch wer, aber das Ego als solches stößt in unserem Leben wieder und wieder an seine Grenzen.

    Beispiele gefällig? Hier kommen sie!

    Körper: Habt Ihr schonmal probiert, alleine durch Kraft Eurer Gedanken eine Grippe zu beenden? Euer Fieber zu senken oder Durchfälle zu stoppen? Wann immer es zu einer Fehlfunktion oder Krankheit in Eurem Körper kommt, sitzt Ihr nicht mehr am Steuer. Euer Ego rattert dann meist weiterhin und erzeugt Panik, wie sich das Ganze mit der Zeit entwickelt oder wie schlecht es einem geht. Nur dies spontan ändern, alleine durch die Kraft des Denkens, könnt Ihr nicht.

    Geist: Habt Ihr schonmal versucht, (negative) Gedanken aus Eurem Kopf zu entfernen, die wieder und wieder aufkommen. Ja, durch Meditation, Yoga oder Achtsamkeit könnt Ihr eine Distanzierung hiervon lernen. Aber als Person zu sagen: Von der nächsten Sekunde an denke ich xyz nicht mehr, und dies wird immer so bleiben – funktioniert halt nicht.

    Emotionen: Das Gleiche gilt auf emotionaler Ebene. Ihr könnt an Eurer emotionalen Regulation arbeiten und Euch durch Achtsamkeit bewusst machen, was innerlich in Euch wühlt. Aber all dies sorgt spätestens in Extremsituationen nicht für eine Auflösung der Emotion. Wut bei einer starken Ungerechtigkeit, Trauer beim Verlust eines geliebten Menschen. Bis vor Kurzem hatte Euer Ego das Steuer in der Hand, plötzlich «seid Ihr nicht mehr Ihr selbst».

    Bewusstsein: Eine Reihe von Euch werden die Situation kennen, in Ohnmacht zu fallen. Ihr seid gerade noch bei Bewusstsein und plötzlich ist es weg. Als Schutzmechanismus, als Antwort auf eine Phobie oder aus völlig unerklärlichen Gründen. Ihr könnt es nicht verhindern, so sehr es Euer Ego auch möchte. Das Ding, was gegensteuern möchte, wird einfach ausgeschaltet.

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    Was heißt das jetzt für Ego und Selbst?

    Alle genannten Beispiele (und viele mehr) sollen Euch eine Sache verdeutlichen, die im alltäglichen Denken schnell untergeht:

    Euer Ego, diese innere Stimme mit all Ihren Wünschen und Bedürfnissen und Trash Talk über die eigene Person, ist nicht Euer Selbst. Sie erweckt aber durchweg den Eindruck, dass sie es ist. Unsere Identifikation mit der inneren Stimme fühlt sich manchmal so selbstverständlich an, dass man sie nicht mehr hinterfragt.

    Doch Euer Selbst ist deutlich. Euer Selbst liegt jenseits des Bewusstseins und ist eine verdammt intelligente Einheit. Ja, Ihr mögt Euch darüber ärgern, Grippe zu bekommen oder in Ohnmacht zu fallen oder schon wieder in Tränen auszubrechen. All dies hat jedoch Sinn. «Etwas in Euch» entscheidet, dass es Zeit ist, die Temperatur zu erhöhen, Schleim im Hals zu bilden und diesen Virus auszutreiben, bevor das gesamte System ernsthaft erkrankt. Egal, was das Ego sagt. Zum Glück!

    Solange alles gut läuft, reicht die Illusion, das Steuer in der Hand zu halten. Die wirklich großen Entscheidungen rundum Euer Selbst werden jedoch auf einer Ebene getroffen, die Euer Ego nicht beeinflussen kann. Erneut: Zum Glück!

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    Blick unter die Haube

    Ja, wenn Maggie Simpson größer wird, wird sie vielleicht verstehen, wer wirklich das Auto gesteuert hat. Dass ihr Ego als Baby Dinge vielleicht falsch wahrgenommen hat und es die erwachsene Person neben ihr war, die das Steuer in der Hand hatte. Oder sie schaut unter die Haube und sieht, dass das Auto tatsächlich autonom fährt.

    Ein solcher Blick unter die Haube ist bei Eurem Bewusstsein schwieriger. Und auch nicht zwingend nötig, wenn Ihr akzeptiert, dass diese Stimme in Eurem Kopf nicht die Steuereinheit oder das Selbst ist, was es so oft behauptet zu sein. Um trotzdem ein wenig mehr über das Selbstbild zu erfahren und weniger häufig vom Ruckeln unter der Haube überrascht zu werden, gibt es Möglichkeiten. Meditation und Achtsamkeit sind hier für Euer Leben der ideale Einstieg.

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  • Besser scheitern – wenn Meditation nicht klappt

    Besser scheitern – wenn Meditation nicht klappt

    Besser scheitern – wenn Meditation nicht klappt

    Wie Ihr einen besseren Ansatz zum Meditieren findet und warum «Meditation klappt nicht» eigentlich ein unmöglicher Satz ist.

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    Hilfe, meine Meditation ist kaputt

    Hach ja, dabei hattet Ihr doch alle so gute Vorsätze. Ihr habt Euch viel Zeit genommen, in Ruhe auf Eure Atmung geachtet, vielleicht sogar einen Kurs fürs Yoga gebucht. Und dann das: Meditieren funktioniert einfach nicht. Euer Leben ist irgendwie noch das gleiche wie vor ein paar Wochen. Euch schießen weiterhin Gedanken durch den Kopf. Und mit jedem Tag mehr drängt sich die Frage auf: «Was mache ich falsch?»

    Viele Menschen, gerade Anfänger beim Meditieren kennen das. Und beenden die spannende, innere Reise, bevor sie richtig losgeht. Der Grund: Irgendetwas funktioniert nicht, oder nicht so wie erwartet. Mit diesem Artikel möchte Euch OX & RE helfen zu verstehen, dass Meditation nicht im klassischen Sinne «klappt». Und wenn Ihr Euch die Frage stellt, ist das nicht nur gut, sondern sogar Teil der Meditation. Verrückt, aber wahr.

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    Was Ihr reinsteckt, und was rauskommt

    Zuallererst: Ja, man kann einen Blickwinkel finden, weshalb Meditation nicht klappt. Dieser ist zwar meist nicht, was Menschen damit meinen, OX & RE möchten ihn aber ansprechen.

    Ihr kennt vielleicht unseren Artikel zu Meditation und Muskeltraining, die Parallele nutzen OX & RE hier noch einmal. Es gibt zwei Arten von Gründen, warum Ihr Muskelaufbau betreiben wollt und es nach Monaten trotzdem nicht klappt. Die erste Art ist, was Ihr «reinsteckt», oder eben nicht. Ihr geht nur einmal im Monat ins Fitnessstudio. Ihr trainiert mit viel zu leichten Gewichten. All das reicht halt nicht aus für den stählernen Bizeps.

    Dies gilt natürlich auch fürs Meditieren. Ihr nehmt Euch nicht regelmäßig Zeit und Ruhe für eine Meditation. Ihr meldet Euch zum Yoga an und geht nicht hin. Oder Ihr nehmt die Aufgabe nicht ernst, auf Euren Geist und Eure Gedanken zu schauen. Auch hier steckt Ihr zu wenig ins «Training».

    Wenn Anfänger denken, Meditation klappt nicht, ist die Frage aber meistens eine andere. Hier wird richtig trainiert, sich Zeit genommen, auf Tipps für Einsteiger geachtet. Und trotzdem scheint es zu scheitern. Gedanken schießen weiter durch den Kopf. Ihr kommt einfach nicht zur Ruhe, und nichts scheint zu helfen. Der Output ist schlecht, ähnlich wie bei einem sehr guten Trainingsplan im Studio, und der Bizeps wird trotzdem nicht größer.

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    Der überflüssige Proteinshake für den Geist

    Wenn’s ums echte Muskeltraining geht, liegen die Lösungen auf der Hand. Mehr Protein und Kreatin in den Körper. Mehr Gewichte auf die Hantel mit weniger Wiederholungen. Oft reicht es, an kleinen Schrauben des Trainings zu drehen, und die gewünschten, messbaren Effekte treten ein. Und alles ist gut.

