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  • Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Wie stoisches Denken und der Worst Case zusammenhängen und weshalb man deshalb nicht die Welt durch die pechschwarze Brille sehen muss.

    OX & RE – das Logo zum Meditieren lernen und für stoisches Denken

    Wenn Stoizismus richtig unsexy wird

    Wenn Ihr die Artikel von OX & RE rundum die stoische Philosophie verfolgt, werdet Ihr nicht gerade in helle Begeisterung ausgebrochen sein. Was, ich soll mit dem Memento Mori permanent an den Tod denken? Und dann noch dieses Amor Fati mit der Liebe zum verdammten Schicksal? Wenn Ihr diese Dinge schon als schwierig empfindet, kommt jetzt die bittere Kirsche auf das stoische Sahnehäubchen: «Praemeditatio Malorum».

    Wer denkt schon gerne ans Schlimmste? Wer setzt sich schon gerne mit dem auseinander, was im Extremfall passiert? OX & RE geben zu: Wir selbst nicht! Trotzdem ist die PraeMal (ja, wir kürzen das lateinische Wortmonster hier mal inoffiziell ab) für Euer stoisches Denken unverzichtbar. Und OX & RE bieten Euch eine Variante an, die niemand sofort in tiefste Depression stürzen muss. Apropos:

    DISCLAIMER: In diesem Artikel geht es viel um die schlimmsten Dinge, die Menschen im Leben so widerfahren können. Es werden selten konkrete Dinge angesprochen, trotzdem gilt: Wer sich aktuell in einer schwierigen Lebensphase befindet und zum «Katastrophendenken» neigt, sollte diesen Artikel vielleicht meiden – oder testen, wie gut es mit der stoischen Gelassenheit und Haltung mittlerweile klappt.

    OX & RE - das Logo für Meditation, Stoizismus und für stoisches Denken

    Der Worst Case – Juhu?

    Ob Seneca, Marc Aurel oder die frühen Stoiker, überall findet Ihr einen Bezug auf die PraeMal. Ob psychologische Foren oder Erfolgsbücher rundum die stoische Philosophie – die Praemeditatio Malorum lässt sich überall als eine der wichtigsten Übungen für Euer stoisches Denken finden. Dabei ist sie für Menschen heute noch weniger intuitiv als das Memento Mori.

    Wörtlich übersetzt heißt der lateinische Begriff so viel wie «Meditieren im Vorfeld über das Schlimmste». Das Ganze hat also weniger mit der klassischen Meditation zu tun, die Leser von OX & RE aus anderen Artikeln kennt. Platt gesagt: Ihr nehmt Euch Zeit, Euch mit einer Situation intensiv auseinanderzusetzen und Euch vorzustellen, was das Schlimmste ist, das passieren kann.

    Ganz so extrem wie zu den Zeiten von Seneca und den alten Stoikern sind die Konsequenzen zum Glück nicht mehr:

    «Lass sie vor Deinem inneren Auge erscheinen: Exil, Folter, Krieg, Schiffsbruch. Alle Konditionen unseres menschlichen Schicksals solltest Du vor Augen haben.»

    (Seneca, Übersetzung von OX & RE)

    Trotzdem: Warum sollte man sich Zeit und Ruhe gönnen, ernsthaft darüber nachzudenken, wie man sein gesamtes Vermögen, seine körperliche Gesundheit, seine Familie, seinen Ruf oder direkt alles zusammen verliert? Will die stoische Philosophie Euch in die Depression treiben oder zum Schwarzseher erziehen?

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    Was Angst auslöst und Angst lindert

    Ja, es gibt Menschen, die stehen nach wenigen Sekunden voller negativer Gedanken vor einer Panikattacke. Stress und psychische Überlastung des Lebens sorgen dafür, dass die PraeMal gar nicht vernünftig anwendbar ist. Und in solchen Situationen raten OX & RE natürlich davon ab, diesen Teil der stoischen Philosophie für sich zu entdecken. Tatsächlich kann hier die klassische Meditation (oder, falls nötig, auch ein therapeutischer Ansatz), einen neuen Umfang mit dem Leben und den Menschen ankurbeln.

