Schlagwort: stoisch

  • Philosophie für den Morgen danach

    Philosophie für den Morgen danach

    Philosophie für den Morgen danach

    Was Stoizismus und Epikureismus unterscheidet und weshalb für viele Menschen Freude vor Vergnügen steht.

    OX & RE – das Logo zum Meditieren lernen, Stoizismus und Epikureismus

    There’s a party …

    Wir von OX & RE machen uns ja für eine Philosophie stark, die Euch durchs Leben bringen soll. Als innerer Leitfaden, moralische Instanz, whatever. Grundsätzlich spielt es für uns keine Rolle, welche Philosophie Ihr wählt. Wenn OX & RE mit Menschen über das Leben nach der Stoa, Marc Aurel & Co. sprechen und das Gegenüber hat sich ernsthaft mit einer eigenen Lebensphilosophie auseinandergesetzt, fällt schnell ein Name: Epikur!

    Es sei direkt gesagt: Wer eine Philosophie sucht, die «sexy» ist, ist beim Epikureismus bestens aufgehoben. Hier geht’s um Lust und Vergnügen, nicht um so knorrige Dinge wie dieses tugendhafte Leben, das ewige Memento Mori und so weiter. Und doch sind die Unterschiede zwischen Stoizismus und Epikureismus gar nicht soooo riesig.

    In diesem Artikel zeigen wir den wesentlichen Unterschied auf und geben Euch eine Wahl. Vielleicht gibt es irgendwo in den Tiefen des Internets einen Konkurrenten zu OX & RE, der eine Webseite mit «Extremsport, Epikureismus & Palaver» betreibt. Bitte melden, wir verlinken sofort!

    Disclaimer: Ähnlich wie Ihr Stoiker es von dieser Webseite kennt, werden auch Konzepte aus dem Epikureismus deutlich vereinfacht dargestellt. Für Vertiefungen ins Thema laden wir gerne zur weiterführenden Recherche ein.

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    Epikureismus – verdammt reizvoll und „reizvoll“

    Stoizismus und Epikureismus waren schon in der Antike zeitgleiche «Kontrahenten», wie andere philosophische Strömungen auch. Der Name Epikur ist allen Menschen bekannt, die einen groben Einblick ins Thema Philosophie gewonnen haben. Und hier fällt direkt auf: «Epikur» ist nicht «Stoa». Die Strömung ist also nach einer Person, nicht wie die Stoa nach einem Gebäude benannt. Hier mögen Kritiker sagen: Typisch Personenkult, typisch Epikureismus eben!

    Stoizismus und Epikureismus sind Geschwister im Geiste, aber auf keinen Fall im Körper. Verantwortung fürs eigene Handeln zu übernehmen und die Natur als Leitprinzip waren beiden gemeinsam. Doch Natur ist ein weit dehnbarer Begriff, wie die größten Unterschiede zwischen beiden Strömungen zeigen. In einem kompakten Absatz:

    Die Stoa erzählt vom tugendhaften Handeln. Stoiker streben danach, ihre Tugenden zu entwickeln und hieraus ihre Lebensqualität zu ziehen. Genüsse gibt es nicht im Übermaß, Selbstkontrolle und Vernunft sind wichtige Maßstäbe hierbei. Für Anhänger von Epikur sind Lust und Genuss wichtige Leitprinzipien. Das Leben ist eh zu kurz, um permanent an den Tod zu denken. Also: Boxen aufdrehen! Her mit dem Wein! Morgen ist es vielleicht schon zu spät!

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    Stoizismus als philosophischer Rollmops

    Als Anhänger der Stoa möchten OX & RE die Philosophie von Epikur nicht unnötig «dissen». Dafür sind die vielen weiteren Aspekte der Ethik und des Handelns beider Strömungen zu ähnlich. Bei Themen wie Lust, Glück und dem Umgang mit der Welt ist der Unterschied zwischen Stoa und Epikur jedoch zu krass, um einfach ignoriert zu werden.

    Wie also reagieren, wenn ein Mensch zurück in die Antike schaut und erkennt, dass der Stoiker im Vergleich zum Epikureer eher ein Sauertopf ist. Dass der Stoiker eine Philosophie für den Morgen danach vertritt, wenn die Vernunft wieder einsetzt und man zur Ausnüchterung zum Rollmops greifen will. Beide Strömungen streben nach Glück. Beide wünschen sich eine gehobene Lebensqualität. Und kein Stoiker kann abstreiten, dass die Welt für die eigene Person in x Jahren endet und man die Zeit bis dahin genießen sollte.

    Genuss und Lust als solche gehören auch zur Welt der Stoiker. Selbst Marc Aurel hatte eine zweistellige Anzahl an Kindern. Hier geht’s stärker um die Maßregelung, um einen vernünftigen Umgang mit Lust und einem Glück, das länger hält als das nächste Glas Sekt, das direkt wieder nachgefüllt werden muss.

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    Vergnügen oder Freude?

    Um Stoizismus und die Lehren von Epikur sinnvoll voneinander abzugrenzen, sind zwei Begriffe voneinander abzugrenzen, die im Alltag (gerade heutzutage) schnell verschwimmen: Vergnügen und Freude. Letztlich möchte jeder Mensch, ob in der Stoa oder in der Disko, in der Antike oder im 21. Jahrhundert, Glück im Leben verspüren. Themen wie Tod müssen deshalb nicht verdrängt werden, aber an sich wünscht sich wohl jeder eine positive Philosophie.

    Epikur zieht diese Positivität eher aus dem Vergnügen. Die «Lustmaximierung» als Prinzip würden wohl nur die wenigsten Epikureer abstreiten. Und die diskreten Ereignisse der Lust («suffe, poppe, Kaarde kloppe!») sorgen für das entsprechende Vergnügen.

    Für Stoiker ersetzt Freude das Vergnügen. Als eine Art von Grundzustand, der keinen Auslöser in der Welt benötigt, um aktiv zu werden. Die Freude kann aus Disziplin, aus Verzicht, aus Selbstkontrolle heraus entstehen – stets im Bewusstsein, es geschafft zu haben, die Vorsätze der eigenen Tugend zu erfüllen.

