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  • Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

    Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

    Journaling – das Tagebuch für Erwachsene

    Weshalb Journaling als Tagebuch eine stoische Praktik ist und wie uns das Schreiben beim Sortieren unserer Gedanken weiterhilft.

    Hier schreibt jemand fleißig beim Journaling in sein Tagebuch.
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    Was heißt denn hier «für Erwachsene»?

    Zu Beginn der große Disclaimer: Wenn OX & RE hier etwas vom «Tagebuch für Erwachsene» schreiben, soll das nicht abwertend klingen. Also, gegenüber den anderen Erwachsenen, die ohnehin täglich ihre Gedanken in einem Tagebuch oder ähnlichen Journal festhalten. OX & RE denken dennoch, die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff «Tagebuch» eher Teenager als Erwachsene und eher Mädels als Jungs. All dies wird dieser Beitrag radikal ändern – oder wahrscheinlich auch nicht.

    OX & RE schreiben über eine Methode, die Ihr als angehende Stoiker Tag für Tag nutzen könnt. Und wie Ihr durch den Bereich «Wer ist OX & RE?» bereits erfahren habt, ist die Praxis des Journaling ein Grund, weshalb diese Webseite mit Ihren immer neuen Artikeln existiert. Also: Warum der ganze Spaß und lässt sich die Zeit nicht besser nutzen, als Gedanken und Ziele zu Papier oder auf dem Computerbildschirm zu bringen?

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    Wenn alte Männer schreiben …

    Viele Praktiken und Lehren aus der stoischen Philosophie sind ziemlich schwierig zu fassen. Ja, auch Ihr könnt ein Konzept wie die Dichotomie der Kontrolle verstehen und habt trotzdem wenig konkrete Anhaltspunkte, wie sich dies in den eigenen Alltag integrieren lässt. Dies ist mit dem Schreiben eines Journals als Tagebuch anders. Die Anweisung ist nicht nur sehr konkret, sie wurde sogar von den «großen Stoikern» ausnahmslos praktiziert.

    Auch wenn jeweils anders motiviert und ausgeführt, gibt es ausreichend Belege dafür, dass Seneca, Epiktet und Marc Aurel Journaling betrieben haben – zu letzterem kommen wir später noch genauer. Aber selbst Webseiten ohne Bezug zum Stoizismus greifen die Methode von Seneca auf und legen diese ihren Lesern nahe. Neben seinen vielen anderen Berufungen hat er auch Theaterstücke verfasst, hier war die Liebe zum Schreiben somit extrem ausgeprägt.

    Seneca war mehr der Typ «Ich schreibe abends meine Erlebnisse des Tages auf, dann muss ich sie nicht mit ins Bett nehmen». Marc Aurel machte das Journaling eher zur Morgenroutine, um sich auf den Tag und die anstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Wann auch immer Ihr Gedanken und Gefühle zu Papier bringt, regelmäßig gemacht werden sollte es so oder so.

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    Wie geht Journaling denn jetzt genau?

    Ein Journal oder Tagebuch zu schreiben, ist einfach und kann von Euch gerne sehr individuell gestaltet werden. Ihr seht selbst durch die OX & RE Webseite, dass hier kein klassisches Journal entsteht. Trotzdem ist es gut und wichtig, Dinge zu Papier zu bringen. Ob Ihr diese Dinge mit anderen teilen möchtet oder nicht, ist Eure Entscheidung.

    Dinge, die Ihr in Euer Journal schreiben könntet, sind:

    • Fragen, die Euch aktuell in Eurem Leben beschäftigen – mit und ohne Antwort
    • Dinge, die Ihr heute erlebt habt oder Pläne, was Ihr heute umsetzen wollt
    • Gedanken und Gefühle aller Art, die Euch gerade befassen
    • Ziele, die Ihr Euch kurzfristig und langfristig setzt
    • jede Art von Gedanken, den Ihr heute einfach gerne zu Papier bringen wollt

    Noch einmal: Ihr müsst hierfür kein echtes Journal kaufen und Eure Fragen, Ziele & Co. auf echtem Papier niederschreiben. Eine einfache Word-Datei genügt – sie ist vielleicht nicht so charmant wie ein schön verziertes Journal, aber für den Stoiker geht es ja eher um den Zweck und die Zielsetzung dahinter.

    Journaling muss nicht Tag für Tag erfolgen, wie es der Begriff «Tagebuch» nahelegt. Es sollte aber sehr regelmäßig stattfinden. An manchen Tagen hat man schlichtweg keine Gedanken zu äußern, oder manchmal schlichtweg keine Zeit. Doch ähnlich wie bei der Meditation gilt auch hier: Wenn Ihr absolut keine Zeit findet, dies zu tun, ist es umso wichtiger, Zeit genau für diese Tätigkeit zu schaffen. Davon profitiert Ihr in Eurem Leben, heute und morgen.