    In allen anderen Fällen gilt: Ab einem gewissen Punkt schaffen es treue Leser von OX & RE sicherlich, Emotionen und Gedanken von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Genau dies ist eines der Herzstücke meditativer Übungen: Nicht dem Geschnatter zu glauben, das der Kopf permanent fabriziert, sondern mit Ruhe und Gelassenheit die Emotionen im Zaum zu halten.

    Trotzdem gilt: Plötzlich auf ein leeres Konto zu schauen oder sich vorstellen zu müssen, wie man alleine ohne Partner oder Familie leben muss, löst Sorgen und Ängste aus. Völlig zurecht, völlig natürlich. Und sorgt schnell dafür, dass eine komplette Überforderung und größeres Leiden eintritt, als es vielleicht sein müsste. Die PraeMal wirkt deshalb zunächst einmal als Puffer. Was in Ruhe gedanklich durchgespielt wurde (eventuell mit Schlachtplan für eine gute Reaktion), lässt sich dann anwenden, wenn Stress, Panik und Lebensschicksal die Entwicklung kluger Schlachtpläne einfach nicht möglich machen.

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    Das Mindset des abstoßenden Magneten

    Die Philosophen der Stoa haben mit der PraeMal noch ein anderes Ziel vor Augen. Hierbei ist immer zu bedenken, was stoisches Denken mit Euch machen möchte. Ihr sollt ein tugendhaftes Leben führen. Durchdacht handeln und bewusst mit den Menschen und der Welt umgehen. Eine Haltung voller Mut und Handlungsfähigkeit annehmen, bei denen Ihr eben nicht unter Euren Ängsten und Sorgen zerbrecht.

    In diesem Sinne möchte Euch die PraeMal vor Augen führen, was Ihr nicht wollt. Die Angst hiervor, die Sorge hierum, soll als Motivator dienen. Wie beim Minuspol eines Magneten, der sich nicht vom positiven Pol anziehen, sondern dem negativen Pol eines anderen abstoßen lässt.

    Diese Haltung ist im Leben heute ernsthaft ein Problem und ist in unserer Zeit schwierig umsetzbar. Hierzu ein simples Beispiel: Ihr möchtet auf Chips und Schokolade verzichten, damit Ihr nicht weiter zunehmt. Was ist der bessere Motivator hierfür:

    1. Die Vorstellung einer schlanken Figur, die man noch in 20 Jahren aufgrund dieses Verzichts hat.
    2. Die Vorstellung, in 20 Jahren als Fettklops mit 60 zusätzlichen Kilos auf der Couch zu vegetieren.

    Natürlich wünschen wir uns alle Punkt 1. Deutlich härter, direkter (und letztlich auch realistischer) ist jedoch Punkt 2. Und genau hier setzt der Mut an, den Stoiker von Euch erwarten. Zu akzeptieren, dass Punkt 2 realistisch droht. Und etwas ist, vor dem Ihr Angst habt oder um das Ihr Euch Sorgen macht. Ja, es ist schöner, zu etwas Positivem hin-, statt von etwas Negativem wegzulaufen. Wer (aus eigener Erfahrung weiß), wie tief und nachhaltig der Eindruck negativer Gedanken auf die menschliche Psyche (im Vergleich zu positiven) ist, wird die Haltung von Punkt 2 vielleicht eher annehmen können.

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    Der OX & RE Rettungsanker: Alleine der harte Boden

    Keine Sorge: Viele angehende Stoiker tun sich mit der PraeMal schwer. Es ist nicht einfach, die stoische Gelassenheit und stoisches Denken aufrechtzuerhalten, wenn ernsthafte Veränderungen der Welt auf einen einströmen. Und Ihr alle wisst, wie schwer sich Verlust, Sorgen und Ängste anfühlen – keine Philosophie, kein stoisches Denken kann vor solchen Emotionen schützen.