    Hier endet die Parallele von Muskeltraining und Meditation. Denn genauso funktioniert es beim Meditieren oder beim Yoga nicht. Es gibt nicht den Proteinshake, der über das Funktionieren entscheidet. (Ja, OX & RE ist der Einsatz psychoaktiver Substanzen im therapeutischen Umfeld bekannt, aber dies sagt ja nichts über das Funktionieren von Meditation als solcher für einzelne Menschen aus.)

    Die Frage, ob etwas klappt oder nicht, ob ein Erfolg oder Misserfolg eintritt, hängt von einem wichtigen Faktor ab: Was genau wird eigentlich als Erfolg verstanden? Wenn Ihr im Vorfeld ein Ziel formuliert («weniger Stress», «Gedanken ausschalten», «mehr Entspannung») und Meditation auf dieses Ziel loslasst, werdet Ihr gerade als Anfänger schnell bei einem Misserfolg landen. Denn das Ziel von Achtsamkeit, Konzentration & Co. ist ein anderes, als die meisten Anfänger «denken», im wahrsten Sinne des Wortes.

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    Das Ziel ist das Ziel (hö?)

    Ihr könnt Euch mit einem der gerade genannten Ziele identifizieren und habt diese als Grund, in Meditation oder Yoga einzusteigen? Dann machen OX & RE jetzt die Spielverderber:

    • Es wird weiterhin Tage geben, an denen Ihr gestresst seid.
    • Ihr werdet immer wieder eine Fülle von Gedanken durch den Kopf schießen lassen müssen.
    • Tag für Tag wird es Momente geben, die Euch nicht entspannen lassen.
    • Euer Leben bleibt anstrengend, anspruchsvoll und herausfordernd.

    Geht also nicht davon aus, dass ein konkretes Ziel wie «Ich leere auf Knopfdruck meinen Kopf von allen Gedanken» erreichbar wäre. Ziele beim Meditieren sind nicht so greifbar und messbar wie der Umfang Eures Bizeps mit dem Maßband. Ihr passt eher schleichend Euer gesamtes System, Euren Geist an. Eine Folge hiervon kann sein, mehr Entspannung und Ruhe im Geist zu finden. Aber all dies ändert nicht die grundlegenden Dinge: Das Leben ist nicht immer einfach, Euer Körper altert, Menschen, die Ihr liebt, werden sterben. Ein (eher verstörendes) Wunder, wer hierauf nicht mit Trauer, Stress und Verspannung reagiert.

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    Mit einerlei Maß messen

    Es gibt noch eine größere Hürde, als sich die falschen Ziele beim Meditieren zu setzen und deshalb zu glauben, Achtsamkeit & Co. sind nichts für einen. Passend zum Bizeps: Stellt Euch vor, das Maßband, mit dem Ihr den Umfang Eures Oberarms misst, wird stetig manipuliert und «wächst mit». Der Wert auf dem Maßband ist immer gleich, egal wie hart Ihr trainiert.

    Genau dies passiert indirekt beim Meditieren. Die «Maschine», die bewertet, ob Ihr mehr Entspannung oder weniger Gedanken erfahrt, ist genau die gleiche Maschine, die Ihr durch Meditation beeinflusst. Und dieser Prozess passiert sehr schleichend und teils unbewusst. Vielleicht klappt Meditation hervorragend für Euch und Ihr seid innerlich viel ruhiger geworden, Ihr merkt’s nur selbst nicht. In Eurem Leben gibt es plötzlich weniger Probleme, aber Ihr merkt es nicht bewusst, da der Geist halt noch die (weniger gebliebenen) Probleme wahrnimmt.

    Zu den wichtigsten Tipps, ob Meditation für Euch klappt oder nicht, gehört deshalb, andere zu fragen. Das eigene Urteil ist extrem fehlerhaft, denn durch Mediation, Yoga & Co. habt Ihr die «Urteilsmaschine» selbst bearbeitet. Stellt die Frage lieben Menschen um Euch herum und lasst Euch überraschen, wie diese Eure Veränderung wahrgenommen haben.

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    Und das Wetter klappt manchmal auch nicht …

    Ihr fragt Euch noch immer (und vielleicht sogar regelmäßig), ob Ihr richtig meditieren könnt? Dann neben den genannten Tipps und Hinweisen noch ein anderer Blickwinkel, mit dem OX & RE auch den Brückenschlag zum Stoizismus schaffen:

    Ihr habt vielleicht unseren Artikel zur Dichotomie der Kontrolle gelesen und wisst: Ich kann das Wetter nicht beeinflussen, aber meine innere Reaktion auf Bruthitze, Blitzeis und Gewitter. Ein guter Ansatz, der Euch helfen wird, viel Stress einzusparen und Euer Denken zu entspannen.

    Und trotzdem (und das geben OX & RE sehr gerne zu): Natürlich gibt es Momente, in denen der Vorsatz scheitert. Es ist auch für Stoiker angenehmer, dass ein Flug oder Zug nicht ausfällt, weil das Wetter mitspielt. Und mancher Stoiker wird spüren, wie Ärger in Kopf und Körper hochkocht. Und das kann sich noch verschlimmern, wenn der Stoiker denkt: «Mist, ich bin doch Stoiker und Dichotomie der Kontrolle und überhaupt».

    Genau dies ist der Punkt: Der Stoiker fällt nicht sofort vom unerwünschten Ereignis («Zug fällt aus») in eine automatisierte Reaktion («Diese Scheiß-Welt und alle sind gegen mich»). Er lädt sich selbst ein, die Situation und sein Leben anders wahrzunehmen und hieraus Ruhe und Stärke zu gewinnen.

    Genau dies ist Euch für die Mediation zu raten. Wann immer Ihr hinterfragt, ob Meditation für Euch klappt oder nicht, setzt Ihr Euch mit Euren Gedanken, Eurem Denken, Euren automatisierten Abläufen auseinander. Das an sich ist gut und eine Art von Meditation in sich. Die Aussage «Meditation klappt nicht» ist deshalb eigentlich unmöglich – sobald Ihr diesen Eindruck über Euren Geist gewinnt, entwickelt Ihr Euch schon weiter, ohne es zu merken oder wollen.

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    Keine Sorge: Scheitern klappt immer!

    Vielleicht kennen einige von Euch das Zitat von Samuel Beckett:

    Immer versucht. Immer gescheitert. Ganz egal. Wieder versuchen. Wieder scheitern, Besser scheitern.

    Samuel Beckett, übersetzung OX & RE

    Meditation und das Zähmen der eigenen Gedanken kann man fast nicht besser beschreiben. Selbst erfahrene Yogis haben Tage (oder Monate), in denen sie den Eindruck haben, dass Meditation nicht mehr klappt und man nicht mehr mit sich im Reinen ist. Aber was weiß man schon selbst? Und mit «man selbst» ist das Ego und die rationale Wahrnehmung gemeint.

    Scheitern klappt einfach immer. Und ist selbst auch vergleichsweise einfach. Euer «Problem» ist nur: Wenn Achtsamkeit und Meditation vermeintlich nicht klappen, klappen sie wahrscheinlich doch. Ihr merkt nur nicht, wie Ihr besser scheitert. Yippie!

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  • Der langweiligste Erdbeerkuchen der Welt

    Der langweiligste Erdbeerkuchen der Welt

    Der langweiligste Erdbeerkuchen der Welt

    Weshalb ein ereignisloses Leben ein gutes Leben sein kann und wovon selbst das größte Ereignis des Lebens noch getoppt wird.

    Hier ist ein Erdbeerkuchen – ganz schön ereignislos, wenn die wichtigste Zutat fehlt.
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    Bah! Leckere Erdbeeren!

    Fast jeder Mensch (außer OX & RE) mag Erdbeeren, gerne auch als Kuchen. Wenn im Juli oder August die Sonne knallt, ist ein Stück Erdbeerkuchen mit Sahne wohl ein absolutes Highlight. Vielleicht läuft Euch jetzt schon das Wasser im Munde zusammen, wenn Ihr nur dran denkt.