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    Niemand schreibt hier Bestseller – außer Marc Aurel

    Mit dem Journaling als Tagebuch solltet Ihr keine falschen Ambitionen entwickeln. Es geht nicht darum, den perfekten Roman zu schreiben. Manchmal können es auch Wortfetzen und Halbsätze sein, die Ihr im Journal festhaltet und die Eure Fragen und Ziele besser einfangen. Wer einmal die «Meditationen» von Marc Aurel gelesen hat, kennt diesen Stil von ihm bestens.

    Dieses Buch ist der allerbeste Beleg dafür, dass (und wie) einer der «alten» Stoiker Journaling betrieben hat. Zum Glück ist dieses Buch über zwei Jahrtausende hinweg erhalten geblieben und eine der wichtigsten Grundlagen des stoischen Denkens damals wie heute. Verwechselt Euer Tagebuch beim Journaling aber nicht mit einer Autobiographie. Auch Marc Aurel hatte nie geplant, dass sein Journal und all seine Fragen, Gefühle, Unsicherheiten und Weisheiten der Nachwelt überliefert werden. Zum Glück ist es anders gekommen und die größte Buchempfehlung, die OX & RE für angehende Stoiker geben kann.

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    Junge XY hat mir zugelächelt …

    Ganz am Anfang haben OX & RE über die Teenager-Mädels geschrieben, die am ehesten mit dem «Tagebuch schreiben» verbunden werden. Doch warum eigentlich? Na ja, Pubertät und Erwachsen werden und viele Fragen und Unsicherheiten auf dem Weg in die Erwachsenenwelt. Sehr einfach gesagt: Gedanken ordnen, um mit dem eigenen Leben zurechtkommen und sich seiner Gefühle und Persönlichkeitsentwicklung bewusst zu werden.

    Wenn das Journaling zum Sortieren der Gedanken als Teenager nicht hilfreich wäre, die Methode hätte sich niemals über Generationen hinweg bei Millionen oder Milliarden Teenagern weltweit etabliert. Das Sonderbare: Kaum ist man erwachsen, wird das Leben nicht wirklich einfacher. Man könnte sagen: im Gegenteil! Die Teenager-Gedanken wirken plötzlich so nichtig, wenn man Jahre später noch einmal ins Buch schaut. Hieraus könnte man herleiten, dass es weiterhin sinnvoll ist, Journaling zu betreiben und das Sortieren der Gefühle und Gedankenwelt weiterhin ernstzunehmen.

    Übrigens: Nach Monaten oder Jahren noch einmal auf die Inhalte im Journal schauen, muss niemand. Es hilft eher konkret im Moment des Schreibens. Der Rückblick aufs Journaling bringt manchmal ein paar Aha-Momente oder etwas Nostalgie. Für die (stoische) Wirkung der Methode ist dies aber keine Grundvoraussetzung.

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    Bewusst leben ohne Stift und Zettel

    Ja, es kann sein, dass Ihr nicht einmal ein paar Minuten pro Tag oder Woche opfern könnt, um Journaling zu betreiben. Es wäre gut, aber die Lebensumstände können dagegen sprechen. Dabei ist es so einfach, ein Stück Papier oder ein Notepad auf Eurem Bildschirm sind binnen Sekunden verfügbar.

    Falls Euch das Schreiben nicht liegt und Journaling als Tagebuch nicht «Euer Ding» ist, geht’s natürlich auch anders. Beispielsweise mit einer sehr bewussten Auseinandersetzung der aufkommenden Gedanken und Gefühle im Kopf über einige Minuten hinweg, ohne Ablenkung von außen. Ohne Bewertung des Ganzen, alleine mit innerer Vertiefung. Man könnte hierzu sagen: eine «Meditation» – welche Überraschung.

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  • Marc Aurel – der Superhero des Stoizismus

    Marc Aurel – der Superhero des Stoizismus

    Marc Aurel – der Superhero des Stoizismus

    Wie ein Kaiser zeitgleich der mächtigste Mann der Welt und Philosoph sein kann, der den Stoizismus wie nur wenige Menschen prägte.

    Stoiker Marc Aurel – vor knapp 2.000 Jahren Herrscher von Rom und der Welt
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    Marc Aurel – muss man den kennen?

    Die stoische Philosophie der Antike hat ein paar prägende Köpfe. Ob die griechische Stoa mit Zenon oder römische Vertreter wie Seneca – Stoiker stammten aus zahllosen Lebensbereichen. (Gähn, irgendwelche Namen und Begriffe, OX & RE hofft, Ihr schlaft noch nicht). Für viele moderne Stoiker ist Marc Aurel (auch Mark Aurel oder Marcus Aurelius) die herausragende Gestalt. Dies liegt mit Sicherheit am besonderen Leben Mark Aurels, sowie dem Buch «Selbstbetrachtungen», auch «Meditationen» genannt.