    Wie dennoch die PraeMal sinnvoll anwenden? OX & RE haben für sich eine Variante gefunden, diese Facette der stoischen Philosophie sinnvoll in Alltag und Leben einzubinden. Und so oft hier im Umfeld der Stoa hört, dass das Hindernis oder der Weg das Ziel ist, fokussieren wir ausnahmslos wirklich auf das Ziel. Also: Die Endsituation.

    Jedes Elend, jedes Leid, jede Veränderung hat zwei Phasen. Die erste Phase ist der Weg dorthin, bis der finale Zustand eintritt. Die zweite Phase ist dieser finale Zustand – das ungewollte «Elend», das vorherrscht. Bei der PraeMal geht es für OX & RE nicht um die erste Phase. Ihr sollt nicht Tausende Tode sterben, auf dem Weg zu Eurem finanziellen Ruin oder den langen Monaten, die Ihr einen sterbenden Verwandten begleitet.

    Die PraeMal setzt in der zweiten Phase an. Dann, wenn ein neuer Zustand eingetreten ist, der (vorerst) bleibt. Wie lebt es sich in diesem Zustand, wenn das ganze vorherige Drama vorbei ist?

    Seneca war für die damalige Zeit ein reicher Mann. Trotzdem schlief er überliefert immer wieder auf dem harten Fußboden. Um sich vor Augen zu führen, wie es wäre, wenn er all seine Reichtümer inklusive des weichen Bettes nicht mehr besäße. Er sinnierte nicht über Tausende von Wegen, wie er seinen Luxus verlieren könnte. Er begab sich alleine in den Zustand der zweiten Phase. Als echtes Erleben, mit allen Emotionen. Und genau diesen harten Boden dürft Ihr für Euer stoisches Denken gerne zwischendurch mal spüren – ohne das ganze vorherige Drama, Baby!

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  • Meditativer Tod durch Tiger?

    Meditativer Tod durch Tiger?

    Meditativer Tod durch Tiger

    Wie Achtsamkeit und Konzentration beim Meditieren zusammenhängen und weshalb es überlebenswichtig ist, beides zu kultivieren.

    Dieser Tiger verbindet mit Sicherheit auch Konzentration und Achtsamkeit.
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    Achtung, (keine) Lebensgefahr!

    Kann man durch falsches Meditieren eigentlich sterben? Ist dieses ganze Ding mit Achtsamkeit und Konzentration nicht vielleicht total gefährlich und plötzlich endet das Leben in einem Moment falscher Aufmerksamkeit? Und was hat das Ganze mit Tigern zu tun?

    Zunächst möchten OX & RE beruhigen: Die meisten von Euch werden bei Euren Achtsamkeitsübungen wahrscheinlich keiner Lebensgefahr ausgesetzt sein. Vielleicht krampft der Muskel, wenn Ihr eine Übung im Yoga falsch macht, mehr müsst Ihr eigentlich nicht fürchten. Aber … und das ist ein sehr kleines «aber»… im Extremfall und mit sehr viel Erfolg in der Meditation … kann das Ganze ziemlich tödlich enden.

    Doch immer mit der Ruhe. Das Gegenmittel gegen den meditativen Tod durch Tiger (und andere Gefahren) ist für Euch Yogis im Laufe der Zeit einfach zu beherrschen. Achtsamkeit und Konzentration müssen einfach nur gleichmäßig und zusammen kultiviert werden. Was das überhaupt heißt und wann endlich der Tiger aus dem Busch springt, erfahrt Ihr jetzt.

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    Achtsamkeit und Konzentration – die beiden Extreme

    Wie im Artikel zum Thema Metta Meditation schon angesprochen, präsentieren OX & RE hier sehr wenig zum Thema «Was ist eigentlich Achtsamkeit/Mindfulness?» und «Was ist eigentlich Konzentration?». Zu beiden Themen gibt es zahllose Artikel im Internet, vieles mit wissenschaftlichem Hintergrund. Der Begriff «Konzentration» ist ansonsten auch aus dem Alltag ziemlich geläufig.

    Einfach gesagt: Achtsamkeit ist ziemlich beliebt, Konzentration ist ziemlich unbeliebt. Stellt Euch vor, OX & RE zwingen Euch, Euch eine Stunde vor eine Uhr zu setzen und sich die gesamte Zeit über auf den Sekundenzeiger zu konzentrieren. Ein Horror! Bei manchen von Euch scheitert das gesamte Projekt nach ein paar Sekunden. Und das ist nur allzu menschlich.