    Bei aller Beliebtheit (alleine hier gibt’s fast 1.000 Rezepte) kann so ein leckeres Stück Erdbeerkuchen ziemlich ereignislos und langweilig sein. Genauso wie jedes andere Ding in Eurem Leben, für das Lust und Vorfreude herrscht. In diesem Artikel unserer Website zeigen OX & RE, was ein Ereignis wirklich zum Ereignis macht und wie ein Leben höchsten Wert gewinnt, wenn es vermeintlich ereignislos ist.

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    Tipp: So schmecken die besten Erdbeeren völlig neutral!

    Mit Sicherheit kennt Ihr folgende Situation aus Eurem Leben. Ihr freut Euch ungemein auf etwas Besonderes oder Leckeres. Es müssen keine Erdbeeren sein, auch ein Ausflug, das Treffen mit einem Freund oder ein Top-Spiel im Fußball vor dem TV wecken Eure Lust schon Stunden oder Tage vorher. Bleiben wir hier mal beim Kuchen.

    Ihr habt das leckere Stück vor Euch, schaut kurz aufs Handy, lest eine E-Mail, wechselt ein paar Worte mit jemandem im Raum und zack – das Stück Kuchen ist aufgegessen. Genauso kann das Fußballspiel oder der Ausflug schnell langweilig werden, wenn man gedanklich mit anderen Dingen beschäftigt ist und sich die Erwartungshaltung nicht erfüllt.

    Viele von Euch werden mit Sicherheit folgenden Satz unterschreiben: «Ein Stück Erdbeerkuchen ist für mich der Auslöser eines Glücksgefühls – es ist einfach lecker». Aber genauso kennt Ihr alle die Situation, in der man den Kuchen, den Schokoriegel oder die Pizza einfach so gedankenlos heruntergeschlungen hat. Der Erdbeerkuchen alleine für sich kann deshalb kaum der Auslöser des Glücksgefühls sein. Wie wäre es sonst möglich, ihn auch mal völlig gedankenlos zu verzehren? Und was passiert eigentlich, wenn man sich nach dem dritten Stück noch ein viertes hineinzwingen soll?

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    Zwei Dinge, die erfüllt sein müssen …

    Wie lässt sich verhindern, dass die Erdbeeren neutral schmecken und der Kuchen «einfach so nebenbei» verzehrt wird? Anders gefragt: Wodurch wird ein Ereignis zum Ereignis? Wann wird etwas nicht als ereignislos, sondern als besonders wahrgenommen? Auf den ersten Blick sind es zwei Dinge, die etwas Ereignisloses von etwas Besonderem unterscheiden:

    1. Es gibt ein «Objekt», das zum Ereignis werden kann. Dies kann ein Stück Erdbeerkuchen sein, der neuste Kinofilm, das Herumtollen mit Eurem Hund.
    2. Ihr seid präsent im Moment. Ihr nehmt das «Objekt» bewusst wahr und die Interaktion mit ihm läuft nicht einfach nebenbei ab.

    Hier könnte der Artikel enden und Ihr habt absolut nichts Neues erfahren. Gerade wenn Ihr als Anfänger in der Meditation ein erstes Gefühl für Achtsamkeit und das bewusste Leben im Moment bekommt, wirkt das Ganze ziemlich trivial. Für OX & RE ist es dies aber nicht, da für das «besondere Ereignis» eigentlich nur einer der beiden Punkte erfüllt sein muss – aber nicht der, den Ihr erwartet.

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    … oder vielleicht doch nur eins?

    Ihr alle kennt Momente im Leben, in denen alles passt. Diese Momente können vollkommen ereignislos sein. Man schaut sich um, fühlt in sich hinein und hat das Gefühl, man ist mit sich und der Welt im Reinen. Es braucht nicht mal einen Erdbeerkuchen, es braucht nichts, alleine die Wahrnehmung im Moment reicht für die Zufriedenheit aus.

    Genau hier möchte unser Artikel aufzeigen, dass mit langjähriger, meditativer Erfahrung ein neuer Blick möglich wird, wann ein Leben ereignisreich oder ereignislos ist. Das Ganze kann man sogar logisch angehen, der Rest ist etwas Mut. Mit den beiden erwähnten Punkten und den weiteren Überlegungen in diesem Artikel gilt:

    • Punkt 1 ohne Punkt 2 ist möglich – Ihr schlingt den Erdbeerkuchen gedankenlos herunter.
    • Punkt 2 ohne Punkt 1 ist möglich – Ihr genießt einen bestimmten Moment im Leben ohne echtes «Ereignis».
    • Punkt 2 ist Voraussetzung dafür, Punkt 1 als Ereignis zu empfinden – Ihr «genießt» Euren Kuchen aktiv und bewusst, anstatt ihn beiläufig zu essen.

    All dies zusammen kann eine mutige Schlussfolgerung nahelegen: Vielleicht reicht dann ja Punkt 2 grundsätzlich aus? Ob neutraler Moment oder Erdbeerkuchen, mein Bewusstsein jetzt und hier ist die Grundvoraussetzung dafür, den «Moment zu genießen». Euer Leben kann ereignislos sein und wenig anliefern, was zum Punkt 1 passt – solange Eure Lebensweise mit Punkt 2 in Einklang steht, kann selbst ein ereignisloses Leben ein schönes, spannendes, wertvolles Leben sein.

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    Ein ereignisloses Leben in höchster Qualität

    Was OX & RE durch verschiedene Artikel und diese Website unter anderem vermitteln möchten, ist: Ihr braucht den Erdbeerkuchen nicht, um glücklich zu sein. Ihr braucht nichts aus «Punkt 1», wichtig ist, an «Punkt 2» zu arbeiten. Wer dies kontinuierlich schafft, erlebt eine spannende Veränderung in der inneren Einstellung.

    Denkt statt Erdbeerkuchen an die Reiselust vieler Menschen. Manche planen schon die nächste Reise, da ist man gerade noch auf der Rückfahrt der letzten. Man ist permanent vom Ereignis selbst getrieben, es müssen (oder dürfen) immer neue Impulse sein. Die Reisen selbst werden jedoch nicht bewusst erlebt – zumindest nicht so bewusst, wie es mit meditativen Übungen oder einer generellen Bewusstseinserweiterung möglich wäre.

    Sagen wir, Ihr trainiert Punkt 2, durch Meditation oder andere Mittel. Euer Ziel könnte sein, zukünftige Reisen noch intensiver erleben und genießen zu wollen. Und dies ist (für den Anfang) ein ehrenwertes Ziel und eine tolle Motivation. Auf dem Weg hierin merkt ihr jedoch schleichend: Eigentlich brauche ich die Reise gar nicht mehr, für mein bewusstes und intensives Erfahren des Lebens reicht Punkt 2 tatsächlich aus. Im Extrem entsteht ein ereignisloses Leben, das trotzdem immens bereichert.

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    Ereignislos und Spaß dabei – hier ein Mittelweg

    Dieser Artikel (oder die gesamte Website von OX & RE) möchte Euch nicht dazu bewegen, nie mehr zu verreisen oder Erdbeerkuchen zu essen. Wenn wir diese Zeilen schreiben, geht es alleine um die Erkenntnis: Ihr BRAUCHT es nicht, um ein gutes und erfülltes Leben zu führen.

    Wir alle kennen Menschen, die vieles unbewusst konsumieren und sich wundern, weshalb das Leben nicht erfüllt ist. Und wir kennen Menschen, deren Leben ziemlich ereignislos ist und die trotzdem authentische Zufriedenheit ausstrahlen. All dies hängt damit zusammen, Punkt 1 nicht mit Punkt 2 zu verwechseln. Und diese Einstellung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Meditation oder anderen Arten der Bewusstwerdung.

    Wie so oft gilt: Bei den anderen fällt es Euch auf, nur man selbst ist natürlich nicht betroffen. Schön wäre es. Für jeden (und natürlich auch für OX & RE) gibt es noch endlosen Spielraum nach oben, Punkt 2 zu verbessern. Und so langsam aber sicher Punkt 1 in den Hintergrund treten zu lassen. Ereignislos ist somit kein Synonym für Langeweile, ereignislos zeigt eher Eure Fortschritte in Punkt 1. Und ein ereignisloses Leben ist nicht das Ziel – es ist zwangsläufig eine absolut positive Konsequenz.