    Es gibt keine «Bibel der Stoiker» – aber wenn doch, wären die «Selbstbetrachtungen» Marc Aurels wohl dieses Buch. Die Inhalte sind zeitlos und lassen sich hervorragend aufs Leben heute anwenden – was bei OX & RE in vielen zukünftigen Artikeln passieren wird. Doch vorher mit diesem Artikel von OX & RE ein bisschen mehr zu Leben und Wirken von Marc Aurel (Schnarch!) – dem Superhero des Stoizismus! (hm?)

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    Wissenswertes zum Leben von Marc Aurel (Oh Gott!)

    Aurel wurde im Jahr 121 geboren. Einer seiner Großväter war Konsul in Rom, zudem bestand eine familiäre Verwandtschaft zum römischen Kaiser Hadrian. Dann kommt der ganze, langweilige Teil, bei dem wir als Schüler schon immer eingeschlafen sind, wenn in Geschichte über Stoizismus gesprochen wurde. Deshalb hier die schnelle Abkürzung:

    Hadrian erkennt das Potenzial von Marc Aurel und adoptiert ihn. Wir reden schließlich vom Alten Rom, wo der Sohn den Vater in seiner Position beerben darf. Aurel soll langsam für das Amt aufgebaut werden – doch Hadrian stirbt und Marcus Aurelius übernimmt das Ruder viel zu früh und ungeplant.

    Marc Aurel ist 19 Jahre lang bis zu seinem Tod 180 Kaiser von Rom. Seine Amtszeit ist geprägt von Kriegen quer durch den Mittelmeerraum mit großer Armut als Folge sowie der Antoninischen Pest – eine Art «Corona der Antike» mit fünf Millionen Toten in wenigstens 15 Jahren. Es gibt ruhigere Zeiten für einen Politiker, damals wie heute.

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    Marc Aurel – der 0 % Donald Trump

    Was heute schnell vergessen wird: Rom war damals der Nabel der Welt. Und Mark Aurel damit für knapp 20 Jahre der mächtigste Mann der Welt. Also eine Art Wladimir Putin. Oder Donald Trump. Oder Cäsar und Nero, um in der damaligen Zeit zu bleiben. Und doch ist Marc Aurel nach allen Überlieferungen das exakte Gegenteil von Trump, Putin & Co.

    Aurel hat die absolute Macht – und ist permanent im Gespräch mit sich, wie er mit dieser Verantwortung umgehen soll. Wie er den Menschen helfen kann, denen er als Kaiser vorgesetzt ist. Wie ein «gutes» und «richtiges» Handeln möglich wird. Schon als junger Mensch befasste sich Mark Aurel mit der Philosophie der Stoiker, die ihm durch seine lange Amtszeit half.

    Als Kaiser traf Aurel viele Entscheidungen, die wir heute als «gut» oder «selbstlos» bezeichnen würden. Für viele gilt er als letzter großer Kaiser Roms. Doch OX & RE möchte Euch keine Geschichtsstunde aufzwingen. Hier gibt es genügend Informationen im Netz, um Details zum historischen Wirken Aurels zu entdecken. In der heutigen (und damaligen) Welt voller Machtpolitiker ist solch eine stoische Natur, die gut und gerecht handelt, kaum vorstellbar.

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    Meditationen – wie Marc Aurel den Stoizismus prägt

    Doch woher wissen wir eigentlich von Mark Aurels Streben nach dem Guten und Gerechten? Von seinen Selbstzweifeln und seinem Anspruch, den Menschen Roms gerecht zu werden? Das Tolle ist: Mark Aurel verrät es uns selbst. Mit einem Buch, das niemals hätte veröffentlicht werden sollen.

    Mark Aurel führt Tagebuch. In seiner stoischen Natur schreibt er abends seine Gedanken, Sorgen und Sichtweisen auf. Und ermutigt sich mit der stoischen Philosophie. Er hat die Verantwortung, er muss vorangehen. Auch hat täglich Krieg und Tod und Armut vor seinen Augen und muss Entscheidungen treffen, für die einzig und alleine er verantwortlich ist.

    Über die Jahre sammeln sich eine Reihe von «Selbstbetrachtungen» an, die nach dem Tod Marc Aurels gerettet werden konnten. Zu Lebzeiten dürfte sie niemand außer ihm gelesen haben. Heute sind die «Selbstbetrachtungen» ein Buch, das regelmäßig zu den wichtigsten Werken der Weltgeschichte gezählt wird. Ein Herzstück der stoischen Philosophie und für manche so etwas wie die «stoische Bibel».