    Für OX & RE sind Achtsamkeit und Konzentration zwei Extreme, zwei Endpunkte auf einer Skala Eurer Wahrnehmung. Den perfekten Yogi gibt es nirgendwo in der Welt, aber richtig praktiziert wäre Achtsamkeit der simpelste Zustand Eures Gehirns und Konzentration der schwierigste.

    Konzentration ist messerscharfer Fokus ohne Ablenkung. Und das mag kein Kopf. Gedanken kommen, Gedanken gehen. Immer neue Gedanken möchten Euch ablenken. Immer wieder bewusst die Konzentration zu halten, ist sauschwer. Achtsamkeit ist das Gegenteil. Offen bleiben, nicht auf etwas fokussieren. Die Gedanken «wie Wolken ziehen lassen», bis im Kopf nur der blaue Himmel bleibt. Nichts tun. «Nichts denken».

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    Jetzt kommt der Tiger (und der Bus)

    Wenn Ihr Euch etwas intensiver mit Meditation befasst, merkt Ihr schnell: Es gibt eine Reihe von Achtsamkeitsübungen, und eine Reihe von Konzentrationsübungen (und natürlich manches mehr). Warum nicht nur einen dieser Bereiche trainieren? Zum Beispiel die deutlich einfachere Achtsamkeit. Mindfulness wird durch zahllose geführte Meditationen abgedeckt, die Ihr z. B. bei YouTube oder in Podcasts findet. Achtsam zu sein und bewusst durchs Leben zu gehen, ist ein «Trend». Oder man fordert sein Gehirn richtig und wagt sich an Konzentrationsübungen. Hart, aber mit der Zeit wird der geistige Fokus langsam aber sicher besser.

    Zu wenig Aufmerksamkeit in Fachartikeln, beim Yoga oder im Internet erhält nach Meinung von OX & RE die Tatsache, dass nur die Übung beider Disziplinen parallel Euch wirklich voranbringt. Und dies erkennt Ihr in diesem Gedankenexperiment, bei dem wir Eure Erfolge in der ein oder anderen Disziplin ins Extrem drehen:

    1. Stellt Euch vor, Ihr seid absolute Konzentrationsprofis. Ihr fokussiert auf ein Objekt, und das über Stunden hinweg, nichts kann Euch ablenken. In diesem Zustand merkt Ihr nicht mehr, wie sich der Tiger anschleicht oder der Bus auf Euch zufährt und hupt. Euer Tunnelblick ist so eng gefasst, dass Ihr blind geworden seid für das breite Spektrum der Welt um Euch herum.
    2. Stellt Euch vor, Ihr seid absolute Achtsamkeitsprofis. Ihr nehmt das große, ganze Gesamtbild war, ohne negative Gefühle, ohne Urteil über das, was Euch umgibt, Ihr seid einfach Teil des Ganzen. Ja, da ist ein Tiger. Ja, da ist ein Bus. Aber: Wir nehmen nur wahr, wir bewerten nicht. Da hupt etwas, Bremsen quietschen, Zähne werden gefletscht. Egal, keine Bewertung, nur Wahrnehmung. Rumms.

    Alles absurd – oder?

    Beides ist offensichtlich extrem (und tödlich), aber lustigerweise nicht absurd. OX & RE erinnern sich an ein Interview, in dem zumindest der zweite Fall als ernsthaftes Problem eines erfahrenen, westlichen Yogis (die Erinnerung verblasst hier etwas, es war wohl Shinzen Young) beschrieben wurde. Der sich gelegentlich in einem tief meditativen Umgang in der Welt dran erinnern muss: Vorsicht, wenn ich auf die Straße gehe, könnten Dinge im Feld meiner Wahrnehmung zur Gefahr werden. Heißt: Meditativer Tod durch Tiger und Bus sind denkbar, aber für alle Leser der OX & RE Artikel höchst unwahrscheinlich.