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    Endlich keine Schokolade mehr

    Kritiker mögen hier sagen: Alles schön und gut, aber alles Blödsinn! Ein Stück Schokolade gibt mir einen Dopamin-Kick und ich fühle mich gut. Wie soll ich denn ein Ersatzgefühl erzielen, das gleichwertig ist, nur durch den Verzicht auf Schokolade? Die Antwort ist: Selbst ausprobieren und an die Konsequenzen denken!

    Als Philosophie für den Morgen danach steht Stoizismus für das berühmte «Nie wieder Alkohol». (Oder besser: Ab und zu mal ein Gläschen, aber bewusst und in Maßen, ist schon erlaubt). Doch wie froh kann jemand sein, der abnehmen möchte und abends im Bett merkt: Hey, ich hab’s geschafft, heute hab ich der Versuchung widerstanden, mir das Snickers reinzuziehen?

    Wie gut ist das Gefühl, Wochen oder Monate später auf der Waage zu sehen, wie der Verzicht einen vorangebracht hat? Es ist eine Freude und eine Steigerung des Selbstwertes, die eben nicht mit dem Kick des Schokoriegels vergleichbar ist. Ist dies deshalb das bessere Ziel für die persönliche Glückseligkeit? Wir Stoiker würden sagen: Ja! Vielleicht seht Ihr es anders – umso besser. Denn Stoizismus und Epikureismus möchten Euch beide erstmal nur zum Denken anregen – in der Antike genauso wie heute.

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  • Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Praemeditatio Malorum – Schwarzmalen für Profis

    Wie stoisches Denken und der Worst Case zusammenhängen und weshalb man deshalb nicht die Welt durch die pechschwarze Brille sehen muss.

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    Wenn Stoizismus richtig unsexy wird

    Wenn Ihr die Artikel von OX & RE rundum die stoische Philosophie verfolgt, werdet Ihr nicht gerade in helle Begeisterung ausgebrochen sein. Was, ich soll mit dem Memento Mori permanent an den Tod denken? Und dann noch dieses Amor Fati mit der Liebe zum verdammten Schicksal? Wenn Ihr diese Dinge schon als schwierig empfindet, kommt jetzt die bittere Kirsche auf das stoische Sahnehäubchen: «Praemeditatio Malorum».

    Wer denkt schon gerne ans Schlimmste? Wer setzt sich schon gerne mit dem auseinander, was im Extremfall passiert? OX & RE geben zu: Wir selbst nicht! Trotzdem ist die PraeMal (ja, wir kürzen das lateinische Wortmonster hier mal inoffiziell ab) für Euer stoisches Denken unverzichtbar. Und OX & RE bieten Euch eine Variante an, die niemand sofort in tiefste Depression stürzen muss. Apropos:

    DISCLAIMER: In diesem Artikel geht es viel um die schlimmsten Dinge, die Menschen im Leben so widerfahren können. Es werden selten konkrete Dinge angesprochen, trotzdem gilt: Wer sich aktuell in einer schwierigen Lebensphase befindet und zum «Katastrophendenken» neigt, sollte diesen Artikel vielleicht meiden – oder testen, wie gut es mit der stoischen Gelassenheit und Haltung mittlerweile klappt.

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    Der Worst Case – Juhu?

    Ob Seneca, Marc Aurel oder die frühen Stoiker, überall findet Ihr einen Bezug auf die PraeMal. Ob psychologische Foren oder Erfolgsbücher rundum die stoische Philosophie – die Praemeditatio Malorum lässt sich überall als eine der wichtigsten Übungen für Euer stoisches Denken finden. Dabei ist sie für Menschen heute noch weniger intuitiv als das Memento Mori.

    Wörtlich übersetzt heißt der lateinische Begriff so viel wie «Meditieren im Vorfeld über das Schlimmste». Das Ganze hat also weniger mit der klassischen Meditation zu tun, die Leser von OX & RE aus anderen Artikeln kennt. Platt gesagt: Ihr nehmt Euch Zeit, Euch mit einer Situation intensiv auseinanderzusetzen und Euch vorzustellen, was das Schlimmste ist, das passieren kann.

    Ganz so extrem wie zu den Zeiten von Seneca und den alten Stoikern sind die Konsequenzen zum Glück nicht mehr:

    «Lass sie vor Deinem inneren Auge erscheinen: Exil, Folter, Krieg, Schiffsbruch. Alle Konditionen unseres menschlichen Schicksals solltest Du vor Augen haben.»

    (Seneca, Übersetzung von OX & RE)

    Trotzdem: Warum sollte man sich Zeit und Ruhe gönnen, ernsthaft darüber nachzudenken, wie man sein gesamtes Vermögen, seine körperliche Gesundheit, seine Familie, seinen Ruf oder direkt alles zusammen verliert? Will die stoische Philosophie Euch in die Depression treiben oder zum Schwarzseher erziehen?

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    Was Angst auslöst und Angst lindert

    Ja, es gibt Menschen, die stehen nach wenigen Sekunden voller negativer Gedanken vor einer Panikattacke. Stress und psychische Überlastung des Lebens sorgen dafür, dass die PraeMal gar nicht vernünftig anwendbar ist. Und in solchen Situationen raten OX & RE natürlich davon ab, diesen Teil der stoischen Philosophie für sich zu entdecken. Tatsächlich kann hier die klassische Meditation (oder, falls nötig, auch ein therapeutischer Ansatz), einen neuen Umfang mit dem Leben und den Menschen ankurbeln.

    In allen anderen Fällen gilt: Ab einem gewissen Punkt schaffen es treue Leser von OX & RE sicherlich, Emotionen und Gedanken von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Genau dies ist eines der Herzstücke meditativer Übungen: Nicht dem Geschnatter zu glauben, das der Kopf permanent fabriziert, sondern mit Ruhe und Gelassenheit die Emotionen im Zaum zu halten.