    OX & RE finden, dass das Aufregende an den «Selbstbetrachtungen» Inhalte sind, die uns Menschen aus dem 21. Jahrhundert nur zu vertraut sind. Wenn zu Beginn von Kapitel 5 der «Meditationen» Aurel mit sich ringt, sein Bett und dessen warme Decke zurückzulassen und seinen Aufgaben nachzugehen, wie es die Natur des Menschen und sein Amt von ihm verlangen – man kann sich kaum vorstellen, dass die Zeilen vom mächtigsten Mann der Welt stammen und zwei Jahrtausende alt sind.

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    Zitate und Übersetzungen Aurels mit OX & RE

    Über die Jahrhunderte wurden die «Selbstbetrachtungen» als Buch zahllose Male veröffentlicht und in diverse Sprachen übersetzt. Es lohnt sich, das Buch in verschiedenen Versionen zu lesen, damit Ihr möglichst viel Wissen und Nutzen herausziehen könnt. So mögen OX & RE die aktuelle, englische Übersetzung der «Meditations» von Gregory Hayes.

    Für diese Webseite sind OX & RE so frei, eine eigene Übersetzung der Inhalte in einer modernen, deutschen Sprache anzubieten. Verschiedene Kapitel und Zitate Marc Aurels werden mit Sicherheit zukünftig eigene Artikel erhalten. Hier nur ein winziger Querschnitt von Aurels Natur und Philosophie in vier Zitaten:

    Über die Hürden des Lebens:

    Hürden des Lebens nimmt unser Geist auf und wandelt sie zu seinem eigenen Zweck um. Die Beeinträchtigung unseres Handelns bringt unser Handeln voran. Was uns im Weg steht, wird selbst zum Weg.

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 5.20

    Zum Tod:

    Du könntest jetzt und hier aus dem Leben scheiden. Lass dies bestimmen, was du tust und sagst und denkst.

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 2.11

    Über gutes Handeln:

    Verschwende keine Zeit mit Diskussionen darüber, wie ein guter Mensch sein sollte. Sei einer!

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 10.16

    Zur Gedankenwelt:

    Du hast die Macht über deine Gedanken, nicht über äußere Ereignisse. Erkenne dies, und du wirst wahre Stärke finden.

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 6.3

    Manche dieser Zitate und Inhalte wirken im 21. Jahrhundert eher wie Klischees, nicht wie eine vollwertige Philosophie. Doch genau dies zeigt Natur und Wissen der Stoiker. Manches ist als Wissen so vertraut und überliefert, dass die Lehren der Stoa längst in unserem Leben angekommen sind. Um gut und richtig zu handeln, müsst Ihr vielleicht nicht explizit Stoiker werden – Ihr seid es teilweise schon.

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    Jeder Superhero hat eine dunkle Seite

    Niemand ist der perfekte Übermensch – Marc Aurel ist es auch nicht. Er hat Kriege geführt, wie es von ihm als Kaiser Roms verlangt wurde. Und er dürfte nicht der beste Vater gewesen sein, sondern eher der Workaholic, der eher die Pflichten gegenüber allen Menschen als gegenüber der Familie sah. Sein Sohn Commodus – natürlich auch sein Amtsnachfolger – schlug schnell einen anderen Herrschaftsstil ein und gilt eher wieder als kaiserliches «Monster» à la Nero. Hierfür verweist OX & RE wieder einmal auf die Geschichtsbücher.

    Nobody’s perfect – auch Mark Aurel nicht. Er wird in den stoischen Betrachtungen hier auf OX & RE immer wieder eine Rolle spielen, andere Stoiker kommen auch ausreichend zu Wort. Und ebnen vielleicht auch Euch den Weg zur Philosophie eines Kaisers, dessen Gedanken zu Güte und Vernunft nichts von ihrer Bedeutung verloren haben.

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  • Stoizismus – wofür brauche ich das?

    Stoizismus – wofür brauche ich das?

    Stoizismus – wofür brauche ich das?

    Was ist Stoizismus? Alle Klischees & Wahrheiten von der Kuh im Regenschauer über Marc Aurel bis zur absoluten Emotionskontrolle im Überblick.

    Stoisch dem schlechten Wetter trotzen – eine Tugend.
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    Stoiker – mehr als nur gefühllose Zombies

    Wenn OX & RE mit Menschen über Meditation sprechen, können sich viele etwas darunter vorstellen, selbst wenn man nicht meditiert. Irgendwas mit Gelassenheit und Entspannung und Achtsamkeit eben. Wenn OX & RE stattdessen sagen, sie gehen als moderne Stoiker durchs Leben, herrscht große Leere. Stoizismus? Da war maximal in der Schule etwas, wenn überhaupt. Alte Griechen oder Römer in der Stoa. Ach ja, und «stoische Ruhe». Sind das nicht diese Menschen, die ihre Emotionen komplett abschalten und als gefühllose Zombies durchs Leben gehen?