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    Die perfekte Prävention: richtig meditieren

    Auch ohne die genannten Extreme merkt Ihr schnell, wie vorteilhaft es ist, Achtsamkeit und Konzentration parallel zueinander als Übung zu kultivieren. Genau betrachtet sind sogar die einfachsten Meditationsübungen, beispielsweise unsere Ox-Re-Cise 1, genauso aufgebaut. Ihr betreibt hier eine Mischung aus Mindfulness und Konzentration. Die Übung mit Aufmerksamkeit für das Einatmen und Ausatmen nehmen wir deshalb auch als Beispiel, um den Vorteil des parallelen Übens zu beschreiben:

    Ihr sollt Euch auf Eure Atmung, auf das Einatmen und Ausatmen und das Gefühl in der Nase oder im Bauch «konzentrieren». Dieses Wort sagt schon alles. Und wenn Ihr das perfekt könntet, würde Ihr nicht merken, welche Gedanken sonst noch im Kopf aufkämen. Manche wünschen sich vielleicht diese komplette Gedankenlosigkeit, aber wirklich zu erreichen ist sie nicht.

    Ihr verankert Eure Konzentration auf dem Atem und geht gleichzeitig achtsam und bewusst mit dem um, was zwangsläufig früher oder später kommt. Ideen. Ablenkungen. Das lässt sich nicht verhindern. Ihr nehmt es wahr. Ihr kritisiert Euch nicht dafür.

    Im Gegenzug würdet Ihr sofort Eurer flüchtigen Gedankenwelt folgen, wenn Ihr nicht die Konzentration hättet, wieder zur Atmung zurückzukehren. Oder Ihr würdet bei dieser Offenheit und angestrebten «Gedankenlosigkeit» ziemlich schnell einschlafen oder zumindest wegdämmern. Viele von Euch kennen das sicherlich von Achtsamkeitsübungen, bei denen Ihr schnell einschlaft. Hier fehlt es eben an Konzentration, an Aufmerksamkeit. Mindfulness ist eben etwas sehr «Waches» und keine Entspannungsübung.

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    Das besondere Pendel

    Auch deshalb heißt es so oft bei der Meditation: Ärgert Euch nicht, wenn Eurer Kopf abschweift, führt sie bewusst wieder zurück, ohne Euch zu kritisieren. Genau dies ist das besondere Spiel der Meditation, ein stetiges Pendel zwischen achtsam sein und konzentriert sein. Und echte Fortschritte spürt Ihr in einem Bereich dann, wenn Ihr bewusst auch im anderen nachzieht. Mit der richtigen Aufmerksamkeit für dieses Zusammenspiel wird Euch so schnell kein meditativer Tiger in Eurem Leben auflauern.

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  • Memento Mori – der Tod ist kein Ereignis

    Memento Mori – der Tod ist kein Ereignis

    Memento Mori – der Tod ist kein Ereignis

    Was Memento Mori auf Deutsch bedeutet und weshalb Stoiker sich so intensiv mit dem Tod befassen, um das Leben noch mehr zu schätzen.

    Memento Mori – diese Schädel können nicht mehr an den Tod denken.
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    Breaking News: Wir alle sterben!

    Wir Stoiker sind dem Klischee nach ja ein fröhliches und ausgelassenes Völkchen. Wir beharren stur auf unserer Meinung, gehen völlig emotionslos durchs Leben und gehen immer nur vom Schlimmsten aus – mit anderen Worten: Wir sind der Mittelpunkt der Party! Um das Ganze etwas aufzulockern, widmen sich OX & RE deshalb sehr früh einem Thema, das garantiert den letzten Skeptiker abholt: der Tod, juhu!

    Das «Memento Mori» und die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit liegt dem Stoiker am Herzen. Nicht nur ihm, über die Epochen hinweg befassen sich genügend andere Philosophien und Denker mit Themen wie Sterben und Vergänglichkeit. OX & RE erklären Euch, was «Memento Mori» auf Deutsch heißt und warum dies am Ende des Tages (no pun intended!) doch etwas Positives ist.