    Trotzdem gilt: Plötzlich auf ein leeres Konto zu schauen oder sich vorstellen zu müssen, wie man alleine ohne Partner oder Familie leben muss, löst Sorgen und Ängste aus. Völlig zurecht, völlig natürlich. Und sorgt schnell dafür, dass eine komplette Überforderung und größeres Leiden eintritt, als es vielleicht sein müsste. Die PraeMal wirkt deshalb zunächst einmal als Puffer. Was in Ruhe gedanklich durchgespielt wurde (eventuell mit Schlachtplan für eine gute Reaktion), lässt sich dann anwenden, wenn Stress, Panik und Lebensschicksal die Entwicklung kluger Schlachtpläne einfach nicht möglich machen.

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    Das Mindset des abstoßenden Magneten

    Die Philosophen der Stoa haben mit der PraeMal noch ein anderes Ziel vor Augen. Hierbei ist immer zu bedenken, was stoisches Denken mit Euch machen möchte. Ihr sollt ein tugendhaftes Leben führen. Durchdacht handeln und bewusst mit den Menschen und der Welt umgehen. Eine Haltung voller Mut und Handlungsfähigkeit annehmen, bei denen Ihr eben nicht unter Euren Ängsten und Sorgen zerbrecht.

    In diesem Sinne möchte Euch die PraeMal vor Augen führen, was Ihr nicht wollt. Die Angst hiervor, die Sorge hierum, soll als Motivator dienen. Wie beim Minuspol eines Magneten, der sich nicht vom positiven Pol anziehen, sondern dem negativen Pol eines anderen abstoßen lässt.

    Diese Haltung ist im Leben heute ernsthaft ein Problem und ist in unserer Zeit schwierig umsetzbar. Hierzu ein simples Beispiel: Ihr möchtet auf Chips und Schokolade verzichten, damit Ihr nicht weiter zunehmt. Was ist der bessere Motivator hierfür:

    1. Die Vorstellung einer schlanken Figur, die man noch in 20 Jahren aufgrund dieses Verzichts hat.
    2. Die Vorstellung, in 20 Jahren als Fettklops mit 60 zusätzlichen Kilos auf der Couch zu vegetieren.

    Natürlich wünschen wir uns alle Punkt 1. Deutlich härter, direkter (und letztlich auch realistischer) ist jedoch Punkt 2. Und genau hier setzt der Mut an, den Stoiker von Euch erwarten. Zu akzeptieren, dass Punkt 2 realistisch droht. Und etwas ist, vor dem Ihr Angst habt oder um das Ihr Euch Sorgen macht. Ja, es ist schöner, zu etwas Positivem hin-, statt von etwas Negativem wegzulaufen. Wer (aus eigener Erfahrung weiß), wie tief und nachhaltig der Eindruck negativer Gedanken auf die menschliche Psyche (im Vergleich zu positiven) ist, wird die Haltung von Punkt 2 vielleicht eher annehmen können.

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    Der OX & RE Rettungsanker: Alleine der harte Boden

    Keine Sorge: Viele angehende Stoiker tun sich mit der PraeMal schwer. Es ist nicht einfach, die stoische Gelassenheit und stoisches Denken aufrechtzuerhalten, wenn ernsthafte Veränderungen der Welt auf einen einströmen. Und Ihr alle wisst, wie schwer sich Verlust, Sorgen und Ängste anfühlen – keine Philosophie, kein stoisches Denken kann vor solchen Emotionen schützen.

    Wie dennoch die PraeMal sinnvoll anwenden? OX & RE haben für sich eine Variante gefunden, diese Facette der stoischen Philosophie sinnvoll in Alltag und Leben einzubinden. Und so oft hier im Umfeld der Stoa hört, dass das Hindernis oder der Weg das Ziel ist, fokussieren wir ausnahmslos wirklich auf das Ziel. Also: Die Endsituation.

    Jedes Elend, jedes Leid, jede Veränderung hat zwei Phasen. Die erste Phase ist der Weg dorthin, bis der finale Zustand eintritt. Die zweite Phase ist dieser finale Zustand – das ungewollte «Elend», das vorherrscht. Bei der PraeMal geht es für OX & RE nicht um die erste Phase. Ihr sollt nicht Tausende Tode sterben, auf dem Weg zu Eurem finanziellen Ruin oder den langen Monaten, die Ihr einen sterbenden Verwandten begleitet.

    Die PraeMal setzt in der zweiten Phase an. Dann, wenn ein neuer Zustand eingetreten ist, der (vorerst) bleibt. Wie lebt es sich in diesem Zustand, wenn das ganze vorherige Drama vorbei ist?

    Seneca war für die damalige Zeit ein reicher Mann. Trotzdem schlief er überliefert immer wieder auf dem harten Fußboden. Um sich vor Augen zu führen, wie es wäre, wenn er all seine Reichtümer inklusive des weichen Bettes nicht mehr besäße. Er sinnierte nicht über Tausende von Wegen, wie er seinen Luxus verlieren könnte. Er begab sich alleine in den Zustand der zweiten Phase. Als echtes Erleben, mit allen Emotionen. Und genau diesen harten Boden dürft Ihr für Euer stoisches Denken gerne zwischendurch mal spüren – ohne das ganze vorherige Drama, Baby!

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  • Gleichmütig sein: Wenn alles (eben nicht) egal ist!

    Gleichmütig sein: Wenn alles (eben nicht) egal ist!

    Gleichmütig sein: Wenn alles (eben nicht) egal ist!

    Warum gleichmütig sein nicht dasselbe wie Gleichgültigkeit ist und dem Stoiker zu mehr Ruhe und Gelassenheit verhilft.