    So bekannt Meditation und Yoga heutzutage in Deutschland und Europa sind, vor 50 Jahren sah dies noch anders aus. Und vor 2.000 Jahren erst. In den Augen von OX & RE sind die stoischen Tugenden und Einstellungen zum Leben das Europäischste, was sich den fernöstlichen Traditionen wie Buddhismus und Taoismus gegenüberstellen lässt.

    Wie weit die Gemeinsamkeiten und Unterschiede gehen, findet Ihr schrittweise bei OX & RE heraus. Halten wir nur grob fest: Wer sich intensiver mit den Wurzeln von Meditation befasst, wird irgendwann um die Stoiker nicht herumkommen – und umgekehrt.

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    Eine Philosophie? Bitte wach bleiben!

    Zunächst der grausame Satz zur Abschreckung: Stoizismus ist eine philosophische Strömung. Also: eine Philosophie. Das klingt sehr theoretisch und verstaubt. Deshalb vielleicht lieber so: Stoizismus ist eine Art Leitfaden, ein gutes Leben zu führen und besser mit den Menschen um Euch herum zurechtzukommen. OX & RE finden: Das klingt schon interessanter!

    Tatsächlich muss Philosophie nicht trocken und langweilig sein. Sie lässt sich auch in Eurem Leben konkret anwenden. Dies hat nichts mit Religion, Esoterik oder Selbsthilfe zu tun. Jede stoische Tugend funktioniert eher über das Denken, weniger über den Glauben (wie bei Religion) oder das Bewusstsein (wie bei Meditation).

    Zugegeben: Kein Mensch braucht eine Philosophie für sein Leben. Es muss auch kein Mensch meditieren, um die Dinge des Lebens zu meistern. Mit Meditation sind sie jedoch einfacher zu meistern. Und genau dies gilt auch für den Stoizismus. Mit einem stoischen Leitfaden in der Hand lassen sich viele Dinge des Lebens anders sehen und erleben.

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    Was heißt denn hier «moderner Stoizismus»?

    Stoizismus hat seine Wurzeln in der Antike, bei den alten Griechen und Römern. Prägende Stoiker waren Menschen wie Zenon, Epiktet, Seneca oder Marc Aurel. Manche Namen habt Ihr vielleicht schon mal gehört. Alleine diese Namen decken die Bandbreite vom Sklaven über den Naturforscher bis zum Römischen Kaiser ab. Stoische Tugenden scheinen also in jedem Lebensumfeld zu funktionieren.

    Tatsächlich sind die Grundsätze der Stoiker so zeitlos, dass sie heute noch funktionieren. Alleine ein Blick in die «Meditationen» von Marc Aurel zeigen, dass Menschen vor 2.000 Jahren im Alltag mehr oder weniger die gleichen Dinge beschäftigt haben wie uns heute. OX & RE empfinden Stoizismus als absolut zeitlose Philosophie, der egal ist, ob sie auf die Kämpfe im Kolosseum oder den Shitstorm in Social-Media angewendet wird.

    Die Möglichkeiten, stoische Gedanken und Formulierungen ins 21. Jahrhundert zu bringen, gehen ziemlich weit. OX & RE möchte mit den Artikeln in dieser Kategorie ein wenig hierzu beitragen. Und zeigen, wie die Tugend und Erfahrung von Epiktet oder Marc Aurel noch in der heutigen Welt funktioniert. Deshalb «moderner Stoizismus».

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    Wie hängen Stoizismus und Meditation zusammen?

    Es gibt klare Unterschiede zwischen Stoizismus und den fernöstlichen Lehren, die vor 2.000 oder noch mehr Jahren entstanden sind. Beispielsweise im Umgang mit dem Tod und allem danach. Doch dies hält auch Christen oder Muslime nicht davon ab, sich mit Meditation zu befassen und Themen wie die Wiedergeburt im Buddhismus auszuklammern.

    Wenn es um das Leben und den Umgang mit Menschen und der Welt geht, werden die Parallelen zwischen Stoizismus und der Motivation zu meditieren besonders deutlich:

    • Das Ziel ist, als Mensch eine Gelassenheit und Ruhe zu entwickeln.
    • Eine Kontrolle von Gedanken und Gefühlen ist gewünscht, damit diese nicht übermannen.
    • Das Leben und die Welt sollen bewusst wahrgenommen werden.
    • Tugenden wie Weisheit, Mäßigung und Gerechtigkeit sollen das Handeln prägen.

    OX & RE sagen gerne: Stoizismus ist Meditation für Logiker. Der Meditierende gewinnt seine Gelassenheit und Kontrolle über Stunden auf dem Kissen (mit allen neuronalen Veränderungen im Gehirn), der Stoiker durch eine aktive, gedankliche Auseinandersetzung mit sich und der Welt. Soll heißen: Die eine Seite kann die andere Seite hervorragend ergänzen.