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    Eine (ambitionierte) Übersetzung von Memento Mori

    Eine Übersetzung von Memento Mori von Latein ins Deutsch ist schwieriger, als es zwei Wörter alleine vermuten lassen. Die einfachste Übersetzung wäre vielleicht «Bedenke den Tod» oder «Bedenke die Sterblichkeit». In Englisch lässt sich oft «Remember that you die» finden. Also eher: «Bedenke, dass du sterben musst».

    Wer ein bisschen tiefer ins Latein eintaucht (Halt! Bitte nicht einschlafen!), findet andere Übersetzungen, die hierzu besser passen. Ein «Memento moriendum esse!» kommt der genannten Interpretation in Englisch wohl näher.

    Für OX & RE liegt hierin schon Potenzial für eine neue, positive Seite des Memento Mori. Über den Tod nachzudenken, ohne die eigene Sterblichkeit in den Vordergrund zu stellen, ist eher ein Nachdenken über Veränderung. Ja, ich sterbe. Aber alles um mich herum auch, Mensch, Tier und Pflanze. Euer Smartphone. Die Blätter der Bäume vor Eurem Fenster verrotten, bis im nächsten Frühjahr neue wachsen. Ohne Leben kein Sterben. Und alles in Veränderung.

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    Weshalb der Tod kein Ereignis ist

    OX & RE wissen: Niemand befasst sich gerne mit dem Tod. Familienmitglieder, Freunde und Haustiere sterben. Trauer zu tragen, ist das Natürlichste der Welt, auch wenn Stoiker eine eigene «Trauerkultur» haben. Dazu sicherlich später noch ein Artikel.

    Memento Mori heißt auch nicht: «Denkt an den Tod, geratet in Panik und weint viel.». Je nach Übersetzung in Deutsch, Englisch oder andere Sprachen geht ein wichtiger Aspekt schnell unter: Sterblichkeit ist nichts, was zum Ende des Lebens eintritt. Sie ist jetzt schon präsent.

    Für viele Menschen ist das Leben über die meiste Zeit hinweg keine Auseinandersetzung mit dem Tod. Über die Jahrzehnte wird man in wenigen Momenten radikal an ihn erinnert, beispielsweise durch das Versterben eines geliebten Menschen (oder Tieres). Die eigene Vergänglichkeit (und ein Nachdenken hierüber) ist etwas, das kurz vor dem Tod stattfindet.

    Der Tod ist aber kein Ereignis, dass am Ende des Lebens stattfindet. Das «Mori», die zu bedenkende Sterblichkeit, ist ein Zustand. OX & RE und Ihr alle da draußen seid sterblich, jetzt und hier. Morgen auch wieder. Vergänglichkeit ist ein Zustand, der in jeder Sekunde vorliegt und so langsam voranschreitet, dass man ihn im Alltag kaum bemerkt. «Memento Mori» heißt deshalb auch: Wieder und wieder über das Leben jetzt und hier nachdenken.

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    Memento Mori – eine Botschaft fürs Leben

    Regelmäßig über die Sterblichkeit von Euch und anderen nachzudenken, hat eine vertraute und eine neue Seite. Setzt Euch in Ruhe hin und führt Euch vor Augen: «Okay, ich bin sterblich, und die Menschen, die mir etwas bedeuten, sind es auch.». Das Ganze löst Gedanken und Gefühle aus. Die vertraute, alte Seite ist hierbei:

    «Der Moment kommt, wenn ich nicht mehr bin. Oder die Menschen, die ich liebe. Das macht mich traurig. Ich habe Angst davor.»

    Die neue Seite, auf die das Memento Mori abzielt, und die zu schnell vom genannten Gedanken überdeckt wird, ist:

    «Wie gehe ich eigentlich mit meinem Leben und dem meiner vertrauten Menschen um, wenn ich um ihre Sterblichkeit weiß? Wenn ich und alle um mich herum unsterblich wären, müssten wir anders miteinander umgehen, als wir es heute tun. Worin liegen die Unterschiede, wenn ich weiß, dass ich oder die geliebten Menschen um mich herum nicht mehr sind?»