    Kleiner Tipp für den Einstieg: Geht ins Museum und seht Euch Kunst an. Auch Kunst kann «ereignislos» sein – Ihr wisst schon, diese modernen Kunstwerke mit den drei Strichen, oder der Künstler stellt nur einen Apfel in den Raum. Ja, das kann jeder! Aber der Künstler schafft es, Euch in den Moment zu ziehen und einen Apfel in neuem Kontext zu sehen. Mit einer Wahrnehmung jetzt und hier. Und vielleicht etwas mehr Genuss für das Stück Apfelkuchen im Museumscafé danach.

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  • Selbstillusion – eine Einführung ins Nichts

    Selbstillusion – eine Einführung ins Nichts

    Selbstillusion – eine Einführung ins Nichts

    Weshalb Euer Selbst eine Illusion ist und dies deshalb längst nicht bedeutet, dass Ihr kein Selbst habt oder „Niemand“ seid.

    Was ist mein selbst und wer bin ich – nicht das, was „ich“ denke.
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    Ich bin ich selbst – oder?

    OX & RE geben gerne zu: Themen wie Selbstillusion oder die Überwindung des Ego sind schon «Next Level». Um hier einzutauchen, sollte man sich bereits etwas mit dem (eigenen) Gehirn, der Entstehung von Gedanken und – wie so oft auf dieser Webseite – mit Meditation befasst haben.

    Die Wahrnehmung des Selbst ist so intuitiv und klar, dass sich niemand die Frage selbst, was hier eine Täuschung sein könnte. Ich bin doch ich, oder? Ich sehe in den Spiegel und sehe mich. Klar, ich bin nicht nur mein Körper oder meine Gedanken. Aber wenn Ihr gerade diese Zeilen lest, macht Ihr dies mit der inneren Stimme, die sich gefühlt knapp hinter Eurer Stirn befindet. Und das ist Eure Denkzentrale und das Ding im Euren Gehirn, was am ehesten «Ihr» seid, oder?

    Dieser Artikel von OX & RE will gar nicht zu tief in Euer Gehirn oder die Frage eintauchen, wie welche Gedanken von wem in Euch erzeugt werden. Es geht in diesem ersten Teil rundum das spannende Thema um den Charakter der Illusion. Was genau ist echt und warum gibt es irgendwas im Gehirn, dass Euch über Euer Selbst täuschen könnte?

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    Ja, Ihr seid schon wer!

    Das Wichtigste zuerst: Ja, Ihr seid oder habt ein Selbst. Niemand ist hier, um Euch zu erklären, dass Ihr nicht existiert und wir alle in der Matrix leben oder von Aliens in Reagenzgläsern gezüchtet werden. Es gibt «Euch», jeden einzelnen von Euch. Und dazu gehört ein Körper und ein Gehirn und Gedanken und Emotionen und überhaupt.

    Was also ist dann die Selbstillusion? Eine «Illusion» kennt Ihr z. B. von den großen Shows der Magier in Las Vegas. Etwas existiert, ist aber eigentlich anders, als es für das Publikum scheint. Mit dem Wissen um die Illusion kann man sie enttarnen und erkennen, wie «es wirklich ist». Und dies ist beim Zaubertrick nicht anders als beim Menschen und seinem Gehirn.

    Wenn Prof. Donald Hoffmann sagt, die Realität ist eine Illusion, heißt dies nicht, es gäbe keine Realität. Sie ist nur anders, als wir Menschen es meinen. Wenn Robert Sapolsky sagt, der freie Wille ist eine Illusion, heißt dies nicht, Menschen hätten keinen freien Willen. Es ist eben nur immer anders, als wir es intuitiv glauben oder zu wissen meinen.

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    Was genau ist jetzt das Illusionäre?

    Disclaimer: Wie bei OX & RE üblich, möchten wir Einsteiger in diese spannenden Themen abholen. Deshalb wird die Frage mit der Selbstillusion im Folgenden ein wenig vereinfacht. Wenn es Menschen unter Euch gibt, die alles Nachfolgende als zu vereinfacht empfinden – Glückwunsch, Ihr habt schon tiefes Wissen erlangt.

    Wir gehen die Frage in zwei Schritten an. Der erste Schritt zeigt, was das Selbst am ehesten sein könnte, der zweite Schritt, worin die Illusion liegt.

    Schritt 1: Was ist das Gefühl von Selbst?

    Stellt Euch vor, Ihr verliert durch einen Unfall einen kleinen Zeh. Tragisch, aber die meisten Menschen würden behaupten, dass sich hierdurch Ihre Person, Ihr Wesen nicht verändert. Es fühlt sich nicht so an, dass die eigene Persönlichkeit im kleinen Zeh steckt.

    Wir sind uns einig: Das, was Ihr alle Euer Ego, Euer Wesen, Eure Persönlichkeit nennt, liegt irgendwo im Gehirn. Mit Sicherheit habt auch Ihr das Gefühl einer «Schaltzentrale», die wenige Zentimeter hinter Eurer Stirn zu liegen scheint. Es ist diese «innere Stimme», mit der wir uns identifizieren. Rational wisst Ihr alle natürlich, dass Eure Zehen und Augen und Euer Wissen aus der Schulzeit «ein Teil von Euch» sind. Dies fühlt sich jedoch weniger nach Eurem Selbst an.

    Wenn Euch jemand nach etwas aus Eurer Schulzeit fragt, könnt «Ihr» die Informationen aus Eurem Gedächtnis aufrufen. Doch wer ist «Ihr»? Na ja, ich denke halt an die Schulzeit zurück und der Gedanke kommt dann (oder eben nicht). Aber wer ist das «Ich», das an die Schulzeit zurückdenkt? Früher oder später landen wir doch wieder bei der Schaltzentrale, der inneren Stimme, wie immer Ihr es nennen wollt.

    Schritt 2: Worin liegt die Selbstillusion?

    Lasst uns die Interaktion zwischen Eurem Hirn, Euch als Mensch und der Welt grob so beschreiben:

    Da draußen ist die Welt. «Ihr» sitzt in Eurem Kopf wie eine Art Passagier in Eurem Körper. So steuert Ihr durch die Welt. Die Schaltzentrale in Euch gibt Euch das Gefühl, dass «Ihr» entscheidet, reagiert, aktiv handelt. «Ihr», also das Ding da in Eurem Kopf, ist der zentrale Anlaufpunkt für Eure Gefühle, Gedanken und den Umgang mit der Welt. Eine besondere Instanz in Eurem Kopf, wichtiger als Euer kleiner Zeh.

    Die Illusion ist: Die Instanz existiert nicht. Es gibt niemand Internen, der die Entscheidung trifft – es gibt nur die Entscheidung selbst. Niemanden, der sieht – es gibt nur das Gesehene. Es gibt kein «Ich», das Gedanken und Gefühle hat – es gibt nur die Gedanken und Gefühle selbst. All dies ist real und in Euch und zeichnet Euch als Menschen aus – es gibt nur eben nicht dieses Selbst, dieses Ego, das alles in Euch regelt und verarbeitet und durchdenkt – es gibt nur Euer Wesen als solches.

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    Und jetzt? Wo soll «Ich» hin?

    Das ist alles starker Tobak. Warum? Weil es zu 100 % gegen die Intuition des Menschen geht. Ihr alle (und auch OX & RE) spüren doch, dass da diese Schaltzentrale, diese innere Stimme ist. «Ich» spüre doch, dass «Ich» denke. Und «Ich» merke doch ganz genau, wann «Ich» eine Entscheidung treffe und nicht, dass die Entscheidung einfach nur da ist.

    Genau deshalb haben OX & RE auch eingeleitet mit der Vorwarnung, dass das Thema «Next Level» ist. Wie jede neue Erkenntnis ist dies schwer zu verdauen. Und dennoch kein Blödsinn, irgendwo zwischen Psychologie und Pseudo-Wissenschaft.

    OX & RE werden hierauf noch in weiteren Artikeln eingehen. Und dies in zwei Richtungen. Zum einen neurowissenschaftlich, um zu zeigen, wie die Suche nach dem Ego oder Selbst zu einer Suche des Nichts wird. Und meditativ, denn das Durchschauen der Selbstillusion bzw. die Ego-Überwindung gehören zu den «Basics» für fortgeschrittene Yogis. Also, bleibt entspannt und neugierig.