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    10 Basics und Werte der Stoiker im Überblick

    Damit Ihr als Einsteiger endlich eine Vorstellung habt, was Epiktet, Seneca & Co. so von sich geben, haben OX & RE hier einige Werte, Tugenden und Ideen der Stoiker zusammengestellt.

    ACHTUNG 1: Es gibt keine «10 Gebote des Stoizismus» oder so etwas. Die folgenden, stoischen Inhalte sind ein Querschnitt aus Themen und Tugenden, die regelmäßig bei verschiedenen Stoikern auftauchen. Stoizismus geht weit hierüber hinaus, eine typische Philosophie für das gesamte Leben eben.

    ACHTUNG 2: OX & RE möchten vor allem bei Einsteigern das Interesse am Stoizismus wecken. Deshalb werden – wie bei vielen Artikeln dieser Seite – manche Inhalte grob vereinfacht. Mehr Weisheit und Tiefe gibt’s durch detaillierte Einzelartikel, die in Zukunft entstehen.

    1. Tapferkeit, Gerechtigkeit, Weisheit und Mäßigung

    Die vier Begriffe werden traditionell als die vier stoischen Tugenden bezeichnet. Euer Handeln und Denken sollte in jedem Moment jeder einzelnen Tugend gerecht werden.

    1. Dichotomie der Kontrolle

    Es gibt Dinge, über die Ihr die Kontrolle habt, und Dinge, die Ihr nicht kontrollieren könnt. Konzentriert Euch alleine auf erstere und verschwendet keine Gedanken an letztere.

    1. Emotionale Ausgeglichenheit

    Seid in der Lage, eine Kontrolle über Eure negativen Gefühle zu entwickeln, damit Euch diese nicht beherrschen. Verstärkt und erfreut Euch jedoch weiterhin an den guten Gefühlen.

    1. Memento Mori – bedenkt Eure Sterblichkeit

    Euer Tod und der Eurer geliebten Mitmenschen sollte Euer täglicher Begleiter in Gedanken sein. Aus dem Memento Mori lässt sich eine größere Qualität für das Leben selbst ziehen.

    1. Amor Fati – liebt das Schicksal

    Im Leben passieren zahllose Dinge, ob Ihr es wollt oder nicht. Schicksal eben. Akzeptiert dieses Schicksal nicht einfach nur, sondern fangt an, es zu lieben, egal was es Euch liefert.

    1. Gleichmütigkeit, nicht Gleichgültigkeit

    Euch als Stoiker sollte nicht alles egal sein. Ihr habt Meinungen und Vorlieben. Ihr könnt jedoch entspannt und gleichmütig damit leben, wenn Eure Vorliebe nicht eintritt.

    1. Negative Visualisierung

    Führt Euch vor Augen, wie Euer Leben sein könnte, wenn Ihr alles verliert oder der Worst Case eines Ereignisses eintritt. Ohne Angst und Sorge. Nur, um vorbereitet zu sein.

    1. Reziprozität der Welt

    Wir alle hängen zusammen und sind voneinander abhängig. Natur und Mensch. Freund und Feind. In einer globalisierten Welt mehr denn je. Behandelt Euch gegenseitig entsprechend.

    1. Lebensfreude durch Tugend

    Materielle Werte und Güter können dauerhaft nicht für ein glückliches und zufriedenes Leben sorgen. Ist die Existenz grundlegend gesichert, kann dies nur die Tugendhaftigkeit.

    1. Alles ist vorhanden

    Für das innere Wachstum ist alles in Euch vorhanden. Ihr tragt alles Wesentliche in Euch, um ein erfülltes und gutes Leben zu führen – unabhängig von den externen Bedingungen.

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    OX & RE hoffen, mit dieser Liste sind mehr Fragen als Antworten entstanden. Wie soll man das denn jetzt erreichen? Warum klingt vieles so anstrengend? Und immer dieser Tod – muss das sein? Hier die kurze Antwort: Es gibt keine kurze Antwort!

    Zenon, Marc Aurel, die Philosophen der Stoa in der Antike und andere kluge Köpfe der letzten 2.000 Jahre haben sich mit den stoischen Fragen befasst. Jeder auf seine Weise. OX & RE werden dies auch tun – in vielen Artikeln, die wir in Zukunft bearbeiten und veröffentlichen werden.

    Und auch wenn Ihr keine modernen Stoiker werden wollt – lasst Euch von einzelnen Gedanken und Ideen inspirieren. In einem (digitalen) Zeitalter, in dem Tugenden, emotionale Kontrolle und ein guter Umgang mit anderen Menschen immer stärker in den Hintergrund treten, ist Stoizismus vielleicht wichtiger denn je.