    Gleichmütig sein und die Ruhe finden, diese Steine zu stapeln.
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    Der Stoiker, die olle Kuh

    Beim einleitenden Artikel «Stoizismus – wofür brauche ich das?» haben OX & RE ja die Kuh im Regenschauer als Klischee erwähnt. Und dieses Klischee gehört zu den vielen kleinen Nuancen, weshalb «stoisch» eher negativ behaftet ist und mit «eiskalt» oder «emotionslos» gleichgesetzt wird. Da steht also die Durchschnittskuh ganz gelassen auf der Weide, es regnet in Strömen, und ihr ist es «egal».

    Für OX & RE war es immer ein Rätsel, warum es der Kuh (und somit dem Stoiker) als negativ angekreidet wird, nicht zu reagieren. Entweder, die Kuh ist zu dumm zu merken, dass es regnet. Das dürftet Ihr ausschließen, wenn es bei der Bedeutung dieses Vergleichs um eine jahrtausendealte Philosophie geht. Oder es wird erwartet, dass die Kuh nicht ungerührt dasteht, sondern stattdessen wutentbrannt, genervt, verärgert, gestresst oder ähnlich reagiert. Als wäre dies die Idealvorstellung, wie wir alle durch unser Leben gehen sollten. Glücklich sein sieht anders aus, unabhängig von der Wetterlage.

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    Am Allerwertesten vorbei

    Warum also die negative Kuh? Weil es wie bei «stoisch» und «störrisch» ähnlich klingende Worte auf Deutsch gibt, die keine Synonyme sind und trotzdem gerne als solche genutzt werden. Im Falle von «gleichmütig» gilt dies für das Wort «gleichgültig». Beide haben eine völlig unterschiedliche Bedeutung, diese stellen OX & RE unten anhand von Beispielen noch besser dar.

    Wenn Ihr die beiden Wörter und ihre Bedeutung nicht trennt, könntet Ihr tatsächlich annehmen, dem Stoiker geht alles am Allerwertesten vorbei. Gleichmütigkeit wäre dann ein völliges «egal sein», und dies wäre fast schon stumpfsinnig. Wem alles egal ist, der dürfte weder mitbekommen noch sich dafür interessieren, was mit ihm/ihr und der Welt passiert.

    Ruhig und gelassen zu reagieren, kann aus verschiedenen Gründen passieren. Stellt Euch vor, Ihr seid mit dem Auto unterwegs und ein Geisterfahrer kommt auf Euch zu. In letzter Sekunde schaffen es beide Fahrzeuge, sich auszuweichen. Wer hiernach seinen Puls nicht etwas höher schlagen spürt, ist entweder wirklich gelassen und ungerührt unterwegs, oder hat die ganze Zeit über auf dem Rücksitz geschlafen. Das «fehlende Mitbekommen» ist also nicht mit Gleichmut zu verwechseln. Wer null Reize von außen spürt, der erlebt auch nichts, was die innere Ruhe aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Wesen dieser Art mit keinerlei Reaktion auf Reize von außen bezeichnet man landläufig gerne als «tot».

    Genauso gilt: Wenn einer Person alles egal ist und sie deshalb nicht auf Welt und Leben schaut, wird sie ihre Ruhe nicht aus «Gründen der Tugend» erlangt haben. Genau das liegt aber dem Stoiker am Herzen, wie Ihr mittlerweile wisst.

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    Probiert’s mal mit Gemütlichkeit (statt Geltung)

    Um «gleichmütig sein» und «etwas ist gleichgültig» voneinander abzugrenzen, schauen OX & RE mal auf die Sprache. Woher stammt die Bedeutung der beiden Begriffe auf Deutsch und warum sind es deshalb keine Synonyme?

    Der Begriff «gleichgültig» leitet sich durch Wörter wie «gültig» oder «Geltung» her. Etwas hat für Euch die gleiche Gültigkeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Uhr zeigt zwei oder drei, draußen regnet’s oder schneit’s – es ist Euch egal. Für Eure innere Einstellung macht die Gültigkeit eines dieser beiden Ereignisse keinen Unterschied.

    Der Begriff «gleichmütig» kommt weniger von «Mut», auch wenn manche Stoiker dies sicher gerne hätten. Die Bedeutung liegt näher bei «Gemüt», was auf Deutsch ein sonderbares Wort ist. Gemüt ist irgendwas im Inneren und dabei eher ruhig oder ungerührt als aufgeregt. Ihr kennt schließlich auch den «Gemütsmensch». (Hier sagt der Duden, es wäre ein gutmütiger, aber «etwas langsamer»Mensch – kurios.)

    Und dann gibt’s noch die Gemütlichkeit. Das ist dieses Ding mit der Tasse Tee, Buch und Wolldecke, oder alternativ irgendwas mit tanzenden Bären. Eine gemütliche Stimmung ist tatsächlich eine Stimmung, in der es eher ruhig und gelassen zugeht, in der niemand spontan auf Unerwartetes reagieren muss. Eine innere Ruhe, die authentisch ist und nicht so einfach umgestoßen werden kann. Denkt bei «gleichmütig» und «stoisch» also ab sofort an Tee und Wolldecke, schon hat der Stoizismus an Sympathie gewonnen.

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    Tor für die Bayern (90.+3)

    Wie Gleichmut konkret aussieht und wie ihr gleichmütig sein in Euer Leben integrieren könnt, zeigen Euch OX & RE anhand von einigen Beispielen. Damit es mit dem Gleichmut nicht zu abstrakt bleibt, liefert unsere Seite mal ganz klare und lebhafte Beispiele:

    1. Wenn Borussia Dortmund gegen Bayern München spielt, ist OX & RE das Ergebnis nicht gleichgültig. Da OX & RE im Westen der Republik zu Hause sind, könnt Ihr Euch die Vorlieben denken. Aber: Sollte wie üblich das Tor für die Bayern in der Nachspielzeit fallen, ist Gleichmut gefragt. Die Niederlage des BVB ist kein Grund für Ärger, Aufregung, Wut oder ähnliches. Gleichmütig zu reagieren heißt nicht, eine Vorliebe für einen bestimmten Gewinner zu entwickeln.
    2. OX & RE ist es nicht gleichgültig, ob im Hochsommer 35 °C herrschen und ein Außentermin wahrgenommen werden muss. Lieber darf es gemäßigt bis eiskalt sein, eine absolute Vorliebe. Und dennoch: Gelassen, ruhig und gleichmütig zu bleiben, ist der richtige Vorsatz. Wut und Ärger bringen einen hier schließlich noch zusätzlich ins Schwitzen.
    3. Für OX & RE ist es nicht egal, ob das Finanzamt etwas nachfordert oder es eine Rückzahlung gibt. Es geht schließlich um bares Geld, um damit müssen wir alle unser Leben gestalten. In beiden Fällen gilt es jedoch, gefasst und ruhig zu reagieren. Wenn alles rechnerisch stimmt: Okay, gleichmütig zahlen (oder sich über den Geldeingang freuen). Wenn Fehler passiert sind: Nachbessern und stoisch gefasst das Ganze angehen. Schließlich sind überall auch nur Menschen am Werk, die Fehler machen (oder eben nicht).
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    Noch eine Facette des «Dicho-Dings»

    Kenner der Szene (und dieser Seite) haben es bei den Beispielen vielleicht gemerkt: Vieles beim Thema Gleichmut hat mit der Dichotomie der Kontrolle zu tun. Diese hat Euch OX & RE in einem anderen Artikel ja schon näher gebracht, wobei Gleichmütigkeit tatsächlich eine direkte Folge ist. Hier deshalb in Kurzform:

    Ob Wetter oder Fußballergebnis – was ich in meinem Leben und durch mein Handeln nicht selbst beeinflussen kann, verdient keine negative Emotion. Gleichmütigkeit zu zeigen, die Ruhe zu bewahren, gleichmütig zu sein, ist hier der einzige Weg. Ja, jeder Stoiker hat Vorlieben. Und Gleichmut ist der einzig sinnvolle Weg, um mit der Situation umzugehen, wenn die persönliche Vorliebe nicht eintritt.

    Gleichmütig dürft Ihr natürlich auch für Dinge sein, die Ihr beeinflussen könnt. Hier ist Gleichmütigkeit vielleicht sogar noch schwieriger. Ihr könnt bestimmte Dinge in Eurem Leben beeinflussen, und trotzdem gehen sie nicht so aus, wie von Eurer Seite gewünscht. Gleichmütig sein ist durch die enge persönliche Bindung zu Ereignis oder Person komplizierter. Aber erneut der einzige Weg, um gefasst und glücklich durchs Leben zu gehen und nicht durch fehlenden Gleichmut unbedacht zu reagieren – manchmal mit fatalen Folgen.

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    Immer locker bleiben …

    Ihr alle kennt die Menschen, die wenig gelassen und ruhig durch die Welt gehen. Die mit der extrem kurzen Zündschnur. Und ja, hier mag man sich Gleichmütigkeit wünschen (und für Euch selbst auch etwas Gleichgültigkeit, was die Anfälle solcher Choleriker angeht).

    Doch wie so oft fällt der Blick mühelos auf das Extrem des anderen, wobei die eigene Person das gleiche Defizit in abgemilderter Form aufweist. Deshalb gilt: Gleichmütig sein lässt sich trainieren, egal wie gelassen und souverän Ihr seid. Rund um die Uhr, an jedem Tag Eures Lebens.

    Und wenn andere um Euch herum die Synonyme nicht verstanden haben und Euch vorwerfen, dass Ihr eiskalt, berechnend und emotionslos reagiert? Dann habt Ihr am Ende dieses Artikels vielleicht erkannt, wie Ihr hierauf innerlich reagieren könnt.

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  • Amor Fati – am Pokertisch des Lebens

    Amor Fati – am Pokertisch des Lebens

    Amor Fati – am Pokertisch des Lebens

    Warum die Bedeutung von Amor Fati so gegen die Intuition geht und Ihr dennoch das Schicksal wie jede neue Hand am Pokertisch lieben solltet.

    Liebe zum Schicksal, am leichtesten mit einem Royal Flush möglich.
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    All-in mit Friedrich Nietzsche

    Wie einige Leser von OX & RE längst erkannt haben – der Ausdruck «Amor Fati» geht nur indirekt auf die Stoiker zurück. Am ehesten wird er Friedrich Nietzsche zugeschrieben, wobei seine Philosophie dem Stoizismus in vielen Aspekten nicht fern ist. Die klassischen Stoiker würden sich gegen seinen Nihilismus stellen, aber darum geht’s hier ja nicht. Deshalb: Chips auf den Tisch! Poker!

    «Amor Fati» bedeutet wörtlich «Liebe das Schicksal!». Und wer schon seine Schwierigkeiten mit dem Memento Mori hat, wird hier erst recht stolpern. Wie soll man etwas lieben, das man meist kaum akzeptieren kann? In diesem Artikel von OX & RE geht’s weniger um Wissenschaft und Philosophie, sondern ums Leben als Pokertisch. Denn genau hier könnt Ihr Einblicke gewinnen, was Schicksal eigentlich heißt und Euren Weg als Mensch prägt.

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    Der kuschelweiche Schlag des Schicksals

    Ob zu Nietzsches Zeiten oder heute – dass sich Menschen mit «Amor Fati» schwertun, hat einen Hauptgrund. Und dieser wohnt in einem riesigen Missverständnis! Eine typische Reaktion der Menschen ist: «Ich kann das Schicksal nicht lieben, es ist ja oft kaum zu ertragen. Krankheit, Tod, Unfälle etc., ein Schicksalsschlag verändert mein Leben und stellt eine extreme Belastung dar. Hierfür soll ich Liebe übrig haben?»

    Der Denkfehler (und hier steckt fast noch mehr Nihilismus als bei Nietzsche drin): Alleine negative Dinge werden als «Schicksal(sschlag)» angesehen. Positive Dinge, die Euch als Mensch im Leben widerfahren, werden gerne als «Lohn harter Arbeit» oder «Können» oder «DAS habe ich mir ja wohl verdient!» abgetan.