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    Wenn sich die Sonne um die Erde dreht

    Wer Schwierigkeiten hat, Kontakt zu diesem Thema aufzubauen (oder, offen gesagt, alles als kompletten Blödsinn ansieht), folgender Impuls:

    OX & RE hatten vor Kurzem ein Interview mit Annaka Harris zu diesem Thema gesehen. Sie zog sinngemäß den Vergleich, dass nichts für den einfachen Durchschnittsbürger darauf hindeutet, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Unsere Intuition sagt, es ist genau andersherum. Wir stehen hier. Da oben dreht die Sonne ihre Bahnen. Warum sollte es umgekehrt sein?

    Trotzdem akzeptieren wir es, gegen das offensichtlich Sichtbare, gegen die Intuition, dank der Wissenschaft. Ein ähnliches Umdenken ist beim Kontakt mit der Frage der Selbstillusion nötig. Und dies ist ganz schön schwierig, schließlich ist das Gefühl von «Ich» so persönlich und subjektiv. Wer Lust hat: Es gibt Meditationstechniken, die genau auf diese Erkenntnis abzielen … also … nicht das Drehen der Erde um die Sonne, das illusionäre Selbst. OX & RE stellen hierzu sicherlich in Zukunft noch was vor.

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  • Ox-Re-Cise 4: Gedanken anliefern lassen

    Ox-Re-Cise 4: Gedanken anliefern lassen

    Ox-Re-Cise 4: Gedanken anliefern lassen

    Eine Übung, mit der Ihr zwar nicht Eure Gedanken ausschalten könnt, aber vielleicht ein anderes Verhältnis zum Gedankenkarussell entwickelt.

    Was dieser Zettel mit Thoughts auslöst, ist auch ein angelieferter Gedanke.
    OX & RE – das Logo zum Meditieren lernen

    Was bringt mir diese Ox-Re-Cise?

    Die meisten Menschen wünschen sich, einfach mal ihre Gedanken ausschalten zu können. Wer vor lauter Grübeln nicht in den Schlaf findet und sich ständig Sorgen macht, kommt einfach nicht zur Ruhe. Der Wunsch nach Ruhe im Gehirn ist ein häufiger Grund, weshalb sich Menschen heutzutage für Meditation begeistern.

    Bei allen Tipps und Übungen dieser Webseite haben OX & RE schlechte Nachrichten für Euch: Den Kopf einfach abschalten geht nicht so einfach. Selbst Yogis mit jahrzehntelanger Erfahrung im Meditieren geben gerne zu, dass ihr Kopf nicht über Minuten oder Stunden hinweg leer ist. Dies ist auch nicht Ziel der Meditation, wie Ihr vielleicht schon durch andere Artikel von OX & RE wisst.

    Doch wie lässt sich der Stress im Gehirn dann beseitigen? In vielen meditativen Traditionen geht es darum, ein anderes Verhältnis zu den Gedanken zu entwickeln, die früher oder später kommen. Alltägliche Gedanken genauso wie Sorgen und Ängste. Die Stoiker gehen etwas rationaler ans Thema heran. Grübeln und die Auseinandersetzung mit Gedanken ist wichtig, schließlich hilft dies, grundlegende Dinge zu erkennen und verstehen. Was aus meinem Gedankenkarussell kann ich wirklich beeinflussen? Warum Zeit und Energie in Dinge investieren, die mich am Schlafen hindern und ohne mein Zutun passieren (oder eben nicht).

    Die Ox-Re-Cise 4 kann Euch vielleicht nicht völlig beim Abschalten helfen, genauso wenig wie beim kompletten Gedanken ausschalten. Aber sie kann eine Hilfe sein, um Eure Gedanken neu zu verstehen und so etwas vom Stress und der Anspannung des Lebens zu verlieren.

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    Die Voraussetzungen

    Für die Ox-Re-Cise «Gedanken anliefern lassen» braucht Ihr auf den ersten Blick nicht viel:

    • einige Minuten Zeit
    • ein bisschen Erfahrung in Meditation

    Letzteres ist ziemlich vage, das geben OX & RE zu. Ihr solltet in der Lage sein, einen Unterschied zwischen Euch als Person und Euren Gedanken machen zu können. Dass Ihr nicht Eure Gedanken seid, wird in aktuellen und zukünftigen Artikeln zu Themen wie Selbstillusion angesprochen.

    Ihr solltet zum Beispiel in der Lage sein, zumindest für einige Sekunden in Euren Körper hineinspüren und zu merken: «Okay, da kommen Gedanken in mein Gehirn, aber mein Fokus bleibt auf meinem Körper». Ihr solltet vielleicht auch mit der Leere vertraut sein, die manchmal nur ein oder zwei Sekunden zwischen Gedanken eintritt und für Ruhe in Eurem Gehirn sorgt.

    Mit Wochen und Monaten der Meditation wird Euer «Gefühl» hierfür besser. Wie Ihr diese Fähigkeit der Ruhe im Kopf zum Schlafen nutzen könnt und Euch das Grübeln nicht vom abendlichen Abschalten abhält, zeigen Euch OX & RE in der Ox-Re-Cise 5.

    Falls Ihr dieses Gefühl (noch) nicht habt, kein Problem. Lasst diese Ox-Re-Cise beiseite und schaut auf die anderen Tipps von OX & RE. Vielleicht macht Ihr einfach regelmäßig die «einfachste Meditationsübung der Welt» und habt nach einiger Zeit tiefere Einblicke, dass «Ihr selbst» und «Eure Gedanken» nicht dasselbe sind. Ein wichtiger Schritt für weniger Sorgen und mehr Ruhe im Leben.

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    So läuft die Ox-Re-Cise ab

    1. Setzt oder legt Euch in Ruhe hin, so als würdet Ihr ein paar Minuten meditieren oder über Leben nachdenken wollen. Ungestört zu sein ist von Vorteil, aber nicht zwingend nötig.
    1. Nach ein paar Sekunden werden erste Gedanken kommen. Schöne Gedanken, Sorgen, Pläne, Erinnerungen, was auch immer.
    1. Habt Ihr einen Gedanken «identifiziert», behandelt Ihr diesen nach dem immergleichen Schema. Sagt Euch innerlich: «Okay, mein Gehirn hat mir diesen Gedanken angeliefert. Mal schauen, wie es weitergeht.». Es ist wichtig, nicht zu denken, dass «Ihr» gerade auf diesen Gedanken gekommen seid. «Ihr» seid nicht der Urheber des Gedankens. Euer Gehirn hat «Euch» den Gedanken angeliefert.
    1. Wie Ihr mit dem einzelnen Gedanken umgeht, ist irrelevant. Vielleicht verfallt Ihr ins Grübeln und befasst Euch länger mit ihm. Dies ist in Ordnung, solange Ihr im Hinterkopf behaltet: «Okay, ICH habe mit dem Gedanken nicht angefangen, mein Hirn hat ihn angeliefert.». Vielleicht dreht das Gedankenkarussell auch weiter und es kommt zu einem schnellen Themenwechsel. Im Idealfall identifiziert Ihr den Gedanken wie bei Schritt 3 und macht nach dem gleichen Schema weiter.
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    Deshalb mögen OX & RE diese Ox-Re-Cise

    Um sich vom permanenten Stress und Grübeln in den grauen Zellen zu befreien, sind zwei grundlegende Erkenntnisse wichtig. «Ihr seid nicht Eure Gedanken» und «Es gibt keinen Denkenden, es gibt nur den Gedanken selbst.». Beides sind komplizierte Konzepte, die für Einsteiger (und auch Fortgeschrittene) in der Meditation kaum zu greifen sind. Ab einem bestimmten Punkt kann man es zwar theoretisch nachvollziehen, aber es fühlt sich nicht so an. «Aber ICH bin es doch, der gerade denkt.»

    OX & RE bedauern, dass es häufig an konkreten Tipps fehlt, wie man hinter die Selbstillusion schauen kann. Gängige Tipps sind: «Sammelt viel Erfahrung durch Meditation und irgendwann kommt die Erkenntnis von ganz alleine.». Dies ist für viele Menschen unbefriedigend, die vom Chaos im Schädel einfach nur abschalten möchten.