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  • Memento Mori – der Tod ist kein Ereignis

    Memento Mori – der Tod ist kein Ereignis

    Memento Mori – der Tod ist kein Ereignis

    Was Memento Mori auf Deutsch bedeutet und weshalb Stoiker sich so intensiv mit dem Tod befassen, um das Leben noch mehr zu schätzen.

    Memento Mori – diese Schädel können nicht mehr an den Tod denken.
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    Breaking News: Wir alle sterben!

    Wir Stoiker sind dem Klischee nach ja ein fröhliches und ausgelassenes Völkchen. Wir beharren stur auf unserer Meinung, gehen völlig emotionslos durchs Leben und gehen immer nur vom Schlimmsten aus – mit anderen Worten: Wir sind der Mittelpunkt der Party! Um das Ganze etwas aufzulockern, widmen sich OX & RE deshalb sehr früh einem Thema, das garantiert den letzten Skeptiker abholt: der Tod, juhu!

    Das «Memento Mori» und die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit liegt dem Stoiker am Herzen. Nicht nur ihm, über die Epochen hinweg befassen sich genügend andere Philosophien und Denker mit Themen wie Sterben und Vergänglichkeit. OX & RE erklären Euch, was «Memento Mori» auf Deutsch heißt und warum dies am Ende des Tages (no pun intended!) doch etwas Positives ist.

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    Eine (ambitionierte) Übersetzung von Memento Mori

    Eine Übersetzung von Memento Mori von Latein ins Deutsch ist schwieriger, als es zwei Wörter alleine vermuten lassen. Die einfachste Übersetzung wäre vielleicht «Bedenke den Tod» oder «Bedenke die Sterblichkeit». In Englisch lässt sich oft «Remember that you die» finden. Also eher: «Bedenke, dass du sterben musst».

    Wer ein bisschen tiefer ins Latein eintaucht (Halt! Bitte nicht einschlafen!), findet andere Übersetzungen, die hierzu besser passen. Ein «Memento moriendum esse!» kommt der genannten Interpretation in Englisch wohl näher.

    Für OX & RE liegt hierin schon Potenzial für eine neue, positive Seite des Memento Mori. Über den Tod nachzudenken, ohne die eigene Sterblichkeit in den Vordergrund zu stellen, ist eher ein Nachdenken über Veränderung. Ja, ich sterbe. Aber alles um mich herum auch, Mensch, Tier und Pflanze. Euer Smartphone. Die Blätter der Bäume vor Eurem Fenster verrotten, bis im nächsten Frühjahr neue wachsen. Ohne Leben kein Sterben. Und alles in Veränderung.

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    Weshalb der Tod kein Ereignis ist

    OX & RE wissen: Niemand befasst sich gerne mit dem Tod. Familienmitglieder, Freunde und Haustiere sterben. Trauer zu tragen, ist das Natürlichste der Welt, auch wenn Stoiker eine eigene «Trauerkultur» haben. Dazu sicherlich später noch ein Artikel.

    Memento Mori heißt auch nicht: «Denkt an den Tod, geratet in Panik und weint viel.». Je nach Übersetzung in Deutsch, Englisch oder andere Sprachen geht ein wichtiger Aspekt schnell unter: Sterblichkeit ist nichts, was zum Ende des Lebens eintritt. Sie ist jetzt schon präsent.

    Für viele Menschen ist das Leben über die meiste Zeit hinweg keine Auseinandersetzung mit dem Tod. Über die Jahrzehnte wird man in wenigen Momenten radikal an ihn erinnert, beispielsweise durch das Versterben eines geliebten Menschen (oder Tieres). Die eigene Vergänglichkeit (und ein Nachdenken hierüber) ist etwas, das kurz vor dem Tod stattfindet.

    Der Tod ist aber kein Ereignis, dass am Ende des Lebens stattfindet. Das «Mori», die zu bedenkende Sterblichkeit, ist ein Zustand. OX & RE und Ihr alle da draußen seid sterblich, jetzt und hier. Morgen auch wieder. Vergänglichkeit ist ein Zustand, der in jeder Sekunde vorliegt und so langsam voranschreitet, dass man ihn im Alltag kaum bemerkt. «Memento Mori» heißt deshalb auch: Wieder und wieder über das Leben jetzt und hier nachdenken.

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    Memento Mori – eine Botschaft fürs Leben

    Regelmäßig über die Sterblichkeit von Euch und anderen nachzudenken, hat eine vertraute und eine neue Seite. Setzt Euch in Ruhe hin und führt Euch vor Augen: «Okay, ich bin sterblich, und die Menschen, die mir etwas bedeuten, sind es auch.». Das Ganze löst Gedanken und Gefühle aus. Die vertraute, alte Seite ist hierbei:

    «Der Moment kommt, wenn ich nicht mehr bin. Oder die Menschen, die ich liebe. Das macht mich traurig. Ich habe Angst davor.»