    Ihr bekommt die neue Stelle und setzt Euch gegen 50 Bewerber durch. Ihr feiert einen Lottogewinn. Oder Ihr findet die große Liebe. Herzlichen Glückwunsch! Bei vielen dieser schönen Dinge habt Ihr genauso wenig einen aktiven Beitrag leisten können wie bei den negativen Dingen, die Euer Leben kreuzen. Ob Zufall, Glück, Können oder andere Begriffe – in all diesem Erlebten steckt auch der (kuschelweiche, positive) Schlag des Schicksals.

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    Jetzt aber: Die Einsätze bitte!

    Habt Ihr schonmal Poker gespielt? Vielleicht online oder in einer der großen Spielbanken in Hamburg oder Berlin? Wenn Ihr Euch an den Spieltisch setzt, habt Ihr Runde für Runde keine Ahnung, ob Ihr ein Ass-Pärchen oder 2/7 zugeteilt bekommt. Das ist Zufall – ein Begriff, der eng mit Schicksal zusammenhängen scheint, dazu kommt dieser Artikel von OX & RE noch.

    Egal, wie Ihr Euch als Pokerspieler vorbereitet (und hier gibt’s genügend Wissenschaft und Psychologie und Statistik etc.) – Ihr habt keine Ahnung, welche Karten Ihr erhaltet. Ihr könntet dreimal hintereinander das Ass-Pärchen erhalten. Oder permanent die grausamsten Karten der Welt.

    Das Verrückte zudem: Ihr könnt mit Eurem Ass-Pärchen gegen jedes andere Blatt verlieren. Oder mit Eurer 2/7 gegen jedes andere Blatt gewinnen. Und genau hierin liegt der Reiz und der Wahnsinn des Poker: Die nächste Karte auf dem Spieltisch kann alles auf den Kopf stellen. Und genau DAS gehört zum Spiel und ist dessen Faszination.

    «Amor Fati» und seine Bedeutung für Pokerspieler muss deshalb sowas heißen wie: «Liebe das Spiel»! Mit all seinen Wandlungen und unvorhersehbaren Momenten. Man hofft zu gewinnen, man wird regelmäßig verlieren, und am Ende des Tages könnt Ihr immer noch sagen: «Mensch, was ein geiles Spiel».

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    Das gleiche Schicksal? Welch ein Zufall!

    Ob Stoiker, Nietzsche oder andere Philosophen – die Einschätzung, was Schicksal und was Zufall ist, ist nicht immer einfach. Manche Menschen zweifeln den Zufall an, alles ist vorherbestimmt. Andere sehen im Schicksal die Fügung und Vorhersehung, die beispielsweise ein Gott für Euch als Menschen hat. In diesem Artikel von OX & RE soll keine dieser Sichtweisen aufgegriffen werden, schließlich geht’s um Euch und den sanften Einstieg in den modernen Stoizismus.

    Gute Pokerspieler lieben schlechte Pokerspieler am Tisch. Sie treffen falsche Entscheidungen, verraten sich durch Kleinigkeiten und neigen zu einem völlig unüberlegten Verhalten. Wer seine Mitspieler richtig «liest», wird diesen schnell das Geld aus den Taschen ziehen.

    Anders gesagt: Gute Spieler haben ziemlich schnell Wissen über schlechte Spieler. Und schlechte Spieler merken dies nicht, weil Ihnen die Erfahrung fehlt. Sie verlieren selbst mit den besten Karten, da erfahrene Spieler mit ihrer Analyse und ihrem Wissen rechtzeitig ausgestiegen sind.

    Steht der schlechte Spieler pleite vom Tisch auf, wird geflucht. Die Welt hat sich gegen einen verschworen! Oder vielleicht sogar Betrug? Schlechtes Karma! Immer das gleiche, böse Schicksal! Und der gute Spieler lacht sich ins Fäustchen. Aus einem einfachen Grund, den wir alle so gerne übersehen: Was WIR als Schicksal empfinden, kann für andere knallhartes Wissen und Kalkül sein. Nicht zufällig oder schicksalshaft erreichen die besten Verkäufer die besten Verkaufszahlen. Nicht zufällig oder schicksalshaft kann Euer Mentalist Euer Geburtsdatum erraten. Nur für EUCH fühlt es sich übersinnlich an – Euer Gegenüber weiß da mehr.

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    Die Zufallsstatistiken der Raucher und Raser

    Noch ein weiteres Beispiel: Mit Sicherheit habt Ihr in Eurem Leben auch diesen speziellen Menschen, der jedes Mal bei Erdbeerorange noch über die Ampel rast. Oder der seit Jahrzehnten raucht. Plötzlich passiert es: ein schwerer Autounfall! Oder eine schwere Lungenkrankheit! Mit Sicherheit wird sich der Raser tierisch aufregen über die Ungerechtigkeit des Lebens. «So viele Deppen sind auf der Straße unterwegs, warum passiert ausgerechnet mir etwas?». Ein Schicksalsschlag eben.

    Und genau hier braucht Ihr weder eine große Philosophie noch viel Wissenschaft, um Euch zu denken: «Najaaa, völlig zufällig ist das jetzt auch nicht. So wie Du die ganzen Jahre fährst – es hätte locker schon früher passieren können.». Und wieder gilt: Die Welt und die Menschen um einen herum haben eine objektivere Einschätzung als man selbst. Was sich tief im Inneren als Zufall oder Schicksalsschlag anfühlt, kommt für andere nicht überraschend.

    «Amor Fati» und seine Bedeutung sollen deshalb nicht sein: «Liebe, dass Dir etwas Schlimmes passieren kann und Du zu doof bist, dies rechtzeitig zu erkennen.». Amor Fati im Sinne des Stoizismus heißt zu erkennen und zu akzeptieren, dass gute und schlechte Dinge passieren können. Und wir alle Wissen erlangen können, um hinter die Fassade des Schicksals zu schauen und mehr über uns und die Irrungen und Wirrungen in unserem Leben zu erfahren. Und mit diesem Wissen wird langsam klar, was vorher schicksalshaft war. So drückt Amor Fati die Begeisterung fürs Leben aus – nicht obwohl, sondern gerade weil Ihr nicht wissen könnt, ob Euch morgen das Ass-Pärchen oder die 2/7 erwartet.