    Antworten hierauf haben eine praktische und eine moralische Seite. Für die moralische Seiten eines der bekanntesten Zitate von Marc Aurel:

    Du könntest jetzt und hier aus dem Leben scheiden. Lass dies bestimmen, was du tust und sagst und denkst.

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 2.11

    Wie vieles in der stoischen Literatur lässt sich auch dies vielfältig interpretieren. Im Zitat steckt, nicht noch «zahlreiche Rechnungen offen zu haben». Mit einem guten Gewissen aus dem Leben zu gehen. Und zu wissen, dass die letzten Worte, die man heute zu einem Freund oder Fremden gesagt hat, wirklich die letzten gewesen sein könnten.

    Der praktische Aspekt des «Memento Mori» ist die berühmte Frage: «Was mache ich eigentlich aus meinem Leben?». Ja, viele Eurer Wünsche des Lebens bleiben unerfüllt. Ja, Ihr lebt vielleicht nicht den Traum von Reichtum, Berühmtheit, einer glücklichen Familie, whatever. Aber das beantwortet nicht die Frage, was Ihr aus Eurem Dasein macht. Tag für Tag!

    Auf das eigene Leben zu schauen und zu merken: «Ich verschwende viel Zeit. Alles läuft monoton ab. Da muss doch mehr sein. Wieso ist alles so beschissen?» ist genauso hart wie üblich. Das Memento Mori auf Deutsch regt deshalb wieder und wieder zur Reform des Lebens und eigener Sichtweisen an. Und dazu herauszufinden, ob die negativen Gefühle rundum den Tod ein Deckmantel für die negativen Gefühle rundum das eigene Leben sind.

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    Stoische Statements und sonstige Literatur

    Wer ein bisschen durch Literatur und Religion der letzten Jahrtausende stöbert, wird erkennen: Sterben und Vergänglichkeit sind durchgängig Thema. In der Kunst ist Vanitas und ihre Symbolik in der Antike über den Barock bis in die Neuzeit zu finden. Jedes Buch der großen Literatur und jeder legendäre Film funktionieren nur, weil sie (mindestens) einen von zwei Aspekten behandeln: Liebe und/oder Tod.

    Religion setzt häufiger den Fokus auf den moralischen Aspekt des «Memento Mori». Nach den Lehren der jeweiligen Religion gibt es ein Erleben in der Nachwelt, das sich durch richtiges Handeln im Diesseits positiv beeinflussen lässt. Man möge bedenken, wenn man jetzt und hier handelt, was dies für später bedeutet.

    Das Memento Mori funktioniert natürlich ohne Religion. Wenn Menschen heutzutage einer Religion angehören, ist dies kaum mehr die römische oder griechische Götterwelt aus den Zeiten der Stoiker. Es muss auch kein klassisches Jenseits auf den Sterblichen warten. Im frühen Buddhismus lässt sich mit dem «maranasati» ein gut passendes Gegenstück zum «memento mori» finden.

    Literatur und Kunst in Latein, Deutsch, Englisch oder Emojis gehen anders mit den Themen um. Zum Beispiel der griechische Dichter Horaz, der schon wenige Generationen vor den großen Stoikern ein Zitat prägte, das heute auf Millionen Postern und bestickten Handtüchern zu finden ist:

    Carpe diem – Nutze/pflücke den Tag!

    Horaz, Ode „An Leukonoë“

    Mit «Carpe diem» kann man Menschen hervorragend abholen. Mit «Memento Mori» nicht so einfach, weil zu dunkel und der Tod und überhaupt. Doch beide Leitmotive haben die gleichen Wurzeln. Der Unterschied liegt, wie so häufig im Stoizismus, in der Rationalität und Argumentation. Einfach gesagt:

    Wenn Ihr Euch fragt: «Carpe diem – warum eigentlich und warum gerade heute?», sagt der Stoiker, «Hallo? Weil es morgen vielleicht schon zu spät ist.». Und recht hat der Stoiker, der mit seiner Logik und Härte noch in Hunderten von Jahren das unschlagbare Partyanimal sein wird – Trauerfeiern inklusive.

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