    Die neue Seite, auf die das Memento Mori abzielt, und die zu schnell vom genannten Gedanken überdeckt wird, ist:

    «Wie gehe ich eigentlich mit meinem Leben und dem meiner vertrauten Menschen um, wenn ich um ihre Sterblichkeit weiß? Wenn ich und alle um mich herum unsterblich wären, müssten wir anders miteinander umgehen, als wir es heute tun. Worin liegen die Unterschiede, wenn ich weiß, dass ich oder die geliebten Menschen um mich herum nicht mehr sind?»

    Antworten hierauf haben eine praktische und eine moralische Seite. Für die moralische Seiten eines der bekanntesten Zitate von Marc Aurel:

    Du könntest jetzt und hier aus dem Leben scheiden. Lass dies bestimmen, was du tust und sagst und denkst.

    Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 2.11

    Wie vieles in der stoischen Literatur lässt sich auch dies vielfältig interpretieren. Im Zitat steckt, nicht noch «zahlreiche Rechnungen offen zu haben». Mit einem guten Gewissen aus dem Leben zu gehen. Und zu wissen, dass die letzten Worte, die man heute zu einem Freund oder Fremden gesagt hat, wirklich die letzten gewesen sein könnten.

    Der praktische Aspekt des «Memento Mori» ist die berühmte Frage: «Was mache ich eigentlich aus meinem Leben?». Ja, viele Eurer Wünsche des Lebens bleiben unerfüllt. Ja, Ihr lebt vielleicht nicht den Traum von Reichtum, Berühmtheit, einer glücklichen Familie, whatever. Aber das beantwortet nicht die Frage, was Ihr aus Eurem Dasein macht. Tag für Tag!

    Auf das eigene Leben zu schauen und zu merken: «Ich verschwende viel Zeit. Alles läuft monoton ab. Da muss doch mehr sein. Wieso ist alles so beschissen?» ist genauso hart wie üblich. Das Memento Mori auf Deutsch regt deshalb wieder und wieder zur Reform des Lebens und eigener Sichtweisen an. Und dazu herauszufinden, ob die negativen Gefühle rundum den Tod ein Deckmantel für die negativen Gefühle rundum das eigene Leben sind.

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    Stoische Statements und sonstige Literatur

    Wer ein bisschen durch Literatur und Religion der letzten Jahrtausende stöbert, wird erkennen: Sterben und Vergänglichkeit sind durchgängig Thema. In der Kunst ist Vanitas und ihre Symbolik in der Antike über den Barock bis in die Neuzeit zu finden. Jedes Buch der großen Literatur und jeder legendäre Film funktionieren nur, weil sie (mindestens) einen von zwei Aspekten behandeln: Liebe und/oder Tod.

    Religion setzt häufiger den Fokus auf den moralischen Aspekt des «Memento Mori». Nach den Lehren der jeweiligen Religion gibt es ein Erleben in der Nachwelt, das sich durch richtiges Handeln im Diesseits positiv beeinflussen lässt. Man möge bedenken, wenn man jetzt und hier handelt, was dies für später bedeutet.

    Das Memento Mori funktioniert natürlich ohne Religion. Wenn Menschen heutzutage einer Religion angehören, ist dies kaum mehr die römische oder griechische Götterwelt aus den Zeiten der Stoiker. Es muss auch kein klassisches Jenseits auf den Sterblichen warten. Im frühen Buddhismus lässt sich mit dem «maranasati» ein gut passendes Gegenstück zum «memento mori» finden.

    Literatur und Kunst in Latein, Deutsch, Englisch oder Emojis gehen anders mit den Themen um. Zum Beispiel der griechische Dichter Horaz, der schon wenige Generationen vor den großen Stoikern ein Zitat prägte, das heute auf Millionen Postern und bestickten Handtüchern zu finden ist:

    Carpe diem – Nutze/pflücke den Tag!

    Horaz, Ode „An Leukonoë“

    Mit «Carpe diem» kann man Menschen hervorragend abholen. Mit «Memento Mori» nicht so einfach, weil zu dunkel und der Tod und überhaupt. Doch beide Leitmotive haben die gleichen Wurzeln. Der Unterschied liegt, wie so häufig im Stoizismus, in der Rationalität und Argumentation. Einfach gesagt:

    Wenn Ihr Euch fragt: «Carpe diem – warum eigentlich und warum gerade heute?», sagt der Stoiker, «Hallo? Weil es morgen vielleicht schon zu spät ist.». Und recht hat der Stoiker, der mit seiner Logik und Härte noch in Hunderten von Jahren das unschlagbare Partyanimal sein wird – Trauerfeiern inklusive.

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