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    Amor Fati – das Blatt in die Hand nehmen

    Wozu dieser Artikel genauso wie Friedrich Nietzsche und der klassische Stoizismus Euch motivieren möchten: Es gibt Unterschiede zwischen Zufällen und Schicksalen. Und hier geht es nicht um göttliche Fügung und ähnliches. Erneut hilft der Pokertisch weiter:

    Welche Karten Ihr Runde für Runde bekommt, ist Zufall. Genauso wie die Lottozahlen nächsten Samstag. Aber der Ausgang der Runde ist nicht Zufall. Ihr könnt – und was könnte besser zu Karten beim Poker passen – Euer Schicksal in die Hand nehmen. Buch für Buch zum Thema Wahrscheinlichkeiten wälzen. Eure Gegner beobachten und Ihr Verhalten analysieren. Euer Bestes für den Erfolg am Spieltisch geben. Und hierdurch etwas kontrollieren, was für andere gottgegeben oder zufällig wirkt. Und: Am Ende des Tages doch noch mit einem Ass-Pärchen verlieren. Aber hey, Amor Fati!

    Ihr könnt die Liebe zum Leben als ganz eigene Wissenschaft etablieren. Und das, was für andere am Pokertisch des Lebens wie Zufall oder Schicksalsschläge wirkt, zu Eurem fundierten Wissen und Eurer Philosophie machen. Immer mit dem grandiosen Gefühl, selbst immer noch für zahllose Dinge blind zu sein, die zufällig oder schicksalshaft wirken.

    Wenn Ihr Amor Fati die Bedeutung gebt, Freude am Leben trotz oder gerade wegen seiner Unvorhersehbarkeiten zu erfahren und Euch dem mutig zu stellen, geht Ihr einen sinnerfüllten, stoischen Weg. Und Nietzsches Nihilismus steht nach einem fatalen All-in vom Tisch auf. In diesem Sinne: Amor Fati!

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  • Stoisch? Störrisch? Stur? – Was heißt stoisch sein?

    Stoisch? Störrisch? Stur? – Was heißt stoisch sein?

    Stoisch? Störrisch? Stur? – Was heißt es, stoisch zu sein?

    Warum Stoiker mit manchem Vorurteil zu kämpfen haben und weshalb stoisch sein trotzdem eine positive Eigenschaft ist.

    Dieser putzige Esel ist gar nicht so störrisch, wie die meisten Stoiker auch.
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    Stoiker, diese ollen Esel!

    Wenn OX & RE im Alltag andeuten, man befasse sich intensiv mit der stoischen Philosophie, gibt es zwei typische Reaktionen. Die erste: «Was ist denn das?». Die zweite: große Skepsis! Stoische Menschen, sind das nicht diese emotionslosen Sturköpfe, die sich von nichts beeinflussen lassen? Und da «stoisch» ein wenig so klingt wie «störrisch» oder «stur», ist man schnell der olle Esel.

    Was vor über zwei Jahrtausenden in der Stoa gelehrt und in Rom weiterentwickelt wurde, hat wenig mit dem sturen Lastentier zu tun. Die stoische Philosophie und ihre Tugenden braucht allerdings manchmal einen zweiten, genaueren Blick. Eine Philosophie sollte schließlich dem Leben und Handeln in der Welt dienen, nicht einfach nur zum Herumeseln einladen.

    In diesem Artikel zeigen Euch OX & RE ein paar Einstellungen und Werte, die zum stoisch sein dazugehören. Der Fokus liegt auf Eigenschaften, die gerne falsch interpretiert werden und so nicht von Seneca, Marc Aurel oder den frühen Philosophen der Stoa gemeint waren. Viele dieser Werte, die die stoische Philosophie prägen, sind heute wichtiger denn je.

    Wie immer bei OX & RE gilt auch hier: Manches in diesem Artikel wird etwas vereinfacht, um einen grundlegenden Einblick ins stoische Denken zu ermöglichen. Für die detaillierte Seite gibt’s heute und in Zukunft weitere Artikel bei OX & RE – und gute Bücher und Webseiten.

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    1. Stoiker sind diese extremen Sturköpfe!

    Der Mythos: Mit einem Stoiker muss man gar nicht erst diskutieren. Hat er erst einmal seine Meinung, schaltet er auf stur und geht auf keine anderen Gedanken und Dinge mehr ein. Er sieht die Welt durch seine ganz eigene Brille, andere Meinungen und Sichtweisen werden konsequent abgeblockt.

    Die Wahrheit: Ein Stoiker setzt sich viel mit dem Leben auseinander. Und – wie bei jeder Philosophie oder Religion – hat er seine Grundwerte. Tatsächlich setzt die stoische Philosophie eine vernünftige und durchdachte Herangehensweise voraus – was der Stoiker an Klarheit für sich gewonnen hat, wird er nicht ohne Weiteres aufgeben. Im Streben nach Wissen ist er jedoch für jeden Input von außen froh.

    OX & RE sagen: Als Stoiker ist man weniger anfällig für die Meinungsmache in Social-Media oder das Getratsche in der Kaffeepause im Büro. Man bietet den Mitmenschen um sich herum eine Verlässlichkeit in Worten und Taten – und das ist eher eine Stärke.

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    2. Stoiker trainieren sich alle Emotionen ab!

    Der Mythos: Die stoische Philosophie lehrt seinen Anhängern, sich Emotionen aller Art abzutrainieren. Das Ziel ist, zu einem völlig logischen und rationalen Wesen zu werden. Man behält in jeder Situation die Ruhe, steht über den Dingen und nimmt selbst die schönsten Momente des Lebens mit einem unbeteiligten Lächeln wahr.