    Die Ox-Re-Cise 4 kann helfen, erste Einblicke dieser Art zu gewinnen, ohne Ewigkeiten meditiert zu haben. Wenn Ihr diese Übung zum Beispiel einige Tage oder Wochen macht, werdet Ihr spannende Erkenntnisse sammeln und Prozesse und Dinge in Eurem Gehirn besser verstehen:

    • Ihr lernt, wie es sich anfühlt, auf den nächsten Gedanken zu warten. Vor allem habt Ihr keine Ahnung, welcher Gedanke Euch in einer Minute anfliegen wird. Dies kann Euch helfen zu erkennen, dass Ihr nicht Urheber des Gedankenkarussells seid, sondern Euer Unterbewusstsein diese Inhalte anliefert. (Natürlich ist das Unterbewusstsein auch ein Teil von «Euch» als Wesen. Aber das meint Ihr im Regelfall nicht, wenn Ihr jemandem sagt «ICH hatte gerade diesen Gedanken».)
    • Durch die Vorstellungen des Anlieferns eines Gedanken haut Ihr einen Keil zwischen dessen Entstehung und Eure Reaktion. Ihr durchbrecht einen Automatismus, den wir alle im Alltag haben. Ihr gewinnt eine Handlungsfreiheit à la «Okay, irgendwas in mir hat mir diesen Gedanken angeliefert, was mache ich denn jetzt damit?». Diese Erkenntnis, richtig trainiert, kann das automatisierte Grübeln durchbrechen und Euch besser beim Abschalten helfen.

    Neben einem meditativen Gedanken ausschalten, das sich so viele Menschen wünschen, passt das «Gedanken anliefern lassen» noch besser zur stoischen Seite von OX & RE. Um die Dichotomie der Kontrolle (Artikel kommt natürlich noch), zu beherrschen, müsst Ihr im ersten Schritt die Ruhe haben zu erkennen, was Ihr überhaupt kontrollieren könnt und was nicht. Hier hilft kein Gehirn weiter, das permanent über alles am Grübeln ist und sich wie das aufgescheuchte Huhn regelmäßig Stress und Sorgen macht. Diese Ox-Re-Cise kann eine Hilfe sein, eine solche Praktik besser auszuleben, ohne gleich alle Gedanken ausschalten zu wollen.

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    Letzte Tipps und Hinweise von OX & RE

    Ihr merkt selbst, dass diese Übung nicht aktiv zum Abschalten gedacht ist. Trotzdem kann sie genau diesen Effekt haben, beispielsweise vor dem Schlafen. Wenn Ihr nur schwierig in den Schlaf findet, nutzt die Ox-Re-Cise einmal und befasst Euch damit, welche Gedanken Euch gerade angeliefert werden. Dies bremst zumindest den automatischen Gedankenfluss und kann deshalb in den Schlaf helfen, da Ihr nicht ungestört grübeln könnt.

    Wie Ihr bereits wisst: OX & RE sind keine Wissenschaftler, Philosophen oder erleuchtete Yogis. Aber diese Menschen gibt es, die Ihr Leben mit der neurowissenschaftlichen und philosophischen Erforschung und Diskussion dieser Themen verbringen. Als Beispiel sind das Ehepaar Sam und Annaka Harris (mit ihren unterschiedlichen Ausrichtungen) zu nennen.

    Im Folgenden einfach mal Links zu zwei Interviews. Wenn Ihr einige Stunden Zeit investieren wollt, könnt Ihr hier deutlich tiefere und fundiertere Einblicke in das Mysterium von freiem Willen und Selbstillusion gewinnen, als es OX & RE Euch jemals vermitteln könnte.

    1. Interview mit Annaka Harris im Lex Fridman Podcast
    2. Interview mit Sam Harris bei Huberman Lab

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  • Memento Mori – der Tod ist kein Ereignis

    Memento Mori – der Tod ist kein Ereignis

    Memento Mori – der Tod ist kein Ereignis

    Was Memento Mori auf Deutsch bedeutet und weshalb Stoiker sich so intensiv mit dem Tod befassen, um das Leben noch mehr zu schätzen.

    Memento Mori – diese Schädel können nicht mehr an den Tod denken.
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    Breaking News: Wir alle sterben!

    Wir Stoiker sind dem Klischee nach ja ein fröhliches und ausgelassenes Völkchen. Wir beharren stur auf unserer Meinung, gehen völlig emotionslos durchs Leben und gehen immer nur vom Schlimmsten aus – mit anderen Worten: Wir sind der Mittelpunkt der Party! Um das Ganze etwas aufzulockern, widmen sich OX & RE deshalb sehr früh einem Thema, das garantiert den letzten Skeptiker abholt: der Tod, juhu!

    Das «Memento Mori» und die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit liegt dem Stoiker am Herzen. Nicht nur ihm, über die Epochen hinweg befassen sich genügend andere Philosophien und Denker mit Themen wie Sterben und Vergänglichkeit. OX & RE erklären Euch, was «Memento Mori» auf Deutsch heißt und warum dies am Ende des Tages (no pun intended!) doch etwas Positives ist.

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    Eine (ambitionierte) Übersetzung von Memento Mori

    Eine Übersetzung von Memento Mori von Latein ins Deutsch ist schwieriger, als es zwei Wörter alleine vermuten lassen. Die einfachste Übersetzung wäre vielleicht «Bedenke den Tod» oder «Bedenke die Sterblichkeit». In Englisch lässt sich oft «Remember that you die» finden. Also eher: «Bedenke, dass du sterben musst».

    Wer ein bisschen tiefer ins Latein eintaucht (Halt! Bitte nicht einschlafen!), findet andere Übersetzungen, die hierzu besser passen. Ein «Memento moriendum esse!» kommt der genannten Interpretation in Englisch wohl näher.

    Für OX & RE liegt hierin schon Potenzial für eine neue, positive Seite des Memento Mori. Über den Tod nachzudenken, ohne die eigene Sterblichkeit in den Vordergrund zu stellen, ist eher ein Nachdenken über Veränderung. Ja, ich sterbe. Aber alles um mich herum auch, Mensch, Tier und Pflanze. Euer Smartphone. Die Blätter der Bäume vor Eurem Fenster verrotten, bis im nächsten Frühjahr neue wachsen. Ohne Leben kein Sterben. Und alles in Veränderung.

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    Weshalb der Tod kein Ereignis ist

    OX & RE wissen: Niemand befasst sich gerne mit dem Tod. Familienmitglieder, Freunde und Haustiere sterben. Trauer zu tragen, ist das Natürlichste der Welt, auch wenn Stoiker eine eigene «Trauerkultur» haben. Dazu sicherlich später noch ein Artikel.

    Memento Mori heißt auch nicht: «Denkt an den Tod, geratet in Panik und weint viel.». Je nach Übersetzung in Deutsch, Englisch oder andere Sprachen geht ein wichtiger Aspekt schnell unter: Sterblichkeit ist nichts, was zum Ende des Lebens eintritt. Sie ist jetzt schon präsent.

    Für viele Menschen ist das Leben über die meiste Zeit hinweg keine Auseinandersetzung mit dem Tod. Über die Jahrzehnte wird man in wenigen Momenten radikal an ihn erinnert, beispielsweise durch das Versterben eines geliebten Menschen (oder Tieres). Die eigene Vergänglichkeit (und ein Nachdenken hierüber) ist etwas, das kurz vor dem Tod stattfindet.

    Der Tod ist aber kein Ereignis, dass am Ende des Lebens stattfindet. Das «Mori», die zu bedenkende Sterblichkeit, ist ein Zustand. OX & RE und Ihr alle da draußen seid sterblich, jetzt und hier. Morgen auch wieder. Vergänglichkeit ist ein Zustand, der in jeder Sekunde vorliegt und so langsam voranschreitet, dass man ihn im Alltag kaum bemerkt. «Memento Mori» heißt deshalb auch: Wieder und wieder über das Leben jetzt und hier nachdenken.