    Die Wahrheit: Die stoische Philosophie befasst sich mit emotionaler Regulation. Genauso, wie sich ein Wasserhahn mit der Regulation von kaltem und warmem Wasser befasst. Die Aufgabe des Hahns ist nicht, das Wasser dauerhaft abzustellen. Sondern passend zur Situation zu dosieren. Zum Beispiel so, dass man sich nicht verbrennt und Opfer seiner «heißen Emotionen» wird. Für Gefühle heißt dies konkret: Negative so gut es geht herunterfahren, positive so gut es geht intensivieren.

    OX & RE sagen: Das Gegenteil zur stoischen Einstellung ist nicht, gefühlvoll zu sein. Das Gegenteil ist, permanent von der eigenen Gefühlswelt hin- und hergerissen zu werden, wie es viele Menschen sind und sich im Nachhinein selbst hierüber ärgern. Emotionale Kontrolle macht sich gerade in Stress- und Notsituationen bezahlt. Um einen kühlen Kopf zu bewahren und «das Richtige» zu tun, während die Welt um einen durchdreht – und das ist eher eine Stärke.

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    3. Stoikern ist das Elend in der Welt egal!

    Der Mythos: Der Stoiker hat eine extreme Gleichgültigkeit gegenüber der Welt. Ob großer, politischer Konflikt oder Streit vor der eigenen Haustür – stoisch zu sein heißt, sich rauszuhalten. Wenn morgen die Welt untergeht, man behält trotzdem seine Ruhe und würde es einfach geschehen lassen.

    Die Wahrheit: Ob damals in der Stoa oder heute, Stoizismus ist eine praktische Philosophie. Eine Philosophie, die das Leben, die Menschen und die gesamte Welt beeinflussen soll. Dazu gehört auch die Erkenntnis, was sich individuell beeinflussen lässt und was Zeit und Aufwand wert ist. Ist dies nicht der Fall, gibt es mit Sicherheit wertvolle Dinge, mit denen ein Mensch mit stoischer Haltung seinem Umfeld helfen kann.

    OX & RE sagen: Die stoische Lebensweise ist zum Teil von der Auseinandersetzung mit unseren Mitmenschen und dem «großen Ganzen» geprägt. In Zeiten von digitaler Informationsflut und Freizeitstress ist es wichtiger denn je, klar zu filtern, womit man sich befassen sollte und womit nicht. Hier geben Seneca, Marc Aurel & Co. den besten Rat: Befasst Euch mit dem, was Ihr beeinflussen könnt und lasst Euch nicht durch das andere stressen und ausbremsen – und das ist eher eine Stärke.

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    4. Stoiker haben diese sonderbare Todessehnsucht!

    Der Mythos: Als Stoiker befasst man sich die meiste Zeit mit dem Tod und der eigenen Sterblichkeit. Keine Tätigkeit in Leben und Alltag wird erlebt, ohne dabei die Vergänglichkeit vor Augen zu haben oder zu denken, das hier könnte «das letzte Mal» sein.

    Die Wahrheit: Die Auseinandersetzung mit dem Tod prägt die stoischen Gedanken seit Anbeginn der Stoa. Allerdings hatten weder Seneca noch Epiktet oder Marc Aurel Todessehnsucht. Vielmehr geht es darum, die Dinge im Leben aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, ohne ihre Vergänglichkeit außer Acht zu lassen.

    OX & RE sagen: Über Dinge wie den Tod nachzudenken, erfüllt keinen Selbstzweck. Seit den Anfängen der Stoa steht stärker im Fokus, die Zeit des Lebens zu nutzen und das Vergehen allen Lebens als Motivation hierfür zu sehen. Die Endlichkeit der Menschen und Dinge vor Augen, entsteht wie bei einer guten Meditation ein größeres Bewusstsein für den Moment – und das ist eher eine Stärke.

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    5. Stoikern sind ihre Mitmenschen völlig egal!

    Der Mythos: Stoiker machen sich keine Gedanken um Ihre Mitmenschen. Sie ziehen sich lieber in Ruhe mit einem guten Buch zurück, so kann man schließlich das Wissen erweitern und muss sich nicht mit zwischenmenschlichem Geplänkel aufhalten. Emotionale Konflikte und alles, was das menschliche Miteinander ausmacht, werden bewusst aus dem Leben ausgeklammert.

    Die Wahrheit: Stoisch zu leben heißt, sich mit anderen Menschen zu befassen. Und Stoiker sind oft gute Gesprächspartner. Aber im Regelfall lassen sie sich nicht in Smalltalk und Belangloses hineinziehen. Unsere Lebenszeit ist kostbar und verdient es, mit dem verbracht zu werden, was wirklich wichtig ist. Genau dies können auch tolle, wertvolle Menschen sein.

    OX & RE sagen: Anhänger der Stoa sind durchaus bedachte und ruhige Zeitgenossen, seltener Redakteure für die Klatschspalten in der Frauenzeitschrift. Dies macht sie zu etwas weniger «sozialen» Menschen als diejenigen, die mit jedem gut Freund sind und sich vom Austausch eines Gerüchtes ins nächste stürzen. Umgekehrt heißt dies: Wer Zeit mit Stoikern verbringt, was schon vor dem ersten gesprochenen Wort, dass das Gegenüber die gemeinsame Zeit und die eigene Person zu schätzen weiß – und das ist eher eine Stärke.

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    Aus dem Esel einen Elefanten machen

    OX & RE haben lange nachgedacht, ob es ein besseres Tier als den störrischen Esel gibt, um Stoikern gerecht zu werden. Fazit ist: Es gibt keins! Am ehesten vielleicht der Elefant – sensibler Dickhäuter mit klarer Meinung und legendären eigenen Friedhöfen. Versucht mal, einen Elefanten von der Seite umzustoßen oder Euren Willen aufzuzwingen – da macht es Euch der Esel deutlich einfacher.

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