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    Memento Mori – eine Botschaft fürs Leben

    Regelmäßig über die Sterblichkeit von Euch und anderen nachzudenken, hat eine vertraute und eine neue Seite. Setzt Euch in Ruhe hin und führt Euch vor Augen: «Okay, ich bin sterblich, und die Menschen, die mir etwas bedeuten, sind es auch.». Das Ganze löst Gedanken und Gefühle aus. Die vertraute, alte Seite ist hierbei:

    «Der Moment kommt, wenn ich nicht mehr bin. Oder die Menschen, die ich liebe. Das macht mich traurig. Ich habe Angst davor.»

    Die neue Seite, auf die das Memento Mori abzielt, und die zu schnell vom genannten Gedanken überdeckt wird, ist:

    «Wie gehe ich eigentlich mit meinem Leben und dem meiner vertrauten Menschen um, wenn ich um ihre Sterblichkeit weiß? Wenn ich und alle um mich herum unsterblich wären, müssten wir anders miteinander umgehen, als wir es heute tun. Worin liegen die Unterschiede, wenn ich weiß, dass ich oder die geliebten Menschen um mich herum nicht mehr sind?»

    Antworten hierauf haben eine praktische und eine moralische Seite. Für die moralische Seiten eines der bekanntesten Zitate von Marc Aurel:

    Du könntest jetzt und hier aus dem Leben scheiden. Lass dies bestimmen, was du tust und sagst und denkst.

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 2.11

    Wie vieles in der stoischen Literatur lässt sich auch dies vielfältig interpretieren. Im Zitat steckt, nicht noch «zahlreiche Rechnungen offen zu haben». Mit einem guten Gewissen aus dem Leben zu gehen. Und zu wissen, dass die letzten Worte, die man heute zu einem Freund oder Fremden gesagt hat, wirklich die letzten gewesen sein könnten.

    Der praktische Aspekt des «Memento Mori» ist die berühmte Frage: «Was mache ich eigentlich aus meinem Leben?». Ja, viele Eurer Wünsche des Lebens bleiben unerfüllt. Ja, Ihr lebt vielleicht nicht den Traum von Reichtum, Berühmtheit, einer glücklichen Familie, whatever. Aber das beantwortet nicht die Frage, was Ihr aus Eurem Dasein macht. Tag für Tag!

    Auf das eigene Leben zu schauen und zu merken: «Ich verschwende viel Zeit. Alles läuft monoton ab. Da muss doch mehr sein. Wieso ist alles so beschissen?» ist genauso hart wie üblich. Das Memento Mori auf Deutsch regt deshalb wieder und wieder zur Reform des Lebens und eigener Sichtweisen an. Und dazu herauszufinden, ob die negativen Gefühle rundum den Tod ein Deckmantel für die negativen Gefühle rundum das eigene Leben sind.

    OX & RE - das Logo für Meditation, Stoizismus und Memento Mori

    Stoische Statements und sonstige Literatur

    Wer ein bisschen durch Literatur und Religion der letzten Jahrtausende stöbert, wird erkennen: Sterben und Vergänglichkeit sind durchgängig Thema. In der Kunst ist Vanitas und ihre Symbolik in der Antike über den Barock bis in die Neuzeit zu finden. Jedes Buch der großen Literatur und jeder legendäre Film funktionieren nur, weil sie (mindestens) einen von zwei Aspekten behandeln: Liebe und/oder Tod.

    Religion setzt häufiger den Fokus auf den moralischen Aspekt des «Memento Mori». Nach den Lehren der jeweiligen Religion gibt es ein Erleben in der Nachwelt, das sich durch richtiges Handeln im Diesseits positiv beeinflussen lässt. Man möge bedenken, wenn man jetzt und hier handelt, was dies für später bedeutet.

    Das Memento Mori funktioniert natürlich ohne Religion. Wenn Menschen heutzutage einer Religion angehören, ist dies kaum mehr die römische oder griechische Götterwelt aus den Zeiten der Stoiker. Es muss auch kein klassisches Jenseits auf den Sterblichen warten. Im frühen Buddhismus lässt sich mit dem «maranasati» ein gut passendes Gegenstück zum «memento mori» finden.

    Literatur und Kunst in Latein, Deutsch, Englisch oder Emojis gehen anders mit den Themen um. Zum Beispiel der griechische Dichter Horaz, der schon wenige Generationen vor den großen Stoikern ein Zitat prägte, das heute auf Millionen Postern und bestickten Handtüchern zu finden ist:

    Carpe diem – Nutze/pflücke den Tag!

    Horaz, Ode „An Leukonoë“

    Mit «Carpe diem» kann man Menschen hervorragend abholen. Mit «Memento Mori» nicht so einfach, weil zu dunkel und der Tod und überhaupt. Doch beide Leitmotive haben die gleichen Wurzeln. Der Unterschied liegt, wie so häufig im Stoizismus, in der Rationalität und Argumentation. Einfach gesagt:

    Wenn Ihr Euch fragt: «Carpe diem – warum eigentlich und warum gerade heute?», sagt der Stoiker, «Hallo? Weil es morgen vielleicht schon zu spät ist.». Und recht hat der Stoiker, der mit seiner Logik und Härte noch in Hunderten von Jahren das unschlagbare Partyanimal sein wird – Trauerfeiern inklusive.

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  • Warum überhaupt Meditation?

    Warum überhaupt Meditation?

    Warum überhaupt Meditation?

    Alle Klischees und Wahrheiten vom In-den-Bauch-Atmen übers Meditieren lernen bis zur finalen Erleuchtung im Überblick.

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    Bis das Gehirn qualmt

    Meditation ist schon sonderbar. Ihr macht die Augen zu, lasst die Gedanken fließen, und plötzlich soll der Stress des Lebens weg sein und Eure Gesundheit ungeahnte Sphären erreichen. Wer lang genug am Ball bleibt, ist irgendwann erleuchtet und ab dann ist das Leben sowieso dauerhaft um Längen besser.

    Es wird noch sonderbarer, wenn Ihr überlegt, wer Euch alles zum Meditieren bringen möchte. Der erleuchtete Guru bei einem Retreat mit weisen Einsichten. Der Top-Sportler, der vor dem Wettkampf Aufmerksamkeit, Fokus und Ruhe durchs Meditieren gewinnt. Das Wellness-Unternehmen, das Gutscheine für seine neue App heraushaut.

    OX & RE findet: Überraschend viele Menschen aus unterschiedlichen Bereichen, die Euch zum Meditieren lernen motivieren. Das Ganze scheint komplexer zu sein als ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Und dann noch dieses Yoga! Diese Chakren! Und diese Achtsamkeit im Alltag! Und schon qualmt das Gehirn.

    OX & RE – das Logo für Meditation, Stoizismus und Meditieren lernen

    All das vergesst Ihr jetzt mal! Ihr leert Euren Geist – (no) pun intended – und OX & RE klärt mit Euch die wichtigsten Fragen:

    • Dient Meditation Eurer Ruhe und Entspannung? Ja und Nein!
    • Meditation ist also eher etwas Aktives mit viel Konzentration? Ja und Nein!
    • Es geht aber schon um Eure Gedanken und Euer Gehirn? Ja und Nein!
    • Also doch eher um den Körper wie beim Yoga? Ja und Nein!
    • Meditiere Ihr, wenn Ihr bastelt oder bergsteigt? Ja und Nein!
    • Ist meditieren einfach? Ja und Nein!

    Und alle Fragen sind beantwortet. Na ja, fast. Um das Chaos etwas aufzulösen, vielleicht eine kleine Parallele:

    Meditation ist «Sport»

    All dies zeigt: Meditation ist ganz schön schwer zu fassen. Für OX & RE ist es wie mit dem Begriff «Sport». Der Begriff Sport umfasst Boxen, Rad fahren, Eiskunstlauf und Schach. Körper und Gehirn sind gefordert, Stress wird abgebaut und man tut was für die Gesundheit. Sport könnt Ihr im Alltag einstreuen, mit Talent und intensivem Training zum Profi-Sportler werden.

    OX & RE möchte Euch mit dieser gesamten Webseite anregen, mehr diese Art von «Sport» zu betreiben. Dies kann Euch helfen, einfach besser zu leben, ähnlich wie ein gelegentliches Training für den Körper hilft, im Alter noch alleine die Treppen hochzugehen. Vielleicht könnt Ihr nebenbei noch etwas Stress abbauen und ein paar unnötige Gedanken stoppen.

    Niemand soll hier zum Guru und erleuchtet werden, was immer dies heißt. Ja, es gibt Profi-Sportler! Ja, vom Wissen und Training dieser fitten Menschen könnt Ihr im Alltag profitieren. Niemand verlangt von Euch, dieses Niveau zu erreichen, um gut und fit durch das Leben zu kommen. Beim Meditieren ist es ähnlich.

    «Warum überhaupt Meditation?», ist für OX & RE die gleiche Frage wie «Warum überhaupt Sport?». Man kann ohne ihn leben, jedoch mit ihm langfristig viel besser. Und Meditieren geht sogar in wenigen Minuten auf der eigenen Wohnzimmercouch.

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    10 Fragen und Antworten rund ums Meditieren

    Ihr habt sicher schon einiges über Meditation gehört, sonst wärt Ihr gar nicht bei OX & RE gelandet. Manches ist widersprüchlich, unklar, zu esoterisch oder was immer Euch abschrecken mag. Deshalb hier noch ein paar konkrete Antworten rund um Meditation und ums Meditieren.

    ACHTUNG: OX & RE möchte vor allem Einsteigern Lust aufs Meditieren lernen machen. Deshalb werden – wie in den meisten Artikeln hier – manche Inhalte grob vereinfacht. Mehr «Tiefe» kommt ganz automatisch mit der Zeit.

    1. Dient Meditation der Entspannung?

    Tendenziell nein. Beim Meditieren trainiert Ihr eher Dinge wie Konzentration oder Aufmerksamkeit auf Euren Gedankenfluss. Dafür muss das Gehirn einiges leisten. Wenn sich Menschen ein paar Minuten Zeit für die Meditation nehmen, entsteht jedoch automatisch eine Auszeit vom Alltag und die gewohnten Gedanken und Gefühle werden unterbrochen. Dies kann als Entspannung wahrgenommen werden. Mehr hierzu im Artikel «Ist Meditation eine Technik zur Entspannung?».

    2. Dient Meditation dem Stressabbau?

    Ziemlich sicher ja. Trotz der geistigen Anstrengung tut Euch jede Meditation gut – vorausgesetzt, Ihr betreibt sie regelmäßig. Hier liefert die Forschung zunehmend spannende, positive Ergebnisse, was Themen wie Gedächtnisleistung, die Verarbeitung von Emotionen oder die Konzentration im Alltag angeht. OX & RE finden sicher Gelegenheit, manche Studie und Ergebnisse in zukünftigen Artikeln zu präsentieren.

    3. Muss ich Buddhist werden, um richtig zu meditieren?

    Klares nein. Einige der geistigen Übungen, die Ihr beim Meditieren lernen nutzt, sind schlichtweg uralt und wurden schon vor Jahrtausenden im Fernen Osten praktiziert. Sie sind deshalb in Buddhismus und Hinduismus verankert, aber ein religiöser Glaube irgendeiner Art ist keine Grundvoraussetzung. Schließlich könnt Ihr genauso Akupunktur anwenden, ohne zuvor Euren religiösen Glauben zu wechseln.

    4. Ist Meditieren lernen ein echtes Training?

    Zunächst ja. Am Anfang geht es viel «den Moment wahrnehmen», «denken lernen», «nicht-denken lernen» und ähnliches. Dies Tag für Tag als Training zu betreiben, wird irgendwann zum festen Teil in Eurem Leben. Kopf und Gehirn verändern sich im Laufe des Lebens, ob Ihr Meditation betreibt oder nicht. Habt Ihr Meditation betrieben, geht die Entwicklung eher in eine positive Richtung – was immer «positiv» für Euch bedeutet.

    5. Kann ich mit Meditation meinen Kopf leeren?

    Eher nein. Selbst mit großer Erfahrung in der Meditation wirst Du es wohl maximal schaffen, ein paar Sekunden Ruhe in Deinem Gedankenfluss zu erzeugen. Ein komplett leerer Kopf sollte deshalb nie das Ziel sein. Meditation bringt Euch eher in einen Zustand, in dem Euch Gedanken und Gefühle nicht unkontrolliert bombardieren. Ihr gewinnt Abstand zu dem, was Euch durch den Kopf schießt und könnt vieles deshalb einfacher akzeptieren.

    6. Erhalte ich beim Meditieren Antworten über mich?

    Eher ja, aber ohne Garantie! Gerade Übungen im Bereich Achtsamkeit («Mindfulness») zielen darauf ab, kommen zu lassen, was Euch das Unterbewusstsein so anliefert. Gerade Anfänger sind oft überrascht oder verwirrt, was der Kopf in ein paar Minuten Meditation anliefert. Dies ist nicht immer einfach zu verkraften. Aber Ihr lernt Euch tatsächlich selbst besser kennen und erhalten Antworten über Euch – meist auf Fragen, die Ihr gar nicht kanntet.

    7. Ist Meditation etwas Spirituelles oder Esoterisches?

    Nein, mit Abstrichen. Für OX & RE ist die Nähe zu Esoterik, New Age und Spiritualität der Grund, warum sich viele Menschen (leider) vom Thema Meditation abschrecken lassen. Dies soll entsprechende Anhänger und Gruppierungen nicht diffamieren, aber ist nicht Thema oder Inhalt bei OX & RE, hier geht es eher um eine neurowissenschaftliche Perspektive. Wenn «spirituell» für Euch alles umfasst, was den Geist und das Bewusstsein erwartet – dann ist Meditation auch für OX & RE etwas Spirituelles.

    8. Ich bastele gerne und vergesse dabei schnell die Zeit – ist das Meditation?

    Ein sehr trickreiches Nein. Ja, es gibt Dinge wie «Flow» und das meditative Eintauchen in Tätigkeiten. Aber keine Tätigkeit als solche ist Meditation. Vielleicht habt Ihr schonmal Meditationen im Gehen oder beim Essen gesehen? Umgekehrt heißt dies nicht, dass jemand meditiert, solange nur ausgiebig und viel gegessen wird. Der Trick: Habt Ihr Grundlagen der Meditation in Euch verinnerlicht, kann jede Tätigkeit des Lebens meditativ werden. Hierzu mehr im Artikel „Wandern, Backen, Husten – was davon ist Meditation?“.

    9. Ich meditiere und habe trotzdem noch Stress – mache ich was falsch?

    Klares nein. Niemand sagt, dass Ihr für immer Stress aus Eurem Leben löscht. Dass Eure Gesundheit perfekt wird und Ihr nie mehr einen negativen Gedanken habt. Im Gegenteil: Eure Meditation bringt vielleicht immer wieder Gefühle und Gedanken hoch, die sonst nie ins Bewusstsein gelangt wären. Ein wesentlicher Teil von Meditation kann also selbst anstrengend sein und Stress auslösen. Ihr lernt aber, Gedanken und Emotionen zu akzeptieren und hiermit gut umzugehen.

    10. Muss ich im Lotossitz sitzen, «Omm» summen und mich auf meine Bauchatmung konzentrieren?

    Nein, nein, tendenziell ja. Zu diesem Klischeebild der Meditation nur jeweils ein kurzer Satz, hier gibt’s den größeren Artikel zum Thema. Der Schneidersitz oder Lotossitz ist bei längerem Sitzen bequemer und angenehmer für den Rücken, Einsteiger können auf ihn getrost verzichten. «Om» kann durch jedes andere sinnlose/sinnfreie Wort ersetzt werden, um zum Fokus der Konzentration bei manchen Arten von Meditationen zu werden. Und da der Atem als «Meditationsobjekt» immer verfügbar ist und Bauchatmung eher beruhigend wirkt, ist dieses Klischee tatsächlich ein guter Einstieg.

    OX & RE – das Logo für Meditation, Stoizismus und Meditieren lernen

    Ihr habt noch Fragen? Hoffentlich? OX & RE geht hierauf in Zukunft ein und bietet mit vielen weiteren Artikeln zusätzliche Denkanstöße. Wer bis dahin nicht warten kann, kann die Ox-Re-Cise 1 als simplen Einstieg ins Meditieren lernen nutzen. Genügend Apps und Bücher ebnen Euch genauso den Weg